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Clara Schumann-Wieck Gefeierte Pianistin und Powerfrau

Clara Schumann-Wieck spielte schon als keines Mädchen in ganz Europa Konzerte. Später war sie Mutter von acht Kindern und verheiratet mit dem Komponisten Robert Schumann. Alles unter einen Hut zu bringen, war nicht immer einfach. Aber schwer hatte es Clara schon als Kind: Ihr strenger Vater zwang sie dazu, jeden Tag viele Stunden Klavier zu üben. Irgendwann reichte es Clara und sie ging ihren eigenen Weg - nicht ohne Tränen.

Von: Susanna Felix

Stand: 13.09.2021 | Archiv

gezeichnetes Porträt der Komponistin und Pianistin Clara Schumann | Bild: BR / Teresa Habild

Dunkle Haare, brav gescheitelt, hübsches Gesicht, verträumter Blick - Clara Schumann sah genauso aus, wie man sich in ihrer Zeit eine Künstlerin vorstellte. Und dazu diese schönen Kleider! Anfangs trug Clara Wieck - wie sie als Mädchen hieß - bei Konzertauftritten schneeweiße Kleider aus feiner Seide, später welche aus elegantem schwarzen Samt.

Lebensdaten

Clara Wieck wurde am 13. September 1819 in Leipzig geboren. Gegen den Willen ihres Vaters heiratete sie 1840 Robert Schumann. Clara Schumann-Wieck starb am 20. Mai 1896 in Frankfurt am Main. Sie überlebte ihren Ehemann um mehr als 40 Jahre.

Ihre Taille war immer sehr schmal geschnürt. Denn das war damals sehr wichtig: Eine Künstlerin musste hübsch aussehen. Deshalb spielte Clara auch fast immer auswendig - ohne Noten. Eigentlich war sie kurzsichtig, wollte auf der Bühne aber keine Brille tragen. Clara war aber nicht nur eine schöne Frau, sie konnte auch richtig gut Klavier spielen - und das schon sehr früh.

Leben als Wunderkind

Clara fing früher mit dem Klavierspielen an als mit dem Sprechen. Erst mit vier Jahren begann sie langsam, erste Wörter zu sprechen. Die richtigen Töne auf dem Klavier zu finden, fiel ihr sehr viel leichter. Schon mit fünf Jahren bekam sie regelmäßig vom Vater Unterricht. Friedrich Wieck war ein berühmter Klavierlehrer und sehr streng. Er wollte aus seiner Tochter unbedingt ein Wunderkind machen. Jeden Tag musste sie viele Stunden Klavier üben. Zum Spielen mit Puppen blieb keine Zeit. Die Mutter hatte nichts mitzureden. Die Eltern hatten sich früh getrennt, und Clara wuchs bei ihrem Vater auf. Der verbot ihr sogar, der Mutter Briefe zu schreiben, was Clara aber doch heimlich tat. Mit neun Jahren gab sie ihr erstes öffentliches Konzert als Pianistin. Danach ging der Vater immer wieder mit ihr auf Reisen. Wochenlang ging es in unbequemen Kutschen von einer Stadt zur nächsten. Überall wurde Clara als Wunderkind gefeiert, sogar in Paris. Das Geld, was sie verdiente, strich der Vater ein. Nur wirklich zufrieden war er mit seiner Tochter nie. Oft bezeichnete Vater Wieck sie als "eigensinnig", "unordentlich" und "faul", worunter Clara sehr litt.

Liebe zu Robert Schumann

Als sie elf Jahre alt war, kam ein neuer Klavierschüler ihres Vaters ins Haus: Robert Schumann. Er war fast doppelt so alt wie Clara, aber sie mochte ihn. Später verliebte sie sich in ihn. Allerdings mussten die beiden Ihre Liebe vor dem Vater geheim halten. Denn er fand, Clara hätte einen besseren Mann verdient als Robert. Es kam zum großen Krach zwischen Vater und Tochter. Für Clara war es der Anlass, sich endlich aus den Fängen des strengen Vaters zu befreien. Sie ging jetzt allein auf Konzertreise - ohne ihn. Das war für eine minderjährige junge Frau damals eigentlich undenkbar - und sehr mutig. Und geheiratet hat sie Robert Schumann dann schließlich auch.

Künstlerkarriere trotz Kindersegen

Clara und Robert Schumann ergänzten sich wunderbar. Clara war eher energisch, temperamentvoll und hat viel geredet, Robert war eher schweigsam und zurückgezogen. Die beiden führten eine Künstlerehe: er Komponist, sie Pianistin. Aber eigentlich wollte Robert Schumann lieber, dass seine Frau zuhause bei den Kindern blieb. Denn immer mehr kleine "Schumännchen" kamen auf die Welt: Marie, Elise, Julie, Emil, Ludwig, Ferdinand und schließlich auch Eugenie und Felix. So gern Clara Schumann ihre Kinder hatte, tat es ihr doch leid, dass sie nicht mehr so viel Klavierspielen konnte wie früher. Sie brauchte das so dringend wie ein Fisch das Wasser. Deshalb unternahm sie doch immer wieder Konzertreisen - auch um Geld zu verdienen, denn Robert Schumann konnte die große Familie allein nicht ernähren. Außerdem legten die Schumanns auch Wert auf eine schöne Wohnung und gutes Essen. Weil Clara nicht kochen konnte, stellten sie eine eigene Köchin an. Das alles kostete Geld.

Ein Leben voller Freude und Schmerz

Hier sind einige "Schumännchen" zu sehen: Die Kinder (von links) Ludwig, Marie, Felix, Elise, Ferdinand und Eugenie Schumann.

In ihren Konzerten spielte Clara Schumann immer häufiger Stücke, die ihr Mann komponiert hatte. So wurde Robert Schumann als Komponist immer bekannter und erfolgreicher. Komponiert hat Clara selbst übrigens auch. Sie schrieb rund 70 Werke. Das Klavierspielen war ihr aber wichtiger. Als sie 36 Jahre alt war, starb Robert Schumann. Darüber war Clara Schumann sehr traurig. Doch Zeit zum Trauern blieb ihr nicht. Die Pflicht rief. Schließlich mussten die Kinder versorgt werden. Ab jetzt gab Clara Schumann wieder sehr viele Konzerte. Hilfe von Freunden wollte sie keine. Aber trösten ließ sie sich schon - von Johannes Brahms. Der war auch Komponist und viel jünger als Clara. Für den Rest ihres Lebens blieb er ein treuer Freund der Familie. Ob es wirklich nur Freundschaft war, das weiß man heute nicht so ganz genau. Möglicherweise waren die beiden auch ein Liebespaar.

Konzertreisen bis ins Alter

Nach dem Tod ihres Mannes reiste Clara Schumann noch jahrzehntelang durch Europa und gab Konzerte. Allein in England war sie 19 Mal. Allerdings hatte sie jetzt oft Schmerzen beim Klavierspielen - vor allem in den Armen und Fingern. Aber sie biss die Zähne zusammen und machte weiter. Sie verdiente viel Geld und wurde überall gefeiert. Dabei war Clara Schumann auf der Bühne immer sehr bescheiden und verzichtete auf die Faxen und Effekthaschereien, mit denen andere Pianisten wie beispielsweise Franz Liszt das Publikum beeindruckten. Sie spielte einfach sehr gut und oft in sehr schnellem Tempo. Als sie älter wurde, reiste sie weniger und unterrichtete dafür mehr. Clara Schumann galt als sehr gute und strenge Lehrerin. Zu ihr kamen junge Klaviertalente aus ganz Europa. Nach mehr als 60 Jahren als Konzertpianistin trat Clara Schumann mit 71 Jahren zum letzten Mal öffentlich auf. Ab da spielte sie nur noch für sich. Sie wurde 76 Jahre alt.


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