Ja, Panik-Autobiographie "Futur II" 5 Dinge, die ihr noch nicht über Ja, Panik wusstet
Zehn Jahre Bandgeschichte. In ihrer Autobiographie zeigen sich Ja, Panik schamlos ehrlich: Eine Bandauflösung steht immer noch zur Debatte – und sie erzählen, warum sie nackt vor zehn Leuten aufgetreten sind.
Sie haben den deutschen Diskursrock ins neue Jahrtausend gerettet. In zehn Jahren Bandgeschichte sind Ja, Panik gemeinsam von Wien nach Berlin gezogen, sind von fünf auf drei Leute geschrumpft und wieder auf vier angewachsen. Mehrere Alben haben sie veröffentlicht, darunter die erfolgreichen "The Angst and the Money", "DMD KIU LIDT" und "Libertatia". Und sie standen mehrfach kurz vor der Auflösung.
Jetzt haben Ja, Panik eine schamlos ehrliche Autobiographie geschrieben, mit dem kryptischen Titel: "Futur II". Selbst Fans der ersten Stunde erfahren hier noch Neues über die Band – und wie es derzeit um sie steht.
1. Ja, Panik haben mal nackt gespielt
Als Wetteinsatz. Vor zehn Leuten. Im idyllischen Pfarrkirchen. Ausgerechnet. Weil sie während einer Tour 2011 betrunken festgelegt hatten, dass sie immer, wenn weniger als 50 Leute zum Konzert kommen, blank ziehen würden. Leider – oder Gott sei Dank - kam es nur in Pfarrkirchen dazu.
2. Ja, Panik wollten sich eine Insel kaufen
Sie haben sogar einen Makler beauftragt, der ihnen Vorschläge machte. (Zur Info: So eine Insel gibt es schon ab 50.000 Euro. Wer Palmen will, muss aber mindestens 100.000 Euro auf den Tisch legen.) Passend zum Libertatia-Album – das ja nach einer fiktiven, anarchistischen Pirateninsel benannt ist – wollten sie eine anarchistische Künstlerkolonie auf einer Insel crowdfunden. Es wurde sogar konkret: Die Insel Little Monkey Caye in der Karibik sollte es werden. Letztendlich haben sie es aber doch gelassen, sich eine – wie sie es nennen – "white guy insel enklave" zu kaufen.
3. Ja, Panik sind ganz schön albern
Schlagzeuger Sebastian Janata und Bassist Stefan Pabst haben sich für einen Monat in die Ja, Panik-Archive verkrochen. Ja, sowas gibt es wirklich – eins in Wien und eins in Berlin. Von da aus haben sie einen Monat lang E-Mails mit Fotos und Videos aus alten Zeiten an Sänger Andreas geschickt. Die trockene Archivluft hat ihnen wohl etwas zugesetzt: Jedenfalls driften ihre Alltagsschilderungen oft in abstruse Geschichten ab – kein Wunder, wenn man sein Dasein zwischen Pappkartons und alten Email-Accounts fristet. Einmal liest man von einer Drogengeschichte, an deren Ende Sebastian nackt an einem Seeufer angespült wird. Dann wieder wird er von einer mysteriösen Untergrundorganisation entführt:
"Ich nahm den schwarzen Sack ab und kniete mich hin, wie es das Protokoll verlangte. Erst dann blickte ich hoch. Ich konnte noch nicht so gut sehen, da sich meine Augen erst an das Licht gewöhnen mussten. Ich sah die Umrisse der Ambassadorin." Sebastian Janata
Wie gesagt, die trockene Archivluft.
4. Ja, Panik sind krass selbstkritisch
Oder sollte man sagen: Sänger Andreas Spechtl ist krass selbstkritisch? Seine E-Mails sind jedenfalls deutlich ernster und nachdenklicher als die von den Kollegen Sebastian und Stefan. Andreas bezweifelt, dass die Band irgendetwas Neues geschaffen hätte – alles nur ein Aufguss von Sachen, die es schon mal gegeben hätte. Er glaubt nicht, dass sie mit ihren gesellschaftskritischen Songs irgendwas verändert hätten. Und er meint, dass sie eigentlich nur ein Lied geschrieben hätten, das bleibt. Welches, das verrät er nicht. Wahrscheinlich meint er aber das hier:
5. Ja, Panik stehen immer noch kurz vor der Auflösung
Nach ihrem dritten, sehr düsteren Album "DMD KIU LIDT" haben Ja, Panik die gemeinsame WG in Berlin aufgelöst und sind vom Quintett zum Trio geschrumpft. Obwohl er wusste, dass das früher oder später so kommen würde, hat Andreas Spechtl die Trennung und das Auseinanderziehen auch heute noch nicht verkraftet. Er kann auch keine Texte mehr für die Band schreiben – kommt ihm alles sinnlos vor. Und er überlegt auch immer wieder laut, ob sich die Band nicht einfach auflösen sollte:
"Für mich hatte sich mit Thomas‘ Ausstieg alles geändert. Ich fühlte mich plötzlich allein in der Band. Auch daraus haben sich viele Probleme ergeben. Sie machen mir auch immer noch schwer zu schaffen, so schwer, dass ich diese Band in regelmäßigen Abständen anzweifle und immer wieder daran denke, selbst auszusteigen."
Andreas Spechtl
Immerhin gibt es mit "Futur II", dem Song zum Buch, ein weiteres Lebenszeichen der Band.
Und im November werden sie auf Lesereise gehen – am 10. November machen sie Halt im Milla in München. Weitere Stationen sind St. Gallen, Hamburg, Berlin und Wien. Es scheint also doch irgendwie weiter zu gehen mit Ja, Panik – aller Untergangsstimmung zum Trotz.