Ein Ordner mit einem Aufkleber "Riester-Rente" steht in einem Regal.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jonas Walzberg

Viele haben sie vor Jahren auf Empfehlung der Bundesregierung abgeschlossen: Die Riester-Rente. Doch die Rendite ist mager.

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Riester-Rente – ein Auslaufmodell?

Experten raten schon lange von einer Riester-Rente ab. Nur in Ausnahmefällen kann sich ein solcher Sparvertrag lohnen. Eine bessere Alternative soll eigentlich von der Bundesregierung entwickelt werden. Doch sie lässt noch auf sich warten.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Die Riester-Rente ist ein elementarer Bestandteil der Rentenreform, die im Jahr 2001 die rot-grüne Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerd Schröder beschlossen hat. Mit dieser Reform wurde das Rentenniveau gesenkt. Die Riester-Rente, die jeder Bürger freiwillig und in Eigenverantwortung abschließen kann, soll die entstandene Lücke schließen. Sie ist eine private, kapitalgedeckte Form der Altersvorsorge, die der Staat durch Zulagen und steuerliche Erleichterungen unterstützt.

Schon damals hieß es, die Riester-Rente und die Rürup-Rente (seit 2005 für Selbständige), seien zu teuer, zu kompliziert und für die Versicherten letztlich wenig attraktiv. Eine Debatte, die bis heute anhält.

Renditen deutlich niedriger als gedacht

Befeuert wird die Debatte durch eine Studie, die vor kurzem "Finanzwende e.V." veröffentlicht hat. Die Verbraucherschutzorganisation hat im vergangenen Jahr 111 Riester- und Rürup-Produkte untersuchen lassen.

"Das Ergebnis war trostlos. Im Schnitt kamen die Angebote auf 0,8 Prozent Renditeerwartung. Das zeigt einmal mehr, es kommt zu wenig für die Altersvorsorge der Menschen an." Britta Langenberg, "Finanzwende" e.V.

Für Britta Langenberg, die bei Finanzwende für den Verbraucherschutz zuständig ist, zeigt die Studie, dass die Versicherten auch angesichts der aktuell hohen Inflation ein schlechtes Geschäft machen. Eigentlich, so Langenberg, sollten Altersvorsorgeprodukte nach Vorgaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) über die gesamte Laufzeit eine Mindestrendite von zwei Prozent abwerfen. „Davon sind wir weit entfernt!“

Erst ab dem 90. Geburtstag wird es rentabel

Die Berechnungen variieren sehr stark. Nach Berechnungen von Finanzwende müssen Riester-Versicherte 99 Jahre alt werden, Rürup-Versicherte sogar 100 Jahre. Diese Zahlen belegen deutlich, so Verbraucherschützerin Langenberg, dass man über die Zukunft der Produkte sprechen müsse. In der aktuellen Form profitierten nur die Anbieter, die ein gutes Geschäft machten.

Wie hoch ist die monatliche Rente?

Eine klare, einheitliche Aussage lässt sich nicht treffen. Das Portal "Ihre Vorsorge", das von der Deutschen Rentenversicherung betrieben wird, hält sogar die Berechnungen im Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung für zu hoch. Die meisten Kunden könnten die angenommenen Maximalforderungen nicht erfüllen. Sprich, sie zahlen weniger und nicht so lange ein, wie in den Berechnungen unterstellt wird.

Das Portal beruft sich auf Rückmeldungen von Verbraucherzentralen, die eine Spanne von 40 bis 200 Euro Zusatzrente pro Monat nennen. Realistischer seien aber Auszahlungen von unter 100 Euro pro Monat. Eher zwischen 60 und 80 Euro, ist auf der Homepage zu lesen.

Sollen Versicherte einen Riester-Vertrag kündigen?

Nein, wer kündigt, muss alle staatlichen Zulagen zurückzahlen. Gleichzeitig bleibt er auf allen Kosten sitzen (Abschlussgebühr, Verwaltergebühren etc.) Besser ist es, den Vertrag bis zum vereinbarten Rentenalter beitragsfrei zu stellen. Ältere Verträge laufen bis zum 62, Lebensjahr, neuere bis zum 65.

Für wen lohnt sich ein Riester-Vertrag heute noch?

Verbraucherschützer sprechen sich überwiegend gegen den Abschluss einer neuen Riester-Rente aus. Martin Klotz von "Finanztip" macht eine einzige Ausnahme.

"Eine Riester-Rente könnte sich für Familien oder Alleinerziehende rentieren, die viele Kinder haben. Das hängt damit zusammen, dass die staatlichen Zulagen sehr hoch sind." Martin Klotz, "Finanztip"

Die Grundzulage liegt bei 175 Euro pro Person und Jahr. Die Kinderzulage liegt für Kinder, die bis 31. Dezember 2007 geboren sind, bei 185 Euro je Kind. Für jüngere Kinder gibt es 300 Euro je Kind.

Ist die Riester-Rente ein Auslaufmodell?

Die Zahlen sagen ganz klar, dass die Attraktivität deutlich gelitten hat. Vor wenigen Jahren gab es noch rund 16,5 Millionen Verträge in Deutschland. Mittlerweile sind es nur noch 15,7 Millionen. Viele Anbieter haben sich aus dem Neugeschäft zurückgezogen und verwalten nur noch die Altbestände. Bis die ausgezahlt werden, dürfte es noch mehrere Jahrzehnte dauern. Negativ wirkt sich auch die Zinsentwicklung aus: 2001 lag die Mindestverzinsung für Lebens- und Rentenversicherungen noch bei 3,25 Prozent. Derzeit beträgt sie nur 0,25 Prozent.

Kommt eine Reform noch in dieser Legislaturperiode?

Im Koalitionsvertrag der Ampelregierung ist die Reform der Altersvorsorge ein wichtiges Thema. Eine Arbeitsgruppe hat bereits erste Vorschläge gemacht. Das staatliche Zulagensystem soll erhalten bleiben, aber bei den Anlageprodukten soll es risikoreichere und vermeintlich rentablere Anlageklassen wie ETFs geben. Das bedeutet aber auch, dass die Rückzahlungsgarantie bei den eingezahlten Geldern nicht mehr bei 100 Prozent liegen kann. Im Moment sind das alles Vorschläge.

Die Bundesregierung dürfte das Thema noch in diesem Jahr angehen, vermuten Experten. Die viel diskutierte "Aktienrente" hat mit Riester nichts zu tun. Sie soll die Gesetzliche Rentenversicherung effektiver und rentabler machen.

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