Kerzenherstellung So kommt das Kerzenwachs auf den Docht
Kerzen brennen bei uns am Geburtstag, im Advent oder an Weihnachen – oder auch einfach nur, wenn es draußen dunkel ist. Wenn wir Kerzen anzünden, ist es sofort ein bisschen feierlich. Kerzen sind einfach etwas ganz Besonderes – schon allein weil immer ein Erwachsener in der Nähe sein sollte, wenn du sie anzündest ... Weißt du, wie sie hergestellt werden?
Mehr als ein Drittel aller Kerzen werden in der Vorweihnachtszeit verkauft: Da läuft die Produktion in einer Wachszieherei - so nennt man die Fabrik, in der massenhaft Kerzen gemacht werden - schon Monate vorher auf Hochtouren. Eine Maschine kann in einer Stunde 1.000 Kerzen herstellen. Bei richtig dünnen Kerzen sind es manchmal sogar mehr.
Schon gewusst? Der Docht
Ein Docht ist keine einfache Schnur. Ein Docht wird aus vielen dünnen Baumwollfäden gewebt oder geflochten. In den vielen kleinen Fäden kann das flüssige Wachs nach oben steigen und in der Flamme verbrennen. Heute sind Dochte so geflochten, dass sie sich leicht zur Seite neigen. So kann die Dochtspitze immer am Rand der Flamme verbrennen. Der Docht schrumpft dadurch mit der Kerze.
Eine 100 Meter lange Kerze
Die Maschine, mit der man Kerzen herstellt, besteht vor allem aus zwei großen Walzen. Insgesamt ist sie doppelt so hoch wie ein Mensch und etwas länger als ein normales Zimmer. Die beiden Walzen drehen sich ganz langsam. Um die Walzen ist der Docht gewickelt – aber kein normaler Docht, wie du ihn kennst. Der Docht ist 100 Meter lang. Und am Ende wird aus ihm eine 100 Meter lange Kerze.
Zwischen den beiden Walzen ist eine Wanne mit heißem, flüssigem Wachs. Die Walzen ziehen den langen Docht durch diese Wachswanne. Der Docht saugt sich mit Wachs voll und läuft weiter an die Luft. Er wird nun mehrmals um die Walzen gezogen, ohne ins Wachs einzutauchen. Dabei kühlt das Wachs aus.
Anschließend läuft der Docht wieder durch die heiße Wachswanne und die nächste Schicht entsteht. Wieder auskühlen, wieder durch die Wanne, wieder auskühlen, wieder durch die Wanne ... So wird die Wachsschicht um den Docht immer dicker. In weniger als einer Stunde wird aus dem kahlen Docht eine 100 Meter lange Kerze, die dicker ist als ein Finger. Aufgewickelt auf die Walze sieht diese Kerze aus wie ein weißer Gartenschlauch.
Zerschneiden und anspitzen
Damit die Kerze in einen Kerzenständer passt, teilt eine andere Maschine die lange Kerze in viele kleine Stücke. Der Docht versteckt sich noch unter der Wachsschicht in der Kerze. Damit man die Kerze anzünden kann, spitzt die Schneidemaschine die Kerzen an. Das funktioniert wie bei einem Bleistiftspitzer. Nur dass bei der Kerze keine Bleistiftmine, sondern der Docht zum Vorschein kommt.
Zum Abschluss nochmal untertauchen
Danach bekommt die Kerze noch eine letzte Wachsschicht. Die macht die Kerze schön glatt und noch ein bisschen härter. Man kann diese letzte Schicht aber auch nutzen, um aus den weißen Kerzen zum Beispiel schöne rote Kerzen für den Adventskranz zu machen.
Dazu hält man die Kerzen am Docht fest und taucht sie in einen großen Bottich mit flüssigem, buntem Wachs. Wenn man sie wieder hochzieht, ist sie rot, gelb, blau oder grün – je nachdem, welche Farbe das Wachs in der Schüssel hatte. Dann muss sie nur noch trocknen und fertig ist die Kerze.
Andere Formen – andere Methoden
Richtig dicke Kerzen, also solche, die armdick oder noch dicker werden sollen, werden anders hergestellt. Es würde viel zu lange dauern, sie zu "ziehen". Für solche Kerzen gibt es eine andere Methode: Sie werden aus vielen kleinen Wachsplättchen zusammengepresst. Dafür hat der Wachszieher auch wieder eine Maschine.
Und dreieckige, runde oder Schneemannkerzen? Die lassen sich nicht ziehen oder pressen, die muss er gießen. Dann wird aus einem Wachszieher eben ein Wachsgießer, der heißes Wachs in spezielle Formen füllt. Danach muss man lange warten, bis das Wachs kühl und fest ist. Dann kann er die fertige Kerze aus der Form lösen.