Die Geschichte des ARD-Politmagazins Von den Anfängen bis heute
Als Vorgänger von report MÜNCHEN geht am 25. Oktober 1960 das Magazin "ANNO - Filmberichte zu Nachrichten von gestern und morgen" auf Sendung. Damit ist ANNO das erste politische Magazin der ARD.
Hartnäckige Recherchen, unbequeme Standpunkte. Seit Jahrzehnten sorgen die ARD-Politikmagazine aus München für Gesprächsstoff. Stories, Skandale, Schlagzeilen - ein spannender Streifzug durch investigative Recherchen und hautnah erlebte Zeitgeschichte.
Helmut Hammerschmidt
Da es im deutschen Fernsehen noch kein Auslandsmagazin gibt, behandelt ANNO nicht nur innenpolitische Themen, sondern auch viel Internationales. Von Anfang an spielt dabei die Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Vergangenheit eine wichtige Rolle. In der ersten Sendung berichtet ANNO über die Verhaftung des SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann. Über den Prozess gegen Eichmann wird in ANNO regelmäßig informiert und damit über den Massenmord an Juden aufgeklärt. Bis heute spielen Themen zum deutsch-jüdischen Verhältnis in report eine zentrale Rolle.
Hans Heigert
Am 5. August 1962 sendet der Bayerische Rundfunk seine erste Magazinsendung unter dem Namen report. Erfinder des neuen Titels ist Redaktionsleiter Dagobert Lindlau. Man entscheidet sich für diesen Namen, da mit dem Wort report nicht nur ein international verständlicher und gebräuchlicher Titel gefunden ist, sondern auch, weil der Begriff "report" ein für das Format passendes journalistisches und filmisches Genre repräsentiert. Die neue Ära Heigert/ Lindlau findet ihren sichtbaren Ausdruck in einem neuen Sendungstrailer. Und dieser macht sofort deutlich, was report zu bieten hat: Reportagen pur.
Klaus Stephan
1970 wird Klaus Stephan neuer Redaktionsleiter und Moderator von report aus München. Von 1972 bis 1977 existiert eine Redaktionsgemeinschaft zwischen den beiden ARD-report-Sendungen aus München (BR) und aus Baden-Baden (SWF). Die Gesamtleitung des vereinigten Magazins wechselt jährlich, die Moderation von Sendung zu Sendung. Beide Sender unterhalten zwar eine eigene report-Redaktion, doch wegen der engen Kooperation finden sich zum Teil dieselben Autoren in den Ausgaben des SWF und des BR. Auslandsthemen spielen bei report immer noch eine wichtige Rolle.
Günther von Lojewski
Für großes Aufsehen sorgt 1984 eine Durchsuchungsaktion der Bundesanwaltschaft in den Räumen der report-Redaktion. Der Auslöser: ein report-Film über den geheimen „Bundeswehrplan 1985 - 1997“. Darin werden Mängel in der Luftverteidigung und Lücken bei der Finanzierung von Bundeswehrprojekten aufgedeckt. Fahnder des BKA beschlagnahmen die geheime Akte. Begründung: ein potentieller Feind hätte aus Kenntnis des Bundeswehrplans Vorteile ziehen können, die die äußere Sicherheit der Bundesrepublik gefährdeten. Die brisante Akte sei, so der damalige Verteidigungsminister Wörner, das „Interessanteste, was es für einen potentiellen Gegner“ zu wissen gebe und dürfe deshalb auch in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt nicht „unbefugt herumliegen“. Unliebsame Erinnerungen an die Spiegel-Affäre aus dem Jahr 1962 wurden wach.
Heinz-Klaus Mertes
Die friedliche Revolution in der DDR, die deutsche Wieder-vereinigung und die Aufarbeitung des DDR-Unrechts sind Anfang der neunziger Jahre die wohl wichtigsten Themen von report aus München. Am 16. Januar 1990 sendet report aus München eine Sondersendung live aus Dresden. Fast jeder fünfte Fernsehzuschauer hat an diesem Abend report eingeschaltet. Auch zu anderen weltgeschichtlichen Ereignissen gibt es report-Extra Ausgaben. Der Zusammenbruch der Sowjetunion und der Golfkrieg werden in monothematischen Sendungen mit Filmbeiträgen und zahlreichen Live-Konferenzschaltungen in die Regionen aufgearbeitet.
Andreas Bönte
Große Polit-Skandale sorgen Ende der neunziger Jahre und Anfang des neuen Jahrtausends für Aufregung in der Bundesrepublik. Ob CDU-Spendenskandal, die Affäre um Jürgen W. Möllemann oder bestechliche SPD-Politiker in Nordrhein-Westfalen: report München ist immer vorne mit dabei, wenn es um die Aufklärung von Politaffären in Deutschland geht. Besondere Aufmerksamkeit erreichte dabei die CDU-Spendenaffäre. Aufgrund von report-Recherchen muss der damalige CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble ein weiteres Treffen mit dem Waffenhändler Schreiber und damit eine Lüge vor dem Bundestag eingestehen. Wenige Tage nach der report-Sendung tritt Wolfgang Schäuble von all seinen Parteiämtern zurück.
Stephan Keicher
2005 – 2020: Immer wieder steht die Welt unversehens vor ganz neuen, nie dagewesenen Problemen. Der GAU in Fukushima, die Lehmanpleite 2008 und die darauffolgende Wirtschafts- und Finanzkrise, die Euro-Krise: Politik und Wirtschaft sind untrennbar miteinander verbunden. 2015: Nachdem Europa lange Zeit beim Thema „Flucht und Vertreibung“ wegschauen konnte, wird es nun mit voller Wucht damit konfrontiert: Die Flüchtlingskrise beherrscht bis heute die außen- und innenpolitische Diskussion. Hinzu kommt eine Welle rechtsradikaler und islamistisch motivierter Anschläge. Und dann 2020: Das Covid 19-Virus legt auf einen Schlag die Welt lahm – monatelang steht das Leben still. Die Politik erlebt eine nie dagewesene Bewährungsprobe. Report MÜNCHEN ist bei allen Diskussionen nah dran und oftmals live vor Ort, beleuchtet alle Seiten der Probleme, bezieht Stellung. Eine Aufgabe, die wichtiger denn je ist – gegen Desinformation, Hass und Hetze im öffentlichen Diskurs und insbesondere in den sozialen Netzwerken. Journalistische Kompetenz, die geschätzt und ausgezeichnet wird. report München-Autorinnen und Autoren haben die wichtigsten Medienpreise gewonnen: u.a. den CIVIS-Preis für „Die Bettler aus der Walchachei“; die ROMY, den österreichischen Film- und Fernsehpreis für den Film „Missbrauch in der katholischen Kirche: Eine Frau kämpft um Aufklärung“ – das Gespräch zwischen dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn und der früheren Ordensfrau Doris Wagner machte weltweit Schlagzeilen; den Ernst-Schneider-Preis und den Blauen Panther für „Angriff aus dem Netz“ und einen weiteren Blauen Panther für „Der Biosprit-Skandal“.
Stefan Meining
Heute München, morgen Amberg, Brüssel, Berlin, Beirut oder Damaskus: Die Welt wird zu einem immer komplizierteren Dorf: Weltinnenpolitik eben. Der Ausdruck ist aktueller denn je: Jeder ist mit jedem vernetzt. Die Grenzen verschwimmen. Themenfelder wie Flüchtlings-, Umwelt- oder Sicherheitspolitik und zuletzt die Corona-Pandemie werden immer vielfältiger. Report München bietet journalistische Orientierung, investigative Recherchen, seriöse Informationen. Unsere preisgekrönten Reporterinnen und Reporter geben Einblicke in Orte, wo sonst kaum jemand hinkommt.