Die fettesten bayerischen Acts beim PULS Open Air Bayern ist so big wie nie zuvor

Im bayerischen Pop-Kessel hat sich in den letzten Jahren ganz schön was zusammengebraut - und beim PULS Open Air 2017 wird es gigantisch! Nach diesen bayerischen Acts werden euch noch eure Enkel fragen.

Von: Vanessa Patrick

Stand: 02.06.2017 | Archiv

Claire, Lilly Among Clouds, Fatoni, Liquid, Maniac, Roger Rekless | Bild: Stefan Zinsbacher, Hannes Rohrer, Christoph Gabler, Lilly Among Clouds, Philipp Wulk&Stephan Hobmaier

FATONI

"Ich sitz in meinem Zimmer, hör ein Lied von Fatoni. Ich denk: Shit, ich werde nie wie Fatoni. Aber irgendwie ist ja niemand wie Fatoni - also, außer Fatoni, der ist aber auch Fatoni." Das war ein einziges, langes Zitat aus Fatonis Song "Mike". Gut, eine Sache haben wir geändert: Den Namen "Mike Skinner" durch "Fatoni" ersetzt. Aber wie sonst soll man Fatoni huldigen? Einfach ehrlich schreiben, was für ein Balsam auf geschundener Pop-Haut es ist, dass Fatoni aus Bayern kommt? Och, nee. Ist peinlich und außerdem würde Fatoni daraufhin entweder wahnsinnig clever oder sehr gekonnt ironisch antworten - das wissen wir spätestens seit seiner legendären Rapoetryliteraturwhatever-Performance auf der PULS Lesereihe 2017.

Wir sind Fans, weil… was heißt hier “wir”? Alle sind Fans! In Rap-Kreisen zum Beispiel Zugezogen Maskulin, Kryptik Joe von Deichkind und die Antilopen Gang, genauso wie Singer-Songwriterin Mine – das ergibt ein ziemlich gutes Fan-Portfolio.

CLAIRE

Ewig viele Facebook-Fans, krass gut besuchte Konzerte, irre präsentabler Major-Plattenvertrag - das alles hatten Claire schon nach einem Jahr. Die Münchner wirkten von Anfang an wie Vollprofis, geschliffen wie ihr Bandlogo: ein Diamant. Und obwohl ihr Song "Broken Promise Land" sogar in einem glamourösen Werbespot für eine Automarke gelandet ist, haben Claire es irgendwie geschafft, nicht zu perfekt und damit zu langweilig zu sein. Das mag daran liegen, dass Sängerin Josie unglaublich gut und gleichzeitig unverwechselbar singt. Oder daran, dass Claire immer wieder überraschen - und zum Beispiel ein Grandmaster-Flash-Zitat in einen Song schmuggeln. Wahrscheinlich sind ihre Songs aber einfach nur verdammt gut.

Wir sind Fans weil… Claire sogar die misslichsten Lagen in Kunst verwandeln. Ihnen wurde nämlich mal der Bandwagen aufgebrochen und alles geklaut. Mehrere Monate später kommt ein Anruf aus Litauen: Die Instrumente sind gefunden. Und was machen Claire? Erstens: Freuen. Zweitens: Mehrere Kurzfilme drehen, in denen sie sich ausdenken, wie die Reise der Instrumente verlaufen sein und wer der mysteriöse Anrufer sein könnte. Für Claire ist eben alles Inspiration.

LILLY AMONG CLOUDS

Mal unter uns gesagt: Eine Rampensau wird Lilly höchstwahrscheinlich nicht mehr werden. Das muss sie aber auch nicht - mit ihrer überlebensgroßen Stimme und den dazu passenden Melodiebögen haut sie jeden um, der einen Herzschlag und funktionierende Gehörgänge hat. Ihre erste EP ist im September 2015 erschienen - mittlerweile hat sie bei PIAS Recordings unterschrieben, dem Label, auf dem auch alt-J und Soap&Skin veröffentlichen. Nachdem wir mit offenen Mündern ihren neuen Song "The Only One" gehört haben, wollten wir sie 2017 unbedingt dabei haben - diesmal unter einem hoffentlich klaren Sommerhimmel. Und wenn's regnet, sieht man wenigstens unsere Freudentränen nicht.

Wir sind Fans, weil… wir auch fast zwei Jahre nachdem wir sie für uns entdeckt haben, noch niemanden in Bayern kennen, der Lillys Songwriting-Skills und Stimme das Wasser reichen kann. Keine falsche Scheu, Lilly – hau mal das Album raus!

LIQUID & MANIAC

Muss man die Jungs eigentlich noch vorstellen? Maniac: bilingualer Rapper (Boarisch und Englisch) aus Regensburg, Anführer der Demograffics-Crew, versierter Beatbastler. Liquid: aus Regenstauf in der Oberpfalz, der Danny Brown des Mundart-Rap, fast eine Million Klicks für sein "Mach doch dein Polt"-Video. Zusammen: Liquid & Maniac. Ob als Protagonisten von wilden Boazn-Sessions, als bestes Rap-Tagteam diesseits des Atlantiks oder als Moderatoren ihrer eigenen Radioshow bei PULS - die zwei sind eine absolute Pflicht-Hörerei für jeden, der sich auch nur ein bisschen für Rap interessiert. Ihr gemeinsames Album "Slang Funk Slam Dunk" ist ein Paradebeispiel dafür, was passieren kann, wenn zwei Rapper aufeinander treffen, die mehr als bloße Sympathie verbindet: nämlich wahre Liebe zu fetten Beats'n'Bars.

Wir sind Fans, weil… wir Ohren haben? Nein, ernsthaft: Wir sind einfach wahnsinnig stolz darauf, wie sich diese zwei Dudes über die Jahre entwickelt haben und freuen uns darauf, zu ihren Songs die Hände in die Luft zu werfen!

Roger Rekless

Ob als Radiomoderator, am Mic für die Hardcore-Band GWLT, als passionierter Kampfsportler oder als Solo-Rapper – Roger Rekless ist einfach ein Alleskönner. Seine Liebe zur und sein Wissen über Musik wird nur übertroffen von seiner Präsenz und seinem Charisma: launig, liab und locker. Bester Typ! Im Laufe seiner Rap-Karriere hat Roger mit so legendären Künstlern wie Blumentopf, Main Concept und OutKast gearbeitet. Apropos legendär: Seine Facebook-Freestyle-Sessions, bei denen u.a. Liquid, Maniac und Samy Deluxe mitgemacht haben, werden regelmäßig von zigtausenden Leuten angeschaut, die mit ihren Kommentaren die Rhymes mitgestalten können.  

Wir sind Fans, weil…  wir einerseits natürlich befangen sind: Roger Rekless moderiert schließlich bei uns. Aber andererseits gehört dieser super Typ einfach auf alle Festivalbühnen der Welt – und deswegen halt auch auf unsere.

BBou

Die GEMA erweitert das Lineup beim diesjährigen PULS Open Air um zwei HipHop-Acts. Einer davon: Bbou. Der ganze Mundart-Heimat-Rap hat noch in den Kinderschuhen gesteckt, da fetzte Bbou schon durch den bayerischen Underground. Als einer der ersten haute der Oberpfälzer seine Raps im breitesten Dialekt raus. Vom ruppigen Mundart-Rapper mit Weißbier-Gschichtn hat er jetzt aber einen dicken Satz weggemacht. Im neuen Album „Idylle“ sinniert der bayerische Rebell über Selbstverwirklichung, den „Oxnsepp“, „Aromatherapie“ und was einen halt sonst noch so elementar beschäftigt. Mittlerweile entspannter in Sound und Flow, aber mit mindestens derselben Portion Augenzwinkern.

Wir sind Fans, weil…  Bbou seinen Stiefel seit Jahren mit einer bemerkenswerten Scheißegaligkeit durchzieht. Der Poet bespielt alles. Vom Aufs-Maul-Track bis zur feinsinnig-subversiven Gschicht. Eine bayerische Ur-Type.

Jakob Bruckner

Wie es klingt, wenn ein bodenständiger und zugleich verträumter Luftikus Musik macht? Singer-Songwriter Jakob Bruckner aus Regensburg studiert Sport und Englisch auf Lehramt – nebenbei springt er in seinen Bulli, reist durch die Welt und schreibt Songs. Wer jetzt aber an melancholische Indie-Folk-Songs denkt, liegt falsch. Die Musik des Songwriters klingt nach leichtem, lebensbejahendem Deutsch-Pop. Es muss ja auch nicht immer wehmütig und latent traurig sein. Jakob Bruckner hat massig gute Laune im Gepäck!

Wir sind Fans, weil… Jakob Bruckners Songs 100% nach Sommer klingen – besser geht es für ein Open Air wohl nicht.

Jordan Prince

Jordan Prince. Den Namen muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das klingt doch schon nach Popstar. Aber: Der Name Jordan Prince ist kein Konstrukt von einem fantasievollen Plattenboss. Nein, der ist echt. Genauso wie der Typ dahinter. Jordan Prince kommt aus New Orleans und sticht mit seinem traurig-weirden American Folk überall heraus. Mit XYZ hat er ein Album geschrieben, in dem er jeden Song einer Person gewidmet hat. Aber nicht nur einfach Mami und Papi, sondern all den Menschen, die ihn beeinflusst haben, seit seinem 15. Lebensjahr – bis heute. Egal, ob man noch best friends ist oder nicht. Wir finden diese Album-Idee von Prince Jordan ganz besonders. Besonders schön nämlich.

Wir sind Fans, weil… Jordan Prince einfach mal alles hinter sich gelassen hat, als er von New Orleans nach München gezogen ist. Der Liebe wegen. Die er an einer Filmschule kennen gelernt hat. Also: mutig, kreativ UND romantisch, dieser Typ. Und davon kann er dann auch noch ein Lied singen. Hach... dieser Jordan Prince.  

KYTES

Wie es sich anfühlt, eine gehypte Band zu sein, davon können die Kytes gleich mehrere Lieder singen. Schließlich geht es steil bergauf für die münchner Indie-Rock-Band. Sie werden es wohl ihren Label-Kollegen Milky Chance gleichtun und bis über die Grenzen Deutschlands hinaus für Aufsehen sorgen – die Songs haben das Potential in jedem Fall. Als Sieger des New Music Awards 2016 sind sie hierzulande schon lange über den Status des Geheimtipps hinaus.

Wir sind Fans, weil… die Kytes beweisen, dass man nicht in Berlin oder New York leben muss, um richtig durchzustarten.

Refugee Rap Squad

Musik verbindet. Und ist universell. Davon kann der Regensburger Maniac ein Liedchen rappen. HipHop – das ist für ihn nämlich eines: Kultur. Zusammen mit seinem Refugee Rap Squad kehrt er zu den Wurzeln des HipHop zurück. Wie damals in New York, als sich wegen der Gewalt unter Gangs die Zulu Nation geformt hat, um mit neuen Styles und neuen Slangs etwas Gutes daraus zu machen. Zusammen mit geflüchteten Jugendlichen aus Syrien, Afghanistan und dem Senegal rappt sich das Refugee Rap Squad durch viele verschiedene Sprachen: Bairisch, Englisch, Französisch, Deutsch, whatever. Hauptsache Flow und Style sind nice.

Wir sind Fans, weil… der Refugee Rap Squad mehr als ein Sozialprojekt ist: Es ist global, revolutionär, serious business – einfach HipHop.

Sendung: Plus 1, Montag 05.06.2017 - ab 10 Uhr