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Vorgestellt // Ginger Redcliff Aus der Not eine Tugend

In London geboren, in Wunsiedel groß geworden, nach München übergesiedelt, eine erste Platte aufgenommen - die Sängerin Ginger Redcliff braucht sich keine Sorgen machen, dass es irgendwann nicht mehr irgendwie weitergeht.

Stand: 01.02.2011 | Archiv

Bandshooting, on3-startrampe-Band | Bild: Anna McCarthy

Aus Engpässen das Beste herausholen

Aus der Not eine Tugend machen – wer das kann, hat als Band heutzutage gute Karten. Also muss man sich um Ginger Redcliff keine Sorgen machen: Die oberfränkische Sängerin, die im echten Leben Hanna Plaß heißt, und ihr musikalischer Kompagnon Tom Bola haben schon aus einigen Engpässen das Beste herausgeholt. Übervorsichtige Veranstalter wollen keine unbekannte Band buchen? Kein Problem, lässt Ginger sich eben von den Fans nach Hause einladen, ins Wohnzimmer, oder einmal sogar ins Badezimmer, unter die Dusche. Das Startrampe-Wohnzimmerkonzert wird Ginger Redcliff also spielend absolvieren. Im Fußballvereinsheim vor einer Horde Punk- und Metal-Fans hat sie natürlich auch schon performt.

Aufnahmen im Hotel- und Kinderzimmer

Musikvideo Ginger Redcliff - Tomorrow and Today

Als Ginger und Tom ihre CD aufnehmen wollten, war die Zeit knapp, die Studios teuer und kein Ende des Tourlebens in Sicht – also wurden die Aufnahmen kurzerhand ins Hotelzimmer verlegt und in Gingers altem Kinderzimmer fortgesetzt. Auch die Instrumentierung war simpel: Tom spielte einfach ein ganzes "unsichtbares Orchester", wie Ginger das ausdrückt. Das Ergebnis, die EP "Me And Mr. Bola", vereint Jazz- und Filmmusik-Einflüsse zu schwelgendem, opulentem Pop – von den minimalistischen, improvisierten Entstehungsbedingungen keine Spur.

Es ist eine Sache, eine Platte aufzunehmen, aber eine andere, die heimproduzierte Musik an die Frau und den Mann zu bringen. Aber auch da kann sich Ginger Redcliff auf tatkräftige Unterstützung verlassen: Sie ist eng mit den fränkischen Krawall-Elektronikern von der Dadajugend Polyform verbandelt und hat bei den Kulmbachern "Auf die Plätze" eine kuschelige Plattenfirmenheimat gefunden. Der Labelchef saß praktischerweise in der Jury, als Hanna mit 14 beim Contest "Thiersheim sucht den Megastar" mitmachte.

Der Schriftsteller-Onkel lieferte die Lyriks

Für ihre Songtexte musste Ginger Redcliff etwas weiter in die Ferne schweifen: Weil sie nicht so recht vorwärts kam, bat sie ihren Onkel, der an einer Mädchenschule in Australien kreatives Schreiben unterrichtet (Spezialgebiet: Romantik), um ein paar englischsprachige Lyrics. Not macht eben erfinderisch – da könnten sich manche Musiker, die über ach so schwere Zeiten für Bands stöhnen, eine Scheibe abschneiden.


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