Radler gegen Wanderer Dicke Luft auf Bayerns Wanderwegen

Wanderer bremsen Radler aus, Radler erschrecken Wanderer - die Streits zwischen den Freizeitsportlern werden immer heftiger. Auch gefährliche Attacken hat es schon gegeben. Jetzt besteht ein wenig Hoffnung auf Besserung.

Von: Sandra Weber

Stand: 20.08.2016

Bild: picture-alliance/dpa

Die Hofalm in den Chiemgauer Alpen ist an diesem sonnigen Wochenende rappelvoll. Am Zaun lehnt ein Mountainbike am anderen, Fahrradhelme hängen an den Pfosten, dazwischen haben Wanderer ihre Stöcke abgestellt. Genüsslich beißen Biker und Wanderer friedlich nebeneinander in ihre Wienerwürschtl. Doch ganz so friedlich wie auf der Hütte ist die Begegnung auf den Wanderwegen nicht immer, sagen die Wanderer.

"Wenn die so schnell  runter fahren, dann finde ich das nicht so witzig. Sie meinen, dass sie es unter Kontrolle haben, aber wenn eine Kurve ist, dann rutscht man halt doch mal weg."

Umfrage unter Wanderern

"Manchmal ist ein bisschen mehr Rücksicht schon angesagt."

Umfrage unter Wanderern

"Es sind nicht meine Freunde. Man hört sie oft nicht rechtzeitig und kann nicht zur Seite springen. Und eigentlich bräuchte es da zwei Spuren auf dem Berg, für die Wanderer und Mountainbiker."

Umfrage unter Wanderern

"Ich denke halt, auf den Berg gehört eher der Fußgänger als der Radlfahrer."

Umfrage unter Wanderern

Radler dürfen auf Wanderwegen fahren - rücksichtsvoll

Rechtlich ist die Sache klar: Die Berge gehören Mountainbikern genauso wie Wanderern. Moutainbiker dürfen in Deutschland alle Wege nutzen, denn ein Fahrrad ist nicht dem PKW gleichgestellt, sondern dem Fußgänger. Trotzdem empfiehlt Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein Bikern auf breiten Straßen, mit festen Untergrund zu bleiben, die nicht querfeldein führen. "Nicht geeignet sind enge kleine Steige mit Treppen oder Stufen". Er rät mit ganz einfachen Tipps zur Konfliktvermeidung: "Freundlichkeit siegt!" In der Praxis heißt das: Der Fußgänger hat Vorrang, er ist der schwächere Verkehrsteilnehmer. Und der Biker müsse einfach schauen, dass er mit einem freundlichen Gruß die Situation entspanne, so Winter.

"Wenn ich von Weitem sehe, dass da ein Fußgänger ist, dann fahre ich langsam, sag ‚Grüß Gott‘ und fahre dann weiter. Und wenn der schimpft? Dann bleib ich stehen und sag, was möchtest jetzt eigentlich?"

Mountainbiker

Die Wut auf die Radler

Viele Mountainbiker haben die Nase voll, dass immer alle auf sie schimpfen.  

"Die meisten Wanderer mögen die Biker nicht, weil die Biker angeblich alles kaputt machen und dann führen sie sich auf, wenn man bergab fährt, aber ich verstehe auch nicht, warum man zu viert nebeneinander gehen muss und dann führen sie sich auf, wenn du daher kommst."

Mountainbiker

"Einmal sind wir in einer normalen Schrittgeschwindigkeit gefahren und dann haben sie sich aufgeregt, wie wir da schnell runterfahren."

Mountainbiker

Nagelfallen sind die Ausnahme

Laut Stefan Winter vom Alpenverein ist das Verhältnis zwischen Wanderern und Bikern in Bayern trotz des ein oder anderen Schimpfwortes noch recht entspannt. Dass den Radlern aber Nagelfallen gestellt oder unsichtbare Seile gespannt werden, sei absolute Ausnahme. Auch Michael Fischer von der Polizei in Fürstenfeldbruck bestätigt, dass es in seiner Region bislang nur zwei Nagelbrett-Fallen gab. Er fürchtet allerdings: "Insgesamt ist zu vermuten, dass die Fälle zunehmen, weil das Verhältnis zwischen Mountainbikern und Jägern und Spaziergängern sich seit einiger Zeit deutlich verschlechtert hat."

Alpenverein hofft auf Annäherung

Michael Fischer vermutet, dass es immer mehr Rowdies unter den Bikern gibt, die die Berge herunterbrettern. Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein allerdings warnt vor vorschnellen Pauschalurteilen.

"Im Einzelfall immer den Ball erstmal flach halten und schauen, was hab ich dazu beigetragen, dass es hier zu einem Konflikt kommt."

Stefan Winter, Deutscher Alpenverein

Das wünschen sich auch Biker und Wanderer. Auf der Hofalm rücken sie spätestens beim Weißbier etwas näher zusammen.