Einfach drauf – anno '76 Der Panenka-Elfer setzte Maßstäbe für Elfmeterschießen
Es gibt angetäuschte Elfmeter, verzögerte Elfmeter, hart geschossene Elfmeter, und es gibt den Panenka-Elfmeter: Vor mehr als 40 Jahren machte der freche Elfer im EM-Finale gegen Deutschland den Tschechen Antonín Panenka weltberühmt.
Von: Peter Kveton
Stand: 08.07.2018
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Die Geburtsstunde des Panenka-Elfmeters war der 20. Juni 1976 – die Nacht von Belgrad, das Elfmeterschießen im Europameisterschaftsfinale zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei. Uli Hoeneß hatte den Ball gerade in den Belgrader Himmel geschossen, für die Tschechoslowakei trat Antonín Panenka an, der Mittelfeldspieler von Bohemians Prag. Panenka nimmt einen langen Anlauf, holt ungemein aus und schlenzt ihn dann halbhoch in die Mitte des Tores.
Sepp Maier lange Zeit verärgert
Jeder Torwart hält so einen Ball – vorausgesetzt, er bleibt stehen. Aber damals war Deutschlands Nummer eins Sepp Maier schon längst in die linke Ecke abgetaucht – und die Tschechoslowakei wurde Europameister.
"Er war lange Zeit sehr ärgerlich auf mich – dabei kann ich gar nichts dafür. Das Problem war, die westlichen Medien haben geschrieben, ich hätte ihn lächerlich gemacht. Dass so ein unbekannter Panenka den Welttorwart an der Nase rumführt. Aber das war kein Spaß. Ich kann mir doch im EM-Finale keinen Spaß erlauben. In diesem Elfmeter sah ich die sicherste Variante, ein Tor zu erzielen. Wir haben uns vor drei Jahren getroffen, da war er schon wieder gut drauf." Antonín Panenka über Sepp Maier
So hatte noch keiner geschossen
Panenka spielte seit seiner Kindheit für Bohemians Prag – später auch für Rapid Wien, wo er nach wie vor Kultstatus hat. Aber es waren die Nacht von Belgrad und dieser freche Elfmeter, die Panenka weltberühmt machten:
"Ich wusste, wenn es zum Elfmeterschießen kommt: So einen Elfmeter hatte noch nie einer geschossen, so einen kannte also auch keiner. Deswegen war ich mir sicher, der geht rein. Das ist ein ganz einfaches Rezept." Antonín Panenka
In der ganzen Welt kopiert
Seitdem wurde dieser geschlenzte Panenka-Elfmeter in der ganzen Welt kopiert – besonders gern von Weltklassespielern wie Zinedine Zidane, Lionel Messi und Sergio Ramos :
"Es ist ungefähr fünf Jahre her, da hatte mich das mexikanische Fernsehen besucht und mir um die hundert Panenka-Elfmeter aus der ganzen Welt gezeigt. Das war aus Europa, Südamerika, aus der ganzen Welt. Und ich sollte kommentieren, was macht der Spieler falsch, was macht er richtig. Und das Beste daran ist, dass irgendein Spieler aus der zweiten argentinischen Liga den Elfmeter besser geschossen hat als ich." Antonín Panenka
"Meine Idee lebt"
Nach wie vor, ist es die einzige Ausführung eines Standards – also Elfmeter, Freistoß oder Eckball –, die nach einem Spieler benannt wurde. Das macht Panenka durchaus stolz: "Am meisten freut mich, dass meine Idee lebt. Es ist immerhin gut 40 Jahre her", sagt er. "Die Spieler, die diese Elfmeter schießen, die kennen sie. Das Einzige, was mir leidtut, ist, dass ich keine Tantiemen dafür kriege."
(Quelle: Bayern2, Radiowelt am Morgen)