Munich Synthsoul gegen die Zombifizierung
Name:
Cosby
Woher kommen die?
Cosby sind die Local Heroes im Bunde – sie kommen aus München. So, und an dieser Stelle müssen wir als Lokalpatrioten dann doch mal ehrlich mit uns selber sein und einen ungeschönten Blick auf unsere Heimatstadt werfen: In Sachen popmusikalisches Prestige und Durchschlagskraft wird München seinem eigenen Anspruch leider nicht wirklich gerecht. Sicher, viele fantastische Künstler tummeln sich hier, von denen auch immer wieder Einzelne den Sprung nach ganz oben schaffen. Aber einen eigenen, unverwechselbaren Trademark-Sound hatte diese Stadt zuletzt Mitte der Siebziger, als Giorgio Moroder in seinen Musicland-Studios Munich Disco erfand. Heute ist München in dieser Hinsicht ein fast unbeschriebenes Blatt. Für Bands wie Cosby eine Bürde, aber auch eine große Chance.
Und was machen die so?
Giorgio Moroder ist nicht das falscheste Stichwort. Auch bei Cosby spielt der Synthesizer eine zentrale Rolle und der Tanzbarkeit verweigert sich die Band keinesfalls. Dennoch gehen Marie Kobylka, Chris Werner, Robin Karow und Kilian Reischl die Sache deutlich anders an als der italienische Disco-Großmeister. Am wohlsten fühlt sich die Band im getragenen Balladentempo: Da kommt Maries ausdrucksstarke Stimme am besten zur Geltung, können sich die ausgeklügelten, überbordenden Synthie-Pop-Arrangements voll entfalten. Mal unterkühlt blitzend, mal melancholisch funkelnd. Und im Refrain gibt‘s dann die volle Pop-Breitseite.
Und wo soll's hingehen?
Breitwand-Pop verlangt nach Breitwand-Bildern. In ihren Musikvideos haben Cosby da schon ganz gut vorgelegt: Ob instagramgefilterte Neuzeit-Hippie-Romantik am Badesee, düsterer Herzschmerz in stylish-kühlem Schwarz-Weiß oder eine Backwood-Horror-Fantasie inklusive Zombies und blutig splatternden Kopfschussfontänen. Robin Karow und Chris Werner, beides Werbefilmer, wissen ihre Band in Szene zu setzen. Für ihren Startrampe-Roadtrip wünschen wir uns mindestens einen Banküberfall mit anschließender Autoverfolgungsjagd, malerische Strand- und Waldpanoramen sowie eine Laserwaffenschießerei in einer Industrieruine. In blutrotem Abendlicht und Super-Slow-Motion.
An der Tankstelle wird gekauft...
... Hundefutter. Inoffizielles fünftes Bandmitglied ist die musikbegeisterte Bullterrierdame Rosi. Die trägt ihren Status als Cosby-Maskottchen mit Fassung, allerdings nur bei angemessener Verpflegung, versteht sich.
Auf dem Reisemixtape laufen...
... Robyn. Jessie Ware. Rihanna. Eurythmics. Woodkid. Und der Homie Sepalot.
Das Gepäck...
... ist schwer, umfangreich und sehr, sehr teuer. So eine amtliche Synthie-Pop-Band braucht heutzutage schließlich einiges an Equipment. Zusätzliche Wachposten für den Bus wären angebracht, nicht dass der samt Inhalt geklaut wird. So etwas ist schlimmer als die Zombieapokalypse.
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