Streamingdienst verramscht sich selbst Soundcloud geht das Geld aus
Gerüchte um Verluste und die Suche nach Investoren oder sogar Käufern – Meldungen darüber gibt es in immer kürzeren Abständen. Steht der deutsche Streamingdienst vor dem Aus?
Kein Quartal ohne Soundcloud-Verkaufsgerüchte. Im September 2016 wurde gemunkelt, dass der schwedische Streamingriese Spotify plant, das Berliner StartUp aufzukaufen – für angeblich eine Milliarde Dollar. Daraus wurde nichts. Keine zwei Monate später hatte Spotify es sich offenbar anders überlegt.
Im Januar 2017 wurde Google als möglicher Soundcloud-Käufer gehandelt – da ging es angeblich nur noch um 500 Millionen Dollar. Mittlerweile soll Soundcloud seinen eigenen Preis noch weiter reduziert haben: Anonyme Insider haben der Tech- und Business-Seite Recode angeblich verraten, dass das Berliner Unternehmen inzwischen sogar bereit wäre Angebote ab 250 Millionen Dollar in Erwägung zu ziehen. Ein Streamingdienst im Ramschverkauf quasi.
Soundcloud selbst hat diese konkreten Zahlen dementiert – man führe lediglich "aktive Gespräche" mit potentiellen Investoren und Geschäftspartnern. Trotzdem: Dass es dem Streamingdienst wirtschaftlich sehr schlecht geht, ist ein offenes Geheimnis. Im Februar 2017 zitierte die Financial Times eine anonyme Quelle mit den Worten, das Unternehmen gehe regelrecht um Geld "betteln" bei Investoren. Auch Soundcloud-Mitgründer Alexander Ljung warnte schon im Januar davor, dass seiner Firma noch dieses Jahr das Geld ausgehen könnte.
Es fehlen die Einnahmen
Ob durch werbefinanzierte Modelle oder die Einführung des Bezahldienstes Soundcloud Go – der deutsche Streamingdienst hat es bis heute nicht geschafft genug Einnahmen zu generieren, trotz der vielen Millionen User und der aktiven Community. Das liegt sicher an Versäumnissen und Fehlentscheidungen der Geschäftsführung – es wirft aber auch ein Licht darauf, was für ein hartes Geschäft das Musikstreaming ist. Selbst Marktführer Spotify hat 2015 trotz Einnahmen von knapp 2 Milliarden Dollar unterm Strich einen Verlust von 173 Millionen Dollar eingefahren. Das lag zum Einen an hohen Investitionen in Marketing und Technik, zum Anderen an den hohen Gebühren und Vorauszahlungen, die die Labels für die Nutzung ihrer Musik abrufen.
Sollte Soundcloud tatsächlich bald die Segel streichen müssen, wäre das ein herber Verlust für die Musikwelt. Auf keiner anderen Plattform gibt es eine derart aktive Community, herrscht so ein reger Austausch zwischen Künstlern und Hörern wie hier, was vor allem jungen, unbekannten Musikern nützt. Hunderte Nachwuchssänger, -Rapper, -DJs und –Produzenten haben seit der Gründung des Unternehmens 2007 ihre Karriere auf Soundcloud begonnen – darunter z.B. die Sängerin Kehlani, der Rapper Post Malone, der DJ LCAW aus München oder der Produzent Saint WKND aus Erding, der es neulich im PULS-Interview ganz deutlich formulierte: "Ohne Soundcloud wäre ich nicht der, der ich heute bin."