Woche der Abfallvermeidung Coffee-to-go-Becher als Umweltproblem
Wie kann Verpackungsabfall vermindert werden? Es gibt viel zu viel Plastiktüten, auch Kaffee-Pappbecher werden immer mehr zu einem Problem - Überlegungen zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung.
Von: Julia Mumelter
Stand: 22.11.2016
"Einen Kaffee zum Mitnehmen bitte."
Dieser Satz wird in Deutschland im Durchschnitt 320.000 Mal pro Stunde gesagt.
Fast immer wird der Coffee to go in einen Pappbecher gefüllt. Das sorgt dafür, dass wir in Deutschland pro Jahr drei Milliarden Pappbecher benutzen. Jeder dieser Becher hat lediglich eine Lebenszeit von 15 Minuten. Danach ist er Müll. So entstehen schlussendlich 40.000 Tonnen Müll - allein aus den Kaffeebechern. Vielen Konsumenten ist das aber nicht bewusst.
"Es ist viel einfacher, sich einen Kaffebacher zu holen als den eigenen mitzubringen und dann wieder nach Hause zu tragen (...) Ein schlechtes Gewissen direkt habe ich nicht, weil mein Beitrag sich im Rahmen hält. Allerdings kann das auch wieder jeder sagen (...) Ich habe meinen Cappuccino bestellt und vergessen zu sagen, dass ich ihn hier trinke (...) Das ist einfach Blödheit, Gewohnheit und mangelndes Bewusstsein."
Stimmen von Konsumenten
Aktion "Coffee to go again"
Julia Post, Studentin und Umweltaktivistin aus München, regt sich über das mangelnde Bewusstsein für den Kaffeebecher-Müll auf und hat deswegen die Aktion "Coffee to go again" gestartet. Sie sagt den Wegwerfbechern den Kampf an.
"Bei 'Coffee to go again' geht's vor allem um das Logo, um den Aufkleber. Jedes Café, jede Bäckerei, die mitmachen, zeigen dadurch, dass sie selbstmitgebrachte Becher der Gäste akzeptieren. Das ist die Basisvariante. Einige geben auch schon Rabatt oder verkaufen eigene Mehrwegbecher."
Julia Post
Cafés und Bäckereien weisen Kunden auf Becherflut hin
350 Cafés und Bäckereien in ganz Deutschland sind bereits dabei. In einer dieser teilnehmenden Bäckereien arbeitet Emanuele Signorile. Er und seine Kollegen machen die Kunden auf das Problem mit den Kaffeebechern aufmerksam.
"Wenn wir sehen, dass ein Kunde öfter kommt, dann weisen wir ihn darauf hin, dass es viel besser wäre, wenn er seine eigenen Becher mitbringt oder hier einen kauft und dadurch Geld und Müll spart."
Emanuele Signorile
Von 200 Kaffees zum Mitnehmen, die er pro Tag verkauft, gehen höchstens zehn in einem Mehrwegbecher über die Theke. Doch es wird langsam mehr.
"Die meisten verstehen es. Natürlich kaufen nicht alle sofort einen Becher, aber sie finden es toll, dass wir bei so einer Aktion mitmachen und oft wird ihnen auch erst bewusst, was eigentlich dahintersteckt."
Emanuele Signorile
Schwer recyclebar
Was viele Konsumenten auch nicht wissen: Die Kaffeebecher sind nur schwer recycelbar. Die Kunststoffbeschichtung auf der Innenseite kann kaum vom Papier gelöst werden. Außerdem landen die Becher fast immer in öffentlichen Mülleimern. Es ist deswegen nahezu unmöglich, die Materialien wiederzuverwerten.
Bei vielen Studenten scheint das Bewusstsein für das Müllproblem bereits zu existieren. Die Verkäuferin vom Café in der U-Bahn an der Universität kann das bestätigen.
"15 bis 20 Prozent der Studenten kommen mit ihren Thermobechern und bestellen und holen dann ihren eigenen Becher raus. Die Studenten sind da schon etwas umweltfreundlicher."
Verkäuferin
Julia Post, Initiatorin der Aktion "Coffee to go again", freut sich über jeden Einzelnen, der einen Mehrwegbecher benutzt - und über den Erfolg ihrer Aktion.
"Der Coffee-to-go-Becher ist für mich ein Symbol für unsere Konsumwelt und das tückische ist immer, dass der einzelne Konsumgegenstand meistens verschwindend geringe Ressourcen verbraucht, aber in der Masse wird es zum Problem und da ist jeder einzelne von uns auch gefragt."
Julia Post
Würdigung durch Umweltministerium
Die Münchner Studentin stellt ihre Aktion nun in Berlin bei der Konferenz zur Abfallvermeidung im Bundesumweltministerium vor. Das ist eine Würdigung für ihr Engagement und für sie ein weiterer Schritt, um auf das Müllproblem durch die Kaffeebecher aufmerksam zu machen.