Nach report München-Recherchen Welche Konsequenzen zieht die DITIB-Gemeinde in Dinslaken?
Vergangene Woche strahlte die ARD eine Dokumentation aus, in der ein Foto gezeigt wurde, das einen Jugendlichen und ein Vorstandsmitglied des Moscheevereins DITIB in Dinslaken zeigt. Beide strecken den ausgestreckten Zeigefinger in die Luft. Das Erkennungszeichen der Terrororganisation Islamischer Staat, kurz IS. Der Jugendliche trägt zudem ein IS-T-Shirt. DITIB kündigte daraufhin Konsequenzen an. Das besagte Vorstandsmitglied soll zurückgetreten sein und mit ihm der gesamte Vorstand. Doch ist dem wirklich so? report München war in Dinslaken und traf auf eine Mauer des Schweigens.
Dinslaken bei Duisburg. Der Stadtteil Lohberg mit dem stillgelegten Bergwerk ist von türkischen Einwanderern geprägt.
Im Mittelpunkt die DITIB-Moschee. DITIB steht für Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion. DITIB wird direkt vom türkischen Staat kontrolliert und teilweise auch finanziert.
Letzte Woche haben Recherchen von report München und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Sympathiebekundungen für den IS in dieser Moschee aufgedeckt. Seither herrscht Unruhe im gesamten DITIB-Verband.
Es geht um dieses Foto, das in der DITIB-Moschee Dinslaken aufgenommen worden ist. Es zeigt einen Jugendlichen im IS-T-Shirt und ein Vorstandsmitglied des Moscheevereins, links in Lederjacke. Beide strecken einen Zeigefinger in die Luft. Der so ausgestreckte Zeigefinger ist auch ein Erkennungszeichen der Terrororganisation Islamischer Staat, kurz IS.
Insert: Lokalzeit aus Duisburg, 13.07.2015
Die Berichte lösten Reaktionen aus. Im Westdeutschen Rundfunk kündigt der DITIB-Landesverband Nordrhein-Westfalen Konsequenzen an.
Murat Kayman, DiTiB Landesverband NRW, Lokalzeit 13.07.2015: „Konkret in Dinslaken müssen wir sehen, dass ein Fehlverhalten, das eben in einer unkritischen Verhaltensweise Niederschlag gefunden hat, die Konsequenz haben wird, dass die betroffenen Vorstandsmitglieder zurücktreten und darüber hinaus auch der gesamte Vorstand beabsichtigt zurückzutreten.“
Was soll das heißen: „ein Fehlverhalten das in einer unkritischen Verhaltensweise Niederschlag findet“.
Ist das nicht eine Verharmlosung?
Es geht schließlich um Sympathie und Werbung für die IS-Ideologie. Und das ausgerechnet in Dinslaken. Denn von dort sind rund zwanzig junge Muslime, auch aus der DITIB Gemeinde, als Kämpfer nach Syrien gezogen. Mordend und brandschatzend, im Auftrag des IS. Der Verfassungsschutz sieht muslimische Gemeinden und ihre Dachverbände stärker in der Verantwortung.
Herbert Müller, Verfassungsschutz Baden-Württemberg: „Die Verbände hätten sich mit diesen Auswüchsen im Grunde schon länger auseinandersetzen müssen. Wir haben ja immer wieder Hinweise, bei den unterschiedlichsten Organisationen, dass es hier junge Leute gibt, die sich zum Salafismus in seinen unterschiedlichen Schattierungen hingezogen fühlen.“
Der Dachverband der DITIB residiert in der so genannten Kölner Zentralmoschee. Zu den report München-Recherchen teilt auch der Dachverband unmissverständlich in einer Pressemeldung mit: Der gesamte Vorstand der Dinslakener Gemeinde habe sich entschlossen seinen Rücktritt zu erklären. Wir fragen bei DITIB schriftlich um ein Interview und eine Drehgenehmigung beim Freitagsgebet in Dinslaken an. Die E-Mail bleibt unbeantwortet. Deswegen fahren wir auf eigene Faust zur DiTiB-Moschee in Dinslaken.
Freitagnachmittag, die Feierlichkeiten zum Fastenbrechen haben begonnen. Der Vorstand hier sei gar nicht zurückgetreten, hören wir von Vorstandmitgliedern, nur das betroffene Mitglied. Nein, mit der Kamera dürfen wir nicht in die Moschee und niemand werde Stellung nehmen. Deswegen fragen wir Gemeindemitglieder vor der Moschee.
report München: „Grüß Gott, report München, dürfen wir eine Frage stellen?“
Antwort: „verpiss Dich…“
report München: „Der Vorstand ist zurückgetreten, wie bewerten Sie das denn?“
Antwort:
„Wir wollen nichts reden..:“
„Hier wird heute keiner mit Ihnen reden…“
„Wenn Sie Fragen haben, bitte zur Moschee…“
report München: „Die geben uns auch keine Antwort…“
Antwort:
„Ja dann lassen Sie, dann machen Sie doch mal ein bisschen Abstand, die Leute haben die Nase voll hier von Dinslaken, aber nicht nur hier die Leute, das kotzt die an, das nervt die, die halten uns alle für Terroristen hier.“
Keiner will mit Terroristen in Verbindung gebracht werden und die wenigsten hier sind IS-Sympathisanten. Aber statt das Tor zu öffnen und aufzuklären, was in der Moschee vorgefallen ist, verschanzt sich die Gemeinde. Auch hier im Rathaus von Dinslaken sind noch viele Fragen offen.
Thomas Pieperhoff, Pressesprecher Stadt Dinslaken: „Da erwarten wir offene Worte vom Vorstand, die Äußerung muss schon sein, es kann nicht sein, dass es nur einen Rücktritt machen und es gibt keine Erklärungen, haben wir bis jetzt nicht bekommen, aber ich gehe davon aus, das wir die noch bekommen.“
Ein Foto und keine Erklärung. Bis heute hat es DITIB nicht geschafft zu erklären, warum dieses Foto in einer vom türkischen Staat mitfinanzierten Moschee entstanden ist und anschließend in den sozialen Netzwerken Verbreitung fand.
Solche Vorfälle zerstören Vertrauen. Dieses Vertrauen muss die Moscheegemeinde in Dinslaken wiederherstellen. Bis jetzt ist das nicht gelungen.
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