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50. Geburtstag Die musikalischen Erben von Kurt Cobain

Einen mit seinem Charisma und Talent wird es so schnell nicht wieder geben: Am 20. Februar wäre Kurt Cobain 50 Jahre alt geworden. Aber irgendwie ist er ja immer noch da - in diesen Musikern lebt sein Spirit weiter.

Von: Matthias Scherer

Stand: 09.04.2015 | Archiv

Kurt Cobain in der Doku "Cobain: Montage of Heck" | Bild: Foto: Youri Lenquette/Arts Alliance/dpa

Damit jemand zum Superstar wird, müssen drei Faktoren zusammenkommen: Talent, Charisma und Timing. Bei Kurt Cobain stimmte damals alles. Er wurde der Posterboy der Grunge-Bewegung: charismatisch, gutaussehend und mit dieser Gabe, schmissige Songs zu schreiben, die beim Mainstreampublikum genauso gut ankommen wie bei den Außenseiter-Punk-Kids, zu denen er sich selbst immer gezählt hat. Nach dem Ende von Nirvana gab es eine Flut von peinlichen Bands mit Wannabe-Cobains - hallo Bush, hallo Nickelback, hallo Puddle of fucking Mudd - aber auf die ist zum Glück nie wirklich jemand reingefallen.

Am 20. Februar wäre Kurt Cobain 50 Jahre alt geworden. Gibt es heute, zwei Jahrzehnte nach seinem Tod, Musiker, die zumindest Teile seines Spirits verkörpern und sein Erbe weiterführen?

Wir sagen: Ja!

1. St. Vincent - die schlaueste Songwriterin seit... Kurt Cobain

Annie Clark a.k.a. St. Vincent ist optisch das komplette Gegenteil von Kurt Cobain: futuristische Kutten statt Holzfällerhemd, 10-cm-Absätze statt Chucks, silberner Afro statt fettiger Langhaar-Frise. Aber laut eigener Aussage gäbe es ohne Nirvana keine St. Vincent und sie tut genau das, was Kurt Cobain auch mal gemacht hat: Die besten und schlauesten Rock-Songs ihrer Zeit schreiben. Und wer durfte bei der Einführung von Nirvana in die Rock'n'Roll Hall of Fame "Lithium" singen? Ganz genau: St. Vincent.

2. Dylan Baldi - der angepisste Außenseiter

Was nicht jeder weiß: Kurt Cobain konnte ein richtiger Spaßvogel sein. Aber bis auf ein, zwei Balladen war seine Musik der Klang gewordene Wutausbruch eines High-School-Geeks, der auf dem Pausenhof von den popular kids rumgeschubst wurde: panisch, rotzig, angepisst. So klingt momentan nur eine Band: die Cloud Nothings, das Bandprojekt von Dylan Baldi. Die Cloud Nothings machen Außenseiter-Rock mit Pop-Melodien und haben schon mit Steve Albini zusammengearbeitet, der Nirvanas letztes Studioalbum "In Utero" produzierte. Würde Kurt noch leben, würde er die Cloud Nothings lieben.

3. Lorde - das Riot Grrrl des Pop

Feminismus war in der Punkszene der 80er-Jahre nicht so verbreitet, wie man sich das vielleicht vorstellt: Im Moshpit wurde geprügelt und gegrapscht, und die Riot-Grrrl-Bewegung steckte noch in den Kinderschuhen. Kurt Cobain war einer der wenigen männlichen Rockstars, die am Gender-Status-Quo gerüttelt haben. Er trägt schon Anfang der 90er auf der Bühne Frauenkleider und schreibt in seinem Tagebuch, dass er gerne schwul wäre - um die homophoben Penner noch mehr zu ärgern. Das erinnert ein bisschen an Lorde.  Egal ob schwulenfeindliche Journalisten oder Schwachmaten wie Diplo, die meinen, sich über das Aussehen von weiblichen Kollegen auslassen zu müssen: Die Neuseeländerin lässt sie nicht einfach so davonkommen.

4. Earl Sweatshirt - Selbsthass schlägt Fan-Liebe

Kurt Cobain sehnte sich sein Leben lang nach Anerkennung, aber als er sie schließlich bekam, ging er an ihr kaputt und suchte Trost im Drogenkonsum. In einer ähnlichen Situation steckte Earl Sweatshirt. Der US-Rapper versuchte, die Trauer über den Tod seiner Großmutter einfach wegzusaufen und kam nicht damit klar, dass ihn Kids auf der Straße um Selfies bitten. Sein Selbsthass und der trotzige Spirit seines Albums "I Don't Like Shit, I Don't Go Outside" erinnern so stark an Kurt, dass man sich fast ein bisschen Sorgen macht.


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