Gefährlicher Wolf? Der Wolf lebt im Rudel
Eigentlich ist der Wolf immer der Böse: Im Märchen frisst er Rotkäppchens Großmutter oder will den sieben Geißlein an den Kragen. Auch sonst hat er einen eher schlechten Ruf, viele Leute haben Angst vor ihm. Seit Wölfe unter Schutz stehen, haben sie sich auch in Bayern wieder angesiedelt.
Der schlechte Ruf des Wolfes kommt hauptsächlich daher, weil er als Hauptfeind des Viehs galt: Hungrige Wölfe haben früher oft Viehherden überfallen. Das war eine Katastrophe für die armen Bauern, die sowieso nicht viel zum Leben hatten. Deswegen wurde der Wolf bei uns fast ausgerottet.
Wenige Wölfe gibt es heutzutage noch im Osten Europas, die meisten in Russland. Doch auch dort sind sie nicht gerne gesehen. Im Gegenteil, man hat sogar ein hohes Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Wölfe haben dort keine Schonzeit, sie werden erschossen, vergiftet und in Fallen gefangen; nicht einmal die Weibchen mit ihren Jungen finden Gnade. Dabei muss man eigentlich keine Angst vor Wölfen haben. Denn sie sind sehr scheue und misstrauische Tiere. Frei lebende Wölfe haben viel eher selbst Angst vor Menschen und gehen ihnen lieber aus dem Weg.
Steckbrief: Wolf
Name: Wolf, lateinisch canis lupus
Spitzname: Isegrim
Größe: bis zu 160 Zentimeter lang (ohne Schwanz)
Gewicht: bis zu 80 Kilogramm (Männchen)
Beruf: Jäger
Lieblingsessen: mittelgroße bis große pflanzenfressende Säugetiere, aber auch Kleintiere und Vieh
Geschwindigkeit: bis zu 65 Kilometer pro Stunde
Charakter: scheu, misstrauisch, anpassungsfähig
Wohnraum: früher das am weitesten verbreitete Raubtier der Erde: ganz Europa, Asien, Nordafrika, Nordamerika, heute fast nur noch Osteuropa: Balkan, Sibirien, Mongolei, hauptsächlich Grasland und Wälder, weil der Wolf sehr anpassungsfähig ist, könnte er aber auch in Wüsten oder im Eis der Arktis leben
Besonderheit: obwohl eng verwandt mit dem Hund, bellt der Wolf nur höchst selten, sondern heult, um seine Artgenossen wiederzufinden – und oft auch ohne erkennbaren Grund.
Leben im Rudel
Wölfe leben im Rudel. Das Rudel ist sozusagen die Familie des Wolfes. Meist sind das die Eltern mit ihren Kindern aus mehreren Würfen, aber auch entferntere Verwandte wie Tanten und Onkel können zum Rudel gehören. Meist sind es fünf bis fünfzehn Tiere. Und es gibt eine strenge Rangordnung.
Alle gehorchen dem Leitwolf. Er bestimmt, wann gejagt wird und wer zuerst fressen darf. Meistens jagt das Rudel nämlich gemeinsam, weil die Wölfe nur so größere Tiere zur Strecke bringen können. Es gibt auch eine Leitwölfin. Sie ist die Einzige im Rudel, die Junge bekommt. Und das ganze Rudel hilft bei der Aufzucht mit.
Wölfe sind sehr gefräßig, heißt es. Das stimmt aber nicht. Pro Tag können sie zwar etwa zwei Kilogramm Fleisch fressen, allerdings gibt es auch oft längere Hungerzeiten, wenn keine Beute gemacht wurde. In Ausnahmefällen kann ein Wolf sogar bis zu zehn Kilogramm Fleisch auf einmal fressen, er würgt aber einen Teil davon wieder aus und verscharrt ihn als Vorrat im Boden.
Mit den Wölfen heulen ...?!
Wenn ein ganzes Wolfsrudel singt, kann man tatsächlich schon fast von einem echten Chor sprechen. Wie in einem menschlichen Chor heulen Wölfe gemeinsam in unterschiedlichen Stimmlagen. Wölfe hören dabei auch aufeinander. Durch ihren "Gesang" drücken sie ihren Zusammenhalt und ihre Stärke aus und grenzen sich von anderen Wolfsrudeln ab. An ihrem Geheule kann man schnell hören, wie groß und stark die "Sänger" des Wolfsrudels sind.
Bei Streit zwischen zwei Wölfen droht der Ranghöhere dem anderen: Er streckt seinen Schwanz nach oben, fletscht seine Zähne und knurrt. Der Rangniedrigere unterwirft sich dann, indem er den Schwanz einzieht oder sich auf den Rücken legt und seinen Bauch zeigt.
Tierreporterin Pia heult mit den Wölfen
Einem Wolf in freier Wildbahn zu begegnen, ist fast wie ein Sechser im Lotto. Er ist scheu und lebt zurückgezogen, aber Angst vor ihm haben trotzdem viele Menschen. In Deutschland war er lange Zeit verschwunden, doch seit zwanzig Jahren ist der Grauwolf bei uns zurück und gilt als streng geschützt. Pia hat einen Plan und will im Wolfcenter Dörverden in der Nähe von Bremen einigen Wölfen ganz nah kommen.
Der mit dem Wolf tanzt ...
Wölfe wurden nicht nur gefürchtet, sondern auch für ihre Ausdauer und ihr Geschick bewundert. Naturvölker, die von der Jagd lebten, sahen sie als überlegene oder zumindest ebenbürtige Jäger an und verehrten sie sogar. Wie sehr Wölfe geschätzt wurden, sieht man auch daran, dass sie in vielen Vornamen vorkommen: Wolfgang, Wolfram, Wolfhard ... Und nicht zuletzt wurde der nächste Verwandte des Wolfes zum besten und treuesten Freund des Menschen: der Hund.