Chima Ede im Interview "Dieser Hass gegen andere ist nicht akzeptabel"
Chima Ede hat in seinem Song "Wir sind das Volk" deutliche Worte gegen die "besorgten Bürger" von Clausnitz gefunden. Wir haben mit dem Rapper darüber gesprochen, warum ausgerechnet das Video von dort ihn inspiriert hat.
Die Bilder des Videos aus Clausnitz hat sicherlich noch jeder im Kopf. Da hetzt ein Mob sogenannter "besorgter Bürger" gegen verängstigte Flüchtlinge, die gerade in einer Unterkunft in Sachsen ankommen. Chima Ede hat dazu ein klares Statement parat, über das er in dem Song "Wir sind das Volk" rappt. Mit PULS hat er darüber gesprochen, warum er diese Ereignisse nicht unkommentiert lassen wollte.
PULS: Was in Clausnitz passiert ist, hat dich richtig berührt, singst und schreibst du. Warum gerade jetzt so sehr?
Chima Ede: Das habe ich mich auch gefragt. Ich habe schon immer viel über die Medien mitbekommen, aber ich glaube einfach, dass dadurch, dass man wirklich diesen Hass in dem Gegröle gehört hat, mit dieser Power, hat es mich das erste Mal so richtig getroffen und ich hatte echt Gänsehaut, schon beim Anschauen des Videos. Das hat mich so emotional berührt, dass ich dann einfach etwas dazu sagen musste.
Viele Künstler setzen einen Tweet ab oder einen Facebook-Post, vielleicht eine Videobotschaft - warum hast du gleich einen Song aufgenommen?
Weil ich einfach nicht so ein Fan davon bin, schriftlich Statements zu setzen. Ich mag es, dass man auch an meiner Stimme hört, was ich gerade gefühlt habe, und das ist auch der Grund, warum ich da ein 24-Stunden-Projekt daraus gemacht und das so schnell herausgeschossen habe. Ich wollte einfach, so lange es in mir brodelt, dass ich das auf den Song projizieren kann und dass das dann genauso rüberkommt und dass Leute das dann auch so fühlen. Ich glaube, das ist letztendlich auch so gewesen.
Was wolltest du denn mit dem Song aussagen?
Mein Statement ist: Ich bin Deutscher und ich finde, dass dieser Hass gegen andere nicht zu akzeptieren ist. Ich stelle mich auf keine Seite. Ich bin weder links noch rechts und stehe auch gegen nichts, sondern bin für etwas - für Frieden und dass Leute einfach mal aufwachen und versuchen, sich in die Lage zu versetzen, wie das ist, wenn man alles verliert und dann flüchten muss. Und dann kommt man an und wird so willkommen geheißen. Jeder Mensch sollte verinnerlichen, dass das keine gute Umgangsart mit Menschen ist, ob das jetzt Flüchtlinge sind oder wer auch immer. In diesem Fall waren es Flüchtlinge. Das ist einfach nicht richtig.
Dein Track ist auch ein bisschen plakativ, im Refrain heißt es "Wir sind das Volk." Dazu gibt es ein Artwork mit dem Bundesadler und den Farben Schwarz-Rot-Gold. Wolltest du den Nationalisten, den Hetzern dieses Symbol wegnehmen?
Das ist ein bisschen wie ein Spiegel, denen ich ihnen vorhalte. Ich habe "Wir sind das Volk" in den Song aufgenommen, weil dieses Gegröle sich gegen Leute, die sich gerade in das Volk integrieren wollen oder müssen, weil sie geflüchtet sind, richtet. Ich wollte zeigen, dass wir alle das Volk sind. Nicht nur ihr seid das Volk, nicht nur eure Meinung zählt, sondern die Meinung von uns allen. Und deswegen könnt ihr nicht so eine Positition einnehmen von "eurem Volk", was ihr denkt, was "euer Volk" ist - sondern wir alle sind das Volk.
Der Track endet mit einer ziemlich deutlichen Message. Du rappst: "Wacht auf aus der Traumwelt, denn es gibt nicht nur Deutsch." Was meinst du damit?
Ich wollte einfach sagen: Wir sind alle Menschen. Wir haben vielleicht verschiedene Nasen oder verschiedene Hautfarben, aber letztendlich kommen wir alle aus einem. Es gibt nicht nur deutsch, es gibt nur uns.