Böhmermanns Abrechnung mit der Musikindustrie 5 Gründe, warum 5 Affen den ECHO verdient haben
Jan Böhmermann hat mit seinem 22-minütigen Rant auf die Verlogenheit der Musikindustrie und ihre Abziehbild-Künstler wie Max Giesinger vielen zutiefst aus der Seele gesprochen. Jetzt sollen fünf Affen 2018 einen ECHO gewinnen.
Heute Abend wird mit dem ECHO 2017 der angeblich wichtigste deutsche Musikpreis verliehen. Eine Gala, bei der die immer gleichen gesichtslosen Künstler die Preise absahnen und die Musikindustrie sich selbst feiert. Jan Böhmermann teilt deshalb in seiner Sendung Neo Magazin Royale mächtig aus gegen die deutsche Popmusik - und lässt fünf Schimpansen im Gelsenkrichener Zoo einen Songtext zusammenstellen. Unter dem Namen Jim Pandzko hat er jetzt den Song "Menschen Leben Tanzen Welt" veröffentlicht und will damit in die Charts kommen. Denn die Primaten sind bei der GEMA als Texter des Songs gemeldet und könnten damit tatsächlich 2018 einen Echo gewinnen. Hier sind fünf Gründe, warum wir hoffen, dass das klappt:
1. Schlager wird uns als deutscher Pop untergemogelt
Schlager feiert seit Jahren ein Mega-Revival und anscheinend haben das auch die grauen Herren in den Chefetagen der Major Labels erkannt. In den letzten Jahren wird deshalb der gemeine Musikfan mit schlimmsten "Haus, Maus, Klaus-Reimen“ gefoltert, die auch von Roy Black oder Marianne Rosenberg gesungen sein könnten. Außerdem füllen Schlagerstars wie Helene Fischer oder Andreas Gabalier jetzt schon ganze Arenen mit jungen Fans – lasst die Popmusik in Ruhe!
2. Texte und Musik sind absolut bedeutungslos
Es gibt seit Jahren Echos in Serie für leere, seelenlose Songhülsen von Künstlern, die sich an beliebten - oder besser: beliebigen - Themen wie Menschen, Leben, Tanzen oder Welt abarbeiten. Das schlimme daran ist, dass sie auch noch mit so viel Pathos verkauft werden, als könnte jedes dieser Lala-Lieder tatsächlich "noch kurz die Welt retten".
3. Künstler heucheln uns Fake-Realness vor
Begriffe wie "Authentizität" oder "Realness" sind absolute Heiligtümer der unzähligen Mainstream-Popstars, die damit ihre Nähe zum Fan belegen wollen. Deswegen fühlt sich dann wohl auch ein Max Giesinger dazu getrieben zu behaupten, er schreibe seine Songs selber, mit Hilfe eines "Kumpels" - anstatt einfach zuzugeben, dass er sich wie die meisten seiner Kollegen Hilfe von diversen Songwritern holt. Das wäre authentisch.
4. Videos sind zu Schleichwerbekampagnen verkommen
Das Musikfernsehen ist tot, trotzdem leben Musikvideos weiter und bleiben ein wichtiges Element, um Songs visuell zu stärken. Es gibt Regisseure wie Kim Frank, ehemals Sänger der Band ECHT, der mittlerweile jedes zweite Video deutscher Künstler dreht und dabei die sinnentleerten Texte wenigstens mit schönen Bildern verziert. Allerdings werden Videos auch immer wieder als Möglichkeit genutzt, um plumpe Schleichwerbung zu platzieren. Da rennt die Sängerin der Band Frida Gold schon mal völlig random in dem Video zum Song "Langsam" auf einem Rollfeld vor einem nagelneuen, geil in Szene gesetzten Mercedes Cabrio weg. Sell-out vom feinsten
5. Blaupausenpop im Baukastenprinzip
Die Songs der großen deutschen Popstars klingen furchtbar beliebig und austauschbar, was auch daran liegt, dass immer wieder dieselben Songwriter Lieder zusammenschustern - im Baukastenprinzip. An Popakademien und Unis kann man mittlerweile lernen, welche kompositorischen Schritte nötig sind, um bestimmte Emotionen im Hörer auszulösen. Das klingt eher nach Marktforschung als nach Kunst. Da wundert es einen auch nicht, dass ein Blaupausenpopsong wie der andere klingt.
Sendung: Freundeskreis, 06.04.2017 ab 10 Uhr