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Ruhmeshalle EAV – Geld oder Leben

Auch wenn die Massenkompatibilität den wahren Blick auf die Band verschleiert - EAV liefern mit "Geld oder Leben" den Beweis, wie man beides unter einen würdevollen Hut bringen kann: Sarkastischen Humor und Gesellschaftskritik.

Von: Jutta Buck

Stand: 03.03.2014 | Archiv

EAV - Geld oder Leben | Bild: EMI / Universal Music

Aller Anfang ist schwer. Nach vier sehr guten, aber überschaubar erfolgreichen Alben, rechnet bei der Ersten Allgemeinen Verunsicherung eigentlich niemand mehr damit, dass das neue Album durch die Decke geht. Und dann passiert genau das: 1985 erscheint das Album "Geld oder Leben" und wird zum Wendepunkt für die EAV. Das Album hält sich über ein Jahr nonstop in den deutschen und österreichischen Charts. Vier Singles klettern in die Toplisten, die englische Version von "Ba-Ba Banküberfall" sogar im UK. Ausgerechnet der Song "Märchenprinz", den Mastermind Thomas Spitzer nicht einmal auf dem Album haben wollte, weil er ihn angeblich "zu deppert" fand, wird der erste EAV-Nummer-1-Hit.

Komischer Rock

Ska und Ententanz. Italo Pop und Country. Und natürlich 80er-Rock. Die Musik auf "Geld oder Leben" ist gnadenlos eklektisch und parodiert sich munter durch die Weltgeschichte. Was ist das? Musikkabarett? Tatsächlich wurde die EAV als "Rock-Comic-Band" gegründet. Sie stehen also Künstlern wie Frank Zappa, Tenacious D oder den Flaming Lips nahe.

Das Artwork von "Geld oder Leben" liest sich wie ein Comic und die Songs schreien nach der großen Bühne – nach knalligen Kostümen und einem fetten Bühnenbild. Das Album ist theatralisch und opulent, ein großes Spektakel eben. Sänger Eberhartinger ist nicht nur Sänger, sondern vielmehr ein Conferencier. Ein Geschichtenerzähler, Märchenonkel, Zirkusdirektor. Sein scheinbar naiv-holpriger Ösi-Sprechgesang und die depperten Reime werden zur stilprägenden EAV-Kunstform.

Meister der schwarzen Gesellschaftskritik

Kapitalismus, Alkoholismus, Glücksspiel, Einsamkeit, verkrachte Existenzen und Kriminalität. Um österreichische Tristesse und Missstände anzuprangern, hat die EAV ihr ganz eigenes Waffenarsenal: Satire, Parodie, Schwarzen Humor, aber auch Sympathie für die ewigen Loser. Dass das hier nicht purer Klamauk ist, beweist allein die lange Liste an Feinden, die sich die EAV über die Jahre gemacht hat. Ob Politiker, die Katholische Kirche, Neonazis oder Rundfunkanstalten. Selbst der damalige Münchner Polizeipräsident hielt diese Musik für gefährlich.

Dem unglaublichen Erfolg hat das alles natürlich nicht geschadet. Und auch nicht der Reputation. Die EAV ist immer noch unbequem und trotzdem quasi nationales Kulturgut in der Alpenrepublik geworden. Und das vollkommen zu Recht!


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