Die britische Band Strawbs in einem Londoner Aufnahmestudio im Jahr 1971.
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Einst entstanden Hits in Studios wie diesem: Den Job von Mensch und Mischpult übernehmen einige KIs heute schon mehr als beeindruckend.

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Alles nur geklaut? KI-App Udio kopiert Stars wohl etwas zu genau

Helene Fischer oder Farin Urlaub auf Knopfdruck: Das von Ex-Google-Mitarbeitern entwickelte "Chat-GPT für Musik" namens Udio funktioniert wohl etwas zu gut.

Krachende Gitarren und eine leicht ironische Männerstimme, die dazu deutsche Texte singt: Das klingt verdächtig nach Farin Urlaub, dem Sänger der Band Die Ärzte – ist aber von der Musik-KI Udio. Dabei dürfte das eigentlich gar nicht möglich sein.

Udio erstellt Songs aus Texteingaben

Udio wurde von einigen Monaten von einer Gruppe ehemaliger Google-Mitarbeiter gegründet und konnte schnell einige namhafte Investoren gewonnen – darunter auch prominente Musiker. Aktuell lässt sich Udio nach Anmeldung kostenfrei nutzen und erstellt Songs aus Texteingaben. Die Songtexte dazu schreibt die KI entweder selbst oder verwendet einen Songtext, den der Nutzer ihr mitgegeben hat. Schließlich bestimmt der Nutzer noch, welchen Musikstil sie möchten.

Helene Fischer und Die Ärzte auf Knopfdruck?

Wie gut das im Ergebnis funktioniert, zeigt ein kleiner Versuch. Getextet wurde übrigens von ChatGPT:

Udio weist in seinen FAQ (externer Link) ausdrücklich darauf hin, dass die Stimmen bekannter Künstler nicht verwendet und ihre Namen in der Befehlszeile (dem sogenannten Prompt) außerdem mit generischen Genre-Tags wie "Pop Rock" oder "Dance Pop" ersetzt werden.

Beim Versuch, Musik im Stil von Helene Fischer oder Farin Urlaub zu produzieren, geschah das auch genau so. Die Ergebnisse sind nichtsdestotrotz sehr, sehr nah dran am von uns gewünschten Künstler und gehen zumindest als Soundalikes durch: Ein in der Werbebranche üblicher Begriff für Songs, die so klingen, als ob – nur, dass man sich damit teure Lizenzgebühren für die Originale spart.

Kein Kommentar der betroffenen Künstler

Auf Nachfrage bei den Managements beider Künstler wollte man sich unter anderem "aus Zeitgründen" dazu nicht äußern. Auch von Udio gab es dazu bislang keine Reaktion, auf der Website beteuert man, höchst bestrebt" darin zu sein, "Künstler zu fördern". Die auf der Website als Pressekontakt angegebene E-Mailadresse dort existiert aber anscheinend nicht und schickt eine Fehlermeldung zurück.

Musiker fordern Schutz vor KI

Erst vor wenigen Tagen haben mehr als 200 prominente US-Musikerinnen und Musiker in einem offenen Brief einen besseren Schutz geistigen Eigentums gefordert, den sie durch KI bedroht sehen. Billie Eilish, Nikki Minaj und Stevie Wonder, aber auch viele kleinere Künstler zählen zu den Unterzeichnern des Briefs.

KI bedient sich kostenlos an lizensierten Songs

Problematisch an Programmen wie Udio oder auch dem Konkurrenten Suno ist der Umstand, dass sie ihre KIs zwar mit urheberrechtlich geschützter Musik trainieren, die Rechteinhaber aber dafür nicht bezahlen – zumindest bislang. Eine rechtliche Grauzone, die ChatGPT-Betreiber OpenAi bereits eine ganze Reihe von Klagen beschert hat, unter anderem von der New York Times.

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