Instrumental-Compilation 20Gs Die Deutsche Beat-Elite
Der Hamburger Beatbastler Farhot hat für seine Compilation "20Gs" die Elite unter den deutschen HipHop-Produzenten zusammengetrommelt. Das Ergebnis ist – auch ganz ohne Rap – eine ernsthafte Gefahr für die Nackenmuskulatur.
Wenn mal wieder davon geredet wird, wie spannend, kreativ, lebendig und divers die deutsche HipHop-Szene ist, dann fallen in der Regel Namen wie Haftbefehl oder Casper oder Marteria oder SSIO oder oder oder… Es sind auf jeden Fall immer die Namen der Rapper. Berechtigt und schön und gut ist das, aber leider wird dabei eine andere Gruppe von Künstlern meistens sträflich vernachlässigt. Diejenigen nämlich, die dafür sorgen, dass deutscher HipHop überhaupt erst so klingt, wie er klingt: Die Produzenten. Wie viele aktive Beatbastler es in Deutschland gibt, und was für großartige, inspirierte Arbeit die leisten – das ist den meisten gar nicht bewusst.
Marteria oder Peter Fox zum Beispiel wären nicht da, wo sie sind, hätte ihnen nicht das Berliner Produzentenduo The Krauts ein passgenaues Soundgewand zurechtgeschneidert. Fatonis fantastisches Album Yo, Picasso wäre ohne die komplexen Instrumentals von Dexter nur halb so geil. Wenn ein SSIO gerade bundesweit Festivalbühnen abreißt, dann liegt das auch an den wuchtigen, modernisierten BoomBap-Brettern, die ihm Künstler wie Reaf zusammengeschraubt haben. Die Frankfurter Azzlacks und Hamburger Straßenbanden klängen bei weitem nicht so bedrohlich, ohne die Arbeit von Bazzazian, m3 oder Jambeatz. Und Haftbefehls Überhit "Chabos wissen wer der Babo" ist ohne den brachialen Beat von Farhot undenkbar.
Farhot war es dann auch, der die erwähnten Kollegen - und noch einige mehr - für das Projekt "20Gs" zusammengetrommelt hat. Eine Compilation mit zwanzig exklusiven Beats von zwanzig deutschen HipHop-Produzenten, ein Who-is-who der hiesigen Beatbastler-Szene.
Das Ergebnis ist beeindruckend: Von BoomBap über Cloud und Trap bis hin zu trip-hoppigen und experimentellen Klängen werden alle möglichen Spielarten des HipHop abgedeckt. Dass dabei nicht gerappt wird, stört kein bisschen – im Gegenteil: So kann man sich ganz auf die Sounds, Samples, die Rhythmen und Klangtexturen konzentrieren. Es offenbart sich ein faszinierender Detailreichtum, den man meistens überhört, wenn jemand drüber spittet. Dass sich so ein Instrumental-Tape aber auch ganz ausgezeichnet zum Nebenbei-Hören beim Arbeiten, Abspülen oder Autofahren eignet, soll nicht unerwähnt bleiben. Und für alle Freizeit-MCs ist "20Gs" sowieso Pflicht – mit dieser Compilation brennt die nächste Freestyle-Cypher, garantiert.