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PULS Lesereihe Schreibtipps vom Profi

Schreibblockade, kreativer Durchhänger, Lampenfieber - Beststeller-Autor Kristof Magnusson kennt die vielen Krisen des Schriftstellerdaseins. Zum Glück kennt er auch die Gegenmittel, die er gerne verrät.

Stand: 02.06.2013 | Archiv

on3-Lesereihe 2011 / Schreibtipps bzw Schreibblockade überwinden (Nachdenkende Comicmänner in Kästchen) | Bild: Colourbox

1. Verbeiß dich nicht!

Du kommst an einer Stelle nicht weiter? Macht nichts. Mach was anderes. Schreib eine E-Mail. Hör Musik. Oder hast du schon mal versucht, deinen Lieblingsautor zu übersetzen?

Kristof Magnusson: "Ich hatte noch nie eine echte Schreibblockade. Das liegt vielleicht daran, dass ich viele Sachen parallel mache. Ich bin zum Beispiel noch Übersetzer. Dadurch tauche ich in die Welt eines anderen Autors ein, muss seinen Stil imitieren und anders schreiben als ich es würde. Dadurch komme ich auf neue Ideen anstatt darüber nachzudenken, ob und warum ich gerade blockiert bin."

2. Raser oder Flaneur?

Finde dein Tempo. Und wenn du in dieser Geschwindigkeit nicht weiterkommst, probiere genau das Gegenteil aus. Statt vier Seiten täglich nur eine halbe – die dafür perfekt. Und umgekehrt.

Kristof Magnusson: "Es gibt ja zwei Philosophien beim Schreiben: Entweder baut man den Tunnel fertig und klebt dann die schönen Kacheln an die Wand oder man macht jeden Tag eine Seite so perfekt, dass man sie am Abend gleich präsentieren kann. Ich schreibe meistens schnell – Augen zu und durch. Und danach fängt die eigentliche Arbeit an: das Kürzen."

3. Schreib deinen eigenen Stiefel

Klar, bei der PULS Lesereihe gibt es eine Jury. Aber lass dich davon nicht zu sehr beeinflussen.

Kristof Magnusson: "Das wichtigste Kriterium ist, dass man selbst mit der Geschichte zufrieden ist und Spaß dabei hat. Es bringt nichts, beim Schreiben zu versuchen, irgendwelche Kriterien zu erfüllen oder möglichst literarisch zu schreiben. Literatur ist unberechenbar. Das Einzige, was der Autor wirklich kontrollieren kann, ist, dass er das schreibt, was er will und was ihm Spaß macht."

4. Sei laut


Wenn du wissen willst, ob dein Text klingt, gibt es nur eine Möglichkeit: lesen, lesen, lesen. Und zwar laut. Allein vor dem Spiegel oder vor dem Kritiker deines Vertrauens.

Kristof Magnusson: "Ich lese so gut wie alles laut vor. Wenn man dabei an einen Satz kommt, den man gar nicht laut lesen will, dann ist das ein Zeichen, dass es an dieser Stelle noch hakt. Gerade weil wir alle am Computer schreiben, passiert es schnell, dass man einfach etwas hinschreibt und dann immer drüber wegscrollt. Erst beim laut Vorlesen fragt man sich dann – soll das wirklich da stehen?"

5. Lampenfieber ist der Motor

Baldrian, Schlaftabletten, Kamillentee? Vergiss es, gegen Lampenfieber vor dem Bühnenauftritt hilft eh nichts.

Kristof Magnusson: "Ich habe auch immer noch Lampenfieber, aber ich sehe das inzwischen als etwas Gutes. Oft entsteht dadurch erst die Energie, die einen auf der Bühne nicht wie ein Schluck Wasser dasitzen lässt, sondern mit der Spannung, die sich aufs Publikum übertragen soll."

6. Talent ist gut, Rest kann man lernen

Einzelschreiber oder Gruppenphilosoph? Manchmal hilft es beim Schreiben, sich der kritischen Meinung anderer zu stellen.

Kristof Magnusson: "In Schreibwerkstätten und Literaturinstituten muss man sich dauernd damit beschäftigen: Wie wirkt mein Text auf andere? Wie reagiere ich darauf, wenn mir andere Leute ihre unfertigen Texte präsentieren? Dadurch bekommt man ein Gefühl dafür, was einem gefällt und was nicht. Und im besten Fall wird einem dadurch bewusst, was man selber will."

7. Think small, be big

Es muss nicht immer gleich der Monster-Thriller sein, der Bestseller liegt oft im Detail.

Kristof Magnusson: "Als Autor muss man Lust daran haben, alles was rundherum passiert, in sprachliche Bilder zu übersetzten. Auch diese ganzen kleinen Geschichten aus dem eigenen Leben, die man manchmal gar nicht so einfach benennen kann…. Aber genau dadurch entsteht am Ende dieses Gefühl: Ja, da drückt jemand etwas aus, was hier und heute viele Leute wirklich beschäftigt und interessiert."


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