Musik-Vorschau 2018 Auf diese Alben freuen wir uns mal so richtig
Ob deutschsprachig von Antilopen Gang bis Bilderbuch oder international von The War On Drugs bis Kendrick Lamar: 2017 hatte so einige Album-Perlen am Start. Und 2018? Setzen wir highlightmäßig ganz auf diese fünf Releases.
Feine Sahne Fischfilet – Sturm & Dreck (12. Januar)
Man muss nicht allem zustimmen, was Feine Sahne Fischfilet von sich geben ("Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt"). Aber wer sich in Mecklenburg-Vorpommern gegen Rechts engagiert, der hat definitiv Respekt verdient. Man wird ja auch in den seltensten Fällen Vegetarier, wenn man im Schlachthof arbeitet. Zwar wird mit diesem Album kaum ein AfD-Wähler zu dem Ergebnis kommen, dass seine Wahlentscheidung nicht unbedingt die beste war. Aber Selbstvergewisserung kann eben auch geil klingen und eine Fickt-Euch-Alle-Attitüde einfach nur guttun. Deutschland hat das erste Mal seit 1957 eine stramm rechte Partei im Bundestag und Feine Sahne Fischfilet werden passend dazu den erhobensten aller Mittelfinger vertonen. Was Kettcar 2017 mit "ich vs. Wir" inhaltlich im Indierock-Gewand abgelegt haben, werden die Herren um Sänger Monchi mit ordentlich Auf-die-Fresse-Pathos den Punkjüngern des Landes vorwerfen. Gut so.
Kanye West - Turbo Grafx 16
Jep, der Typ hat einen an der Waffel. Da wird wohl kaum einer widersprechen. Man könnte inzwischen Bücher über seine Skandale und Verrücktheiten schreiben. 2015 hat er angekündigt, U.S.-Präsident werden zu wollen. Immerhin: Nach einem Jahr Trump wirkt die Vorstellung von Kanye im Weißen Haus eigentlich wie eine ganz vernünftige Variante. Doch neben all dem Wahnsinn, den West in die Welt herausjagt, ist er immer noch ein grandioser Musiker. Einer, der mit seinem Album "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" 2010 mal eben alle Regeln der Popwelt implodieren ließ. Zwar ist immer noch nicht ganz klar, wann das neue Album nun endlich erscheint. Aber bis Kanye 2020 Präsident wird, hat er ja noch etwas Zeit.
Cosby - tba
Cosby wären wahrscheinlich schon woanders, wenn sie nicht aus München, sondern aus Großbritannien oder den USA kommen würden. So sind sie unverständlicherweise immer noch so etwas wie ein Geheimtipp. Aber das kann ja auch Vorteile haben - kreative Freiheit und so. Deswegen sind wir sehr gespannt, wie Cosby ihren Synthie- und Elektro-Indiepop weiterentwickeln. Das Potential des Vierers ist der Wahnsinn und die Stimme von Sängerin Marie Kobylka bleibt einfach hängen. Vor kurzem haben sie mit "Get Up" schon eine neue Single veröffentlicht. Jetzt haben sie eine Album-Release-Tour angekündigt.
William Fitzsimmons - tba
Eigentlich ist William Fitzsimmons jemand, den man in erster Linie live sehen muss. Allein die Erscheinung: Zwei Meter groß, gerne in Latzhosen und ausgestattet mit einem schier nicht enden wollenden Vollbart. Die besten Witze über sein Äußeres macht er selbst. Er habe Angst davor, eines Tages keine Musik mehr machen zu können. Denn der einzige Arbeitgeber, der ihn mit seinem Bart nehmen würde, sei Al-Qaida. Dankenswerterweise macht er aber noch Musik. Und die ist großartig. Der Singer-Songwriter hat sein inzwischen siebtes Studioalbum fertig aufgenommen - im Frühjahr soll es erscheinen. Alle Melancholiker können sich wieder auf tieftraurige und gleichzeitig entspannte Songs freuen, auf starke Melodien und beeindruckende Lyrik.
A Perfect Circle - tba
Ewigkeiten ist es her, dass die Prog-Rocker von A Perfect Circle ein Album rausgehauen haben. 2004 kam das Letzte: "Emotive" war eine Abrechnung mit der ersten Amtszeit von George W. Bush, verbunden mit der Hoffnung, dieser möge gegen den Demokraten John Kerry verlieren. Es kam anders. Wobei Bush im Vergleich zum aktuellen Bewohner des Weißen Hauses wie ein gebildeter, besonnener und beinahe friedfertiger Zeitgenosse daherkommt. Von daher kann man erwarten, dass A Perfect Circle im Jahr 2018 politischer denn je sein werden. Vor einem Monat kam mit "The Doomed" die erste Vorab-Single raus und die hat gezeigt, dass die Typen es noch immer drauf haben. Musikalisch sind die Mannen um Sänger James Maynard Keenan seit jeher auf einem unfassbaren Level. Das kann was werden.
Sendung: Plattenbau vom 19. Dezember 2017 ab 19 Uhr