on3-Lesereihe 2011 Julia Fiederer gewinnt in Regensburg
Lesen gegen das Lampenfieber und Musizieren gegen das System: Der Auftakt der on3-Lesereihe war fulminant. Mit dabei: drei Autoren mit gelebter Stadt-Land-Expertise und eine Band, die die Bühne fast zum Explodieren bringt.
"Ich hab mich bei der on3-Lesereihe beworben, weil es eben keine klassische Wasserglas-Lesung ist" – das war die erste Aussage des Abends von der 25-jährigen Nadine Lorenz aus Runding. Und wo sie recht hat, hat sie recht. Nadine Lorenz ging als erste von drei ebenso hochmotivierten wie aufgeregten Autoren bei der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Lesereihe in der Alten Mälzerei an den Start.
"Stadt, Land, Schluss", das Motto aller Texte, passte dabei auch prima zu den Biografien der drei Lesenden: Nadine Lorenz, bekennendes Landkind und Betreiberin eines Provinzblogs (so nennt sie ihn selbst), der Regensburger Student Johannes Hofmann, groß geworden zwischen glücklichen Kühen auf den elterlichen Bauernhof, und schließlich Julia Fiederer, die zwar auch in der Beschaulichkeit des Landes aufgewachsen ist, sich mittlerweile in der Stadt aber weit wohler fühlt.
In einem waren sich alle einig: Ein Text über das eigene Leben wäre zu einfach. Von daher entschieden sich die Autoren für ganz unterschiedliche Interpretationen des Themas. Johannes Hofmann erzählte die Geschichte eines serbischen Kriegsheimkehrers. Nadine Lorenz schrieb über die emotionale Verlorenheit eines jungen Pärchens im Urlaub. Und Julia Fiederer entschied sich für einen Text über Schweineschlachtungen, nervige kleine Schwestern und eine ganz und gar verkorkste Familie. Damit überzeugte die 21-Jährige auf ganzer Linie: Ihr Text gewann am Ende des Abends die Publikumsabstimmung. Für Julia heißt das jetzt: Noch einmal lesen. Nämlich am Freitag beim Finale der on3-Lesereihe in München.
Mit Spannung erwartet wurde auch der erste Auftritt unserer diesjährigen Tourband 1000 Robota. Immerhin war es für Sänger Anton Spielmann eine literarische Premiere. "Eigentlich bin ich ja Analphabet", versuchte er zunächst tiefzustapeln. Spätestens nach den ersten Sätzen seines Textes wurde jedoch klar: Hier sitzt einer, der nicht nur gute Songs schreiben, sondern auch tiefsinnige und mit Popreferenzen gespickte Geschichten erzählen kann.
Die guten Songs gab es natürlich auch. Im abschließenden Konzert überraschten die Robota mit einer fast schon avantgardistisch anmutenden Bühnenshow mit viel Nebel, explosivem Gitarrengewitter und ausladend-ironischen Stadionrockgesten. Passend dazu die Ansage: "Wir sind auf dem Weg, die größte Band der Welt zu werden." Inwieweit sie diesem Ziel auf der on3-Lesereihe näher kommen...? Die nächsten Tage werden es zeigen.