Nachschlag Mehr Rente durch cleveres Checken
Wenn man bereits in Rente ist, muss man sich nicht mit allem abfinden, was da von der Rentenversicherung kommt. Oft fällt die Rente schmaler aus als das, was einem zusteht. Wie kommt es dazu?
Wenn man bereits in Rente ist, muss man sich nicht mit allem abfinden, was da von der Rentenversicherung kommt. Oft fällt die Rente schmaler aus als das, was einem zusteht. Wie kommt es dazu?
Silvio Czermak aus Lenggries, Alter 66, hat seinem Rentenbescheid widersprochen. Nun bekommt er 26.300 Euro Nachzahlung und monatlich 24 Euro mehr Rente. Auch Wolfgang Ringel aus München, Alter 76, hat seine Rente überprüfen lassen. Jetzt bekommt er knapp 1.160 Euro Nachzahlung und unterm Strich monatlich 21 Euro mehr. Beide hatten Zweifel an der Rentenhöhe und haben sich unabhängig beraten lassen. Was war da los und auf was genau haben sie geachtet?
Czermak ist vor einem Jahr mit 65 in Rente gegangen und bekommt nun gut 1.200 Euro im Monat. Als Pilgerführer verdient er sich noch etwas hinzu, hat über seine Wanderung auch schon ein Buch geschrieben. Der gebürtige Tiroler hatte ein bewegtes Leben. Er wuchs als Heimkind auf und hat nach einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann ein paar Jahre in gearbeitet. Dann zog er nach Deutschland. Seither lebt und arbeitet er hier, hat noch weitere Ausbildungen gemacht und etliche Jobs gehabt - bis sein letzter Arbeitgeber Insolvenz anmelden musste.
"Nachdem ich 55 Jahre alt war und keinen Job mehr bekam trotz intensiver Bemühungen, war die einzige Möglichkeit meine Wohnung zu verkaufen, das habe ich auch gemacht, das war eigentlich meine Rentenversicherung für später."
Silvio Czermak, Rentner, Lenggries
Nun ist alles aufgebraucht. 10 Jahre hat Silvio Czermak so überbrückt, hat sogar freiwillig weiter in die Rentenkasse einbezahlt. Eigentlich wollte er mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente für besonders langjährige Versicherte gehen. Die dafür nötigen 45 Jahre hatte er seiner Meinung nach zusammen.
"Ich habe immer zur Deutschen Rentenversicherung gesagt, ich habe Österreichische Zeiten, die wurden mir aber nie angerechnet, und auf Grund dessen wurde mir auch klar versichert, dass ich erst mit 65 in Rente gehen konnte."
Silvio Czermak, Rentner, Lenggries
Werden Rentner wie Silvio Czernak von der Deutschen Rentenversicherung falsch beraten? In Czernaks Fall kommt mit 65 endlich der Rentenbescheid. Nun sind alle Zeiten eingetragen. Er traut der Sache aber nicht und entschließt sich, alles überprüfen zu lassen. Hilfe sucht er bei Claudia Mößner, einer unabhängigen Rentenberaterin auf Honorarbasis. Sie hat früher mal bei der Deutschen Rentenversicherung Ablehnungen bearbeitet, heute hilft sie mit ihrem Wissen Betroffenen, die um ihre Rente kämpfen.
"Sie haben mir ja den Rentenbescheid gebracht, die Frist ist noch offen, wir haben einen Monat Widerspruchsfrist, das ist perfekt. Da können wir gleich Widerspruch erheben, und vielleicht eine Nachzahlung erreichen, schau ma mal."
Claudia Mößner, unabhängige Rentenberaterin, München
Recht schnell findet Mößner heraus, dass die Beratung im Fall von Silvio Czernak mangelhaft war: Bei den relevanten Anrechnungszeiten für die Rente für besonders langjährige Versicherte wurden einige Monate Arbeitslosigkeit vergessen. Weiter fehlen 55 Monate aus Czermaks Zeit in Österreich.
"Es ist ein häufiger Fehler, dass die Auslandszeiten nicht im Versicherungsverlauf gespeichert werden, in der EU ist es so, dass die Zeiten mit angerechnet werden für die Wartezeiten in Deutschland, außerhalb kommt es darauf an, ob es ein Sozialversicherungsabkommen gibt."
Claudia Mößner, unabhängige Rentenberaterin, München
Somit hat Silvio Czermak 45 Jahre sogenannte Wartezeiten erfüllt und hätte bereits im Alter von 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen können. Laut seiner Rentenberaterin macht das nun bei ihm jetzt eine Nachzahlung von 26.300 Euro aus, seine Nettorente erhöht sich um etwa 24 Euro monatlich. In 10 Jahren sind das etwa 2880 Euro.
Fall zwei: Wolfgang Ringel. Er ist 76 und schon viele Jahre in Rente. Der Schokoladenliebhaber genießt seinen Ruhestand. Im Berufsleben hat er mehrere Ausbildungen gemacht. Als junger Mann war er als Polizist im Staatsdienst, dann wechselte er in ein Modegeschäft für Herrenoberbekleidung. Obwohl er von 16 bis 65 gearbeitet hat, bekommt er gerade mal eine Rente von 1043 Euro. Dann sieht Wolfgang Ringel einen Beitrag in unserer Sendung "mehr/wert". Es geht um fehlende Jahre im Rentenverlauf und die Möglichkeit, sich nachträglich Ausbildungszeiten anrechnen zu lassen, die die Rente erhöhen. Daraufhin studiert er noch einmal genau seine Unterlagen und kommt ins Grübeln.
"Nachdem ja bei mir in der Berufszeit einige Wechsel waren, hab ich mir gedacht, da ist bei mir eventuell auch was passiert, weil mir kommt die ganze Rente eigentlich sehr wenig vor, die ich nach meiner ganzen Arbeitszeit erreicht hab. Und da hab ich mir gedacht, das lass ich mal überprüfen."
Wolfgang Ringel, Rentner, München
Auch Ringel besucht Rentenberaterin Claudia Mößner, lässt von ihr Rentenbescheid und Rentenverlauf durchsehen, obwohl bereits alles lange zurückliegt. Mößhner erklärt, was viele nicht wissen: Man kann "jederzeit", so die Expertin, "einen Überprüfungsantrag stellen, egal ob ich schon Rentner bin, oder ob auch die Widerspruchsfrist abgelaufen ist, man kann jederzeit eine Neuberechnung beantragen.“ Und tatsächlich findet Claudia Mößner eine nicht gekennzeichnete Berufsausbildung und reklamiert. Die Anerkennung erhöht nun Ringels laufende Rente. Selbst rückwirkend bekommt er Geld.
"Ich habe gute Nachrichten für Sie, Sie erhalten eine Rentenerhöhung von 21 Euro monatlich, und eine Rentennachzahlung in Höhe von 1.159 Euro, allerdings ist die Rentennachzahlung auf vier Kalenderjahre begrenzt, und das laufende Jahr, das ist leider so, egal ob die Behörde den Fehler macht oder nicht, das ist gesetzlich so geregelt."
Claudia Mößner, unabhängige Rentenberaterin, München
Wolfgang Ringel bedauert, dass er nicht früher etwas unternommen hat. Unser Rat bei Verdacht auf zu wenig Rente: Möglichst schnell den Bescheid ckecken lassen.