on3-Lesereihe 2011 in München Filiz Penzkofer gewinnt das Finale
Auch die schönste Tour muss einmal zu Ende gehen: Beim großen Finale der on3-Lesereihe in München floss schon das ein oder andere Tränchen. Aber natürlich wurde auch lautstark applaudiert. Vor allem der strahlenden Gewinnerin.
Filiz Penzkofer war erst ganz schön baff. Als die Moderatoren Kaline Thyroff und Simon Schneller am Ende des Abends die vier Städtesieger auf die Bühne holten und den Gewinner der on3-Lesereihe verkündeten, war Filiz‘ erste Reaktion: "Wer wählt mich denn bitte?!" Das mit den Dankesreden muss Filiz also noch üben. Ansonsten aber überzeugte die Städtesiegern aus Nürnberg mit ihrer wahnwitzigen Istanbul-Odyssee auf voller Linie. Als erste Leserin des Abends hatte sie die Lacher des Publikums im Münchner Art Babel gleich auf ihrer Seite und darf sich als Siegerin der gesamten Tour jetzt über ein ganz besonderes Literatur-Starter-Paket freuen: ein Schreibworkshop in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturinstitut und ein Wochenende auf der Leipziger Buchmesse. Dort kann die junge Bambergerin dann auch zum ersten Mal ins etablierte Literatur-Biz hineinschnuppern.
Lese- statt Lampenfieber
Natürlich war Filiz' Sieg kein Spaziergang. Sämtliche Städtesieger toppten beim Finale in München ihre vorangegangene Performance. Auch mit der Nervosität konnten die Kandidaten mittlerweile besser umgehen. Lukas Kleinhenz, der Mann mit der imposanten James-Dean-Tolle, hatte tags zuvor schon erfolgreich eine Kameraprüfung bei seinem Arbeitgeber absolviert. Dementsprechend entspannt ging er den Abend an. Seine Geschichte kam gut an, auch weil sie so realitätsnah ist. Mit dem Thema Fremdgehen konnten scheinbar viele im Publikum etwas anfangen.
Das Kontrastprogramm setzte Constanze Ramsperger aus Augsburg. Ihre Geschichte über den Besuch der Gedenkstätte eines ehemaligen polnischen Ghettos war definitiv keine leichte Kost. "Das Thema habe ich mir nicht selbst ausgesucht. Es war ein Thema, das ich bearbeiten musste", erzählte Constanze im Interview.
Wie schon in ihrer Heimatstadt Regensburg war Julia Fiederer die letzte Lesende des Abends. Eine Position, die sie eigentlich gar nicht mag. "Das ist so gemein, weil du die ganze Zeit dasitzt, die anderen Texte hörst und wenn du dran bist, dann denkste: Jetzt bist am Arsch." Das war Julia natürlich nicht. Ihre plakative Schweine- und Familiengeschichte bekam viel Applaus und so wurde die 21-jährige Autorin zum Schluss auch fast sentimental, als sie sich bei allen für die tolle Zeit während der on3-Lesereihe bedankte.
1000 Robota, 1000 Tränen
Nicht weniger sentimental ging es weiter, als unsere Tourband 1000 Robota die Bühne betrat. Ganz klar, dass sich bei einer gemeinsamen Woche auf Tour eine gewisse Verbrüderung zwischen Team und Band einstellt. Sänger Anton Spielmann jedenfalls schwärmte von den "fantastischen Tagen und den intensiven gemeinsamen Abenden". Dabei kam sogar der Schweigsamste der Band zu Wort: Bassist Sebastian Muxfeldt verriet sein persönliches Highlight der Tour – der Besuch des Nürnberger Tiergartens.
Seinen fünften und letzten Auftritt als Autor genoss Anton Spielmann dann noch sichtlich. Das Publikum auch. Eigentlich schade, dass der Sänger seine Schriftstellerkarriere an den Nagel hängen will. Demonstrativ zerriss er gleich nach der Lesung seinen Text. "Solange ein Jochen Distelmeyer kein Buch schreibt, schreib ich auch keins." Anton arbeitet lieber an seinem Aufstieg in den Rockstarhimmel. Mit seiner Band ist er da ja auf einem guten Weg. Wenn sie so weitermachen, landen 1000 Robota irgendwann wirklich noch im Olympiastadion. Diese Option behalten wir mal im Hinterkopf. Und sagen Tschüss bis zur on3-Lesereihe 2012!