Tracks der Woche #21/19 IDLES, Die Orsons, Tubbe & Strizi Streuner, Zugezogen Maskulin feat. Carsten Chemnitz & Nura, Ilgen- Nur

IDLES – Mercedes Marxist

Wenn ihr die IDLES hört, bekommt ihr auf den ersten Blick genau das, was ihr von einer Punkband erwartet: Drums und Gitarren zu denen ihr pogen und moshen könnt, als gäbe es kein Morgen. Wie Faustschläge ins Gesicht werden euch aber vor allem ihre Lyrics treffen. Rassismus, Trumpismus und Brexit sind zwar die klaren Feindbilder der Band, die Texte von Sänger Joe Talbot schürfen aber oft wesentlich tiefer. Denn nicht weniger als seine privaten Schicksalsschläge verarbeitet der Frontmann in den Tracks. Jahrelang kümmerte er sich um seine schwerkranke Mutter und rieb sich daran auf. Die Frustration über ihren Tod und sein eigenes sinnlos erscheinendes Leben hat er in "Mercedes Marxist" verarbeitet.

Orsons – Grille

Ende 2018 wurde ja noch über das mögliche Ende der Band spekuliert, aber jetzt sind zwei Dinge endgültig sicher: Die Orsons sind wieder zurück und sie klingen anders. Die blanke Gute-Laune-Ironie, die man aus "Schwung in die Kiste" und "Ventilator" kennt, ist bei "Grille" einem kryptischen Video und ernsten Lyrics gewichen: "So lange wach. Ich bin nicht zum Spaß hier, hab' 'n klares Ziel. Eure gute Laune find' ich unangebracht". Egal, ob das jetzt die Ironie der Ironie ist und die Orsons solche Zeilen doch nicht so ernst meinen, wie sie rüberkommen, ihr Sound ist auf alle Fälle nicht mehr der alte. Der Track klingt, als hätte Tua die übriggebliebenen Sounds von seinem Solo-Album gesammelt und damit den bislang härtesten Orsons-Song gebaut.

Tubbe & Strizi Streuner – Schwarzes Schaf

Für Tubbe hat mal Steffi gesungen, jetzt singt Henri – trotzdem musste für diesen Wechsel niemand aus der Band aussteigen. Den Track "Schwarzes Schaf" hat der Sänger über seine Geschlechtsangleichung und die Zeit geschrieben, die er im falschen Körper leben musste. Textzeilen, wie "Lauf bitte weiter, es gibt nichts zu sehen, mit ein wenig Schminke wird es schon gehen. Da fällt mir auf, ich schminke mich nicht. Und so kommt der ganze Mist trotzdem ans Licht", geben zwar nur einen kleinen Einblick in die Gefühlswelt des Sängers - trotzdem wird einem sofort klar, wie beschissen die Zeit im falschen Körper für Henri sein musste. Wenn ihr mehr über Henri erfahren wollt, könnt ihr seine ganze Geschichte im BR-Podcast "Transformer" nachhören.

Zugezogen Maskulin feat. Carsten Chemnitz & Nura – 36 Grad

"Sommer-Hit" ist spätestens seit "Despacito" und seinem deutsch-spanischen Abklatsch "Señorita" wohl für viele zum Schimpfwort geworden. Dass sich Zugezogen Maskulin, Nura und Carsten Chemnitz zusammenschließen und ernsthaft einen Sommer-Track bauen, klingt schon abenteuerlich genug. Doch "36 Grad" könnte wirklich das Potenzial haben, die Pietro Lombardis in den deutschen Charts auszustechen, denn das Sonnenschein-Feeling bricht hier mit dem Vorschlaghammer direkt durch den Plattenbau! Die Konkurrenz wird es schwer haben mitzuhalten, wenn Nura mit dem Panzer durchs Freibad brettert und Testo auf der Slackline posiert, während sich Felix Brummer von Kraftklub aka Carsten Chemnitz erstmal ein 36 Liter Fass Häagen-Dazs gönnt.

Ilgen-Nur – In My Head

Ilgen-Nur macht nicht nur unverkennbare Musik, sie hat den meisten von uns wohl auch noch in Sachen "Pläne durchziehen" etwas voraus. "I’ve never been to New York City. I’ve never walked through Central Park" - sowas denken sich die meisten, die gerne mal zum Big Apple reisen wollen würden. Und trotzdem wartet man viel zu oft erstmal ab und tut es dann doch nicht. Ilgen-Nur ist da anders: Sie schreibt erst die Lyrics und reist dann konsequent nach New York, um dort ihr Video zu drehen. Anders als peinliche Kalendersprüche, wie "Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume" könnte "In My Head" tatsächlich motivierend genug sein, den ein oder anderen Plan mal in die Tat umzusetzen!

Sendung: PULS am 20.05.2019 - ab 10.00 Uhr