Ein Waldstück
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Symbolbild Wald

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"Waldpakt" unterzeichnet: Schulterschluss mit Waldbesitzern

Die Bayerische Staatsregierung hat in Kelheim einen "Waldpakt" unterzeichnet. Ziel sei, gemeinsam mit den Forstbesitzern die richtige Balance aus Schutz und Nutzung der Wälder zu finden. Bund Naturschutz und LBV geht der Waldpakt nicht weit genug.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

In Kelheim haben am Sonntag beim Bayerischen Waldtag Ministerpräsident Markus Söder und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (beide CSU) gemeinsam mit verschiedenen Forstverbänden den "Waldpakt Bayern" unterzeichnet. Er soll ein Schulterschluss mit den bayerischen Waldbesitzern sein - und ein Pakt für die gesamte Gesellschaft. Der Bund Naturschutz in Bayern kritisiert, dass der Waldpakt zu kurz greife und nichts Neues bringe. Und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) bedauert, dass in dem Pakt kaum konstruktive Beiträge zum Arten- und Naturschutz vorkommen.

Söder: "Richtige Balance aus Schützen und Nützen"

Mehrere Tausend Waldbesitzer sollen vor Ort gewesen sein, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. Söder sagte in seiner Rede, Bayern sei Waldland. Der Waldpakt sei "ein klares Bekenntnis zu unserer Lebensart und zum Eigentum". Man wolle damit "die richtige Balance aus Schützen und Nützen" der Wälder schaffen, so Söder weiter. Die Bayerische Staatsregierung wolle keine Stilllegung von Flächen und kein Verbot von Holzheizungen. Holz sei ein nachhaltiger und natürlicher Rohstoff.

"Es ist wichtig, dass unser Wald zum Klimawald umgebaut wird, aber mit den Waldbesitzern und nicht gegen sie." Ministerpräsident Markus Söder zum Waldpakt
Blick auf Baumkronen im Wald
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"Waldpakt" unterzeichnet: Schulterschluss mit Waldbesitzern

Klimawandel gewaltige Herausforderung für die Wälder

Forstministerin Kaniber sieht in dem Waldpakt eine partnerschaftliche Richtschnur für eine dauerhaft erfolgreiche Waldpolitik im Interesse der gesamten Gesellschaft. Der rasante Klimawandel sei eine gewaltige Herausforderung, so Kaniber.

Sie kritisierte die Bestrebungen auf Bundes- und Europaebene, die Waldbewirtschaftung und Holznutzung erschweren würden. Der Waldpakt strebe eine schnelle und wirksame Anpassung der Wälder an die Folgen des Klimawandels an - zur Sicherung von Holznutzung, Biodiversität und Erholung. Deswegen brauche es Förderprogramme, Finanzierungsquellen, waldverträgliche Wildbestände und mehr Fachkräfte. In Bayern gibt es rund 700.000 Waldbesitzer.

Waldpakt als Richtschnur für das zukünftige Handeln

Der Waldpakt soll als Richtschnur für das wald- und forstpolitische Handeln der kommenden Jahre dienen, heißt es in dem elf Seiten umfassenden Dokument. Gemeinsames Ziel sei der "Aufbau und Erhalt gesunder, zukunftsfähiger Wälder" als Voraussetzung für alle Leistungen, die Wälder erbringen".

Der sogenannte "Bayerische Weg" in der Waldpolitik hat laut dem Waldpakt folgende Grundsätze:

  • aktive Waldbewirtschaftung statt Stilllegung und Nutzungsverzicht
  • umfassende Nachhaltigkeit
  • nachhaltige Forstwirtschaft ist Klimaschutz
  • Freiwilligkeit statt Ordnungsrecht
  • staatliche Beratung und Förderung für Waldbesitzer
  • flächendeckend waldverträgliche Wildbestände
  • Eigentümerwillen und Eigenverantwortung der Grundeigentümer respektieren
  • biologische Vielfalt in bewirtschafteten Wäldern sichern
  • Finanzierung der klimabedingten Herausforderungen
  • Waldpolitik als gemeinsame Verpflichtung von Bund und Ländern
  • Honorierung von Ökosystemleistungen
  • Bekenntnis zur Energie aus dem Wald
  • Neuausrichtung der EU-Waldpolitik

An Trockenperioden und Extremwetterereignisse anpassen

Die extremen Trockenjahre 2018, 2019 und 2022 zeugten von den Folgen des Klimawandels. An wärmere Temperaturen, Trockenperioden und häufigere Extremwetterereignisse müsse man sich anpassen. Weiter heißt es, labile Nadelholz- und akut geschädigte Laubholzbestände müssten in klimastabile Wälder überführt werden. Wälder sollen natürlich wie künstlich verjüngt werden und möglichst vielfältig in der Wahl der Baumarten und Herkünfte sein. Es brauche waldverträgliche Schalenwildbestände auf ganzer Fläche und ein institutionenübergreifendes Kalamitätsmanagement. Probleme sieht der Waldpakt im Fachkräftemangel im Sektor Wald/Forst.

Bund Naturschutz kritisiert den Waldpakt

In einem Statement des Bund Naturschutzes (BN) heißt es, man begrüße, dass Staatsregierung und Forstverbände die große Bedeutung zukunftsfähiger Wälder herausstellen. Man sehe auch einige Gemeinsamkeiten wie Wald vor Wild oder dass man beim Hausbau statt auf Beton auf Holz setzt. Bei vielen Punkten greife der Waldpakt aber zu kurz und bringe nichts Neues, so die Kritik.

"Zum Ersten sehen wir ein Versagen der Staatsregierung beim Klimaschutz, die viele wirksame Maßnahmen ablehnt, wie Tempolimit, wodurch der CO2-Ausstoß reduziert würde. So sind wir und die Wälder mit einer ausufernden Klimakrise konfrontiert, für die die Staatsregierung eine Mitverantwortung trägt. Eine Klimakrise, die Wälder auf riesigen Flächen zum Absterben bringt." Ralf Straußberger, BN-Waldexperte

BN: Es gebe keine Ziele für den Schutz von Naturwäldern

Zum Zweiten komme für den Bund Naturschutz die immense Bedeutung der Wälder als Kohlenstoffspeicher und für die Biodiversität im Waldpakt zu kurz. "Vor wenigen Jahren wollte Ministerpräsident Söder den Staatswald zum Klimawald machen. Davon liest man nichts mehr. Auch ambitionierte Ziele für den Schutz von Naturwäldern gibt es nicht, obwohl Naturwälder die besten Kohlenstoffspeicher sind", kritisiert BN-Waldexperte Ralf Straußberger.

LBV: Keine Aussagen zur Vermeidung von weiterer Waldzerstörung

Auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern hat sich zum Waldpakt geäußert. Er begrüße, dass die Bayerische Staatsregierung dem Wald eine hohe Bedeutung beimesse. Der LBV bedauert allerdings, dass in dem Pakt kaum konstruktive Beiträge zum Arten- und Naturschutz vorkommen. Insbesondere bemängelt der Naturschutzverband, dass darin ein kategorischer Gegensatz zwischen Waldbewirtschaftung und Nutzungsverzicht konstruiert wird. Ebenso fehlen klare Aussagen darüber, wie der weiteren Waldzerstörung durch Straßen, Gewerbe- oder Neubaugebiete entgegengewirkt werden kann. "Ein Bekenntnis zu Waldschutzgebieten wäre ein wichtiges Signal für die Zukunft gewesen. Diese Chance haben die Unterzeichnenden verpasst", erklärt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV und Gast beim Waldtag in Kelheim.

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Bei der Unterzeichnung des Waldpaktes in Kelheim

Aussteller informierten zum Thema Wald

Eingeladen zum Waldtag in Kelheim hatten die Bayerische Waldbauernschule und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Abensberg-Landshut. Markus Söder hatte die Schirmherrschaft inne. Über 90 Aussteller und Partner warben für den Wald – von der Forsttechnik über Verbände bis hin zum modernen und historischen Handwerk. Holzschnitzer und Bildhauer zeigten ihre Werke, Waldbesitzervereinigungen und Naturschutzverbände erklärten ihre Arbeit. Es gab Mitmach-Aktionen für die ganze Familie.

Waldbauernschule feierte 20-jähriges Bestehen

Auf dem Goldberg feierte die Waldbauernschule im Rahmen des Waldtags zugleich ihr 20-jähriges Jubiläum. Die Bayerische Waldbauernschule ist ein Gemeinschaftsprojekt von Freistaat und Verbänden zur Aus- und Fortbildung der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Ein zwei Kilometer langer Parcours führt durch den Schulwald mit mehr als 20 Stationen zur Erkundung.

Praktische Vorführungen zur Waldbewirtschaftung und Waldpflege boten einen Einblick in die Arbeit in Wald und Forst: Zu sehen waren unter anderem Forsttechnik und Spezialmaschinen, zwei Mobilsägen sowie die Holzrückung mit Pferden und Baumkletterern. Auch kurze Fachvorträge und Hausführungen standen auf dem Programm, außerdem gab es waldpädagogische Aktionen für Kinder und Familien sowie Greifvogelvorführungen. Zusätzlich konnten sich Interessierte auf dem Gelände der Waldbauernschule an über 60 Ständen zu den Themen Wald/Forst/Holz informieren.

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