Ruhmeshalle A Tribe Called Quest - The Low End Theory
Die zweite LP von A Tribe Called Quest hat viele Bestenlisten getoppt. "The Low End Theory" war eine Lieblingsplatte der 90er Jahre und für das Lexikon allmusic.com die beste HipHop-Platte ever.
Schlank, knarzig, ein Skelett aus Bass and Rhymes: A Tribe Called Quest schürfen 1991 in Cordhose und einem Last Poets Sample ganz lässig die Essenz von HipHop - zu einer Zeit, als die ersten phony Rapper schon Haltungsschäden hatten von den schwereren Goldketten um ihrem Hals. Nach zehn Jahren hat sich der Tribe dann 1999 aufgelöst. Seitdem versuchen Phife und Q-Tip, die beiden MCs, ihr Glück allein. Doch Q-Tip, der manchmal klingt, als hätte er einen Lachgasballon verschluckt, war immer der Mann, der den Unterschied gemacht hat.
Gegründet haben sich die Jungs 1988 auf der High School. Auf dem College trafen dann Phife, Q-Tip und Producer Ali Muhamed die Jungle Brothers. Damit waren die Pfade abgesteckt. Zulu Nation kombiniert mit Native Tongues - so erschien 1990 ihr Debüt "Peoples Instinctive Travels And The Paths Of Ryhthm", umwerfend und überschwenglich im Vergleich zum Nachfolger "The Low End Theory".
Conscious Rapper
A Tribe Called Quest waren nie dicke Hose, sondern ein vollkommen unangeberischer, nie auf schnelle Effekte abzielender Ocean Of Sound, an dem man sich totsamplen könnte. Vielleicht waren ihre Freunde De La Soul abgefahrener als der Tribe, sie waren aber oft auch alberner und bekiffter, sozusagen an der Grenze zum High. School-Ulk-Film. Die Jungle Brothers hatten mit "Ill House You" und später "V.I.P" vielleicht die größeren Hits, waren aber nie so deep und cool wie der Tribe. "The Low End Theory" hat HipHop bis auf die Knochen entblättert.
Obwohl sich auch das dritte Tribe-Album "Midnight Marauders" mehr als eine Million Mal verkaufte, war für A Tribe Called Quest danach erst mal drei Jahre Pause. Genau wie die anderen Mitglieder der Native Tongues Posse hatte der Tribe Mitte der 90er Jahre mit dem sich verändernden Musikbusiness so seine Schwierigkeiten. Die Jungle Brothers etwa wurden von ihrer Plattenfirma fallen gelassen. De La Soul erklärten sich selbst für tot, und Queen Latifah widmete sich lieber ihrer Filmkarriere. Gefragt war nun weniger das geschickt plazierte Sample als die große Klappe und Gangstersound.
Eastcoast Killer - Westcoast Killer
A Tribe Called Quest - The Low End Theory (Cover)
Danach kamen die Morde an Tupac und Biggie und schließlich der Wu Tang Clan, der HipHop auf das nächste Level hob. Schwere Zeiten für "conscious rapper" wie den Tribe. Erst 1996, drei Jahre nach "Midnight Marauders", tauchten sie wieder mit einem Doppelalbum auf und schienen ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein. "Beats, Rhymes and Life" ist das Album der Tribes, das am wenigsten beachtet und am meisten unterschätzt wurde. Dennoch ist es kaum schlechter als alles, was sie zuvor gemacht hatten.
Schon im Anschluss an dieses Album verdichteten sich die Anzeichen, dass die Zeit des Tribes bald vorbei sein würde. Phife arbeitete immer mal wieder als Sportjournalist, Ali Muhammad produzierte junge Bands. Und Q-Tip war als Gastrapper für die Beastie Boys wesentlich erfolgreicher als mit dem Tribe. Mit "Got Till It's Gone" für Janet Jackon hatte Q-Tip sogar einen Riesenhit.
Comeback und Ende des Tribe
Ende der 90er war das Klima im HipHop wieder freundlicher für A Tribe Called Quest: Acts wie Lootpack, Jurassic Five und natürlich Mos Def schätzten wieder diesen "old school" und "conscious-flavour". Produzenten wie Timbaland und Missy Elliot arbeiten mit ähnlich reduzierten Beats wie der Tribe. Im Sommer 1998 rafften sich A Tribe Called Quest noch mal zu einem Abschluss-Statement auf. Sie tauften ihre letzte LP "The Love Movement" und tauchten das Cover ganz in weiß, wie das weiße Album der Beatles. A Tribe Called Quest sind natürlich nicht so groß wie die Beatles, aber ihr zweites Album "The Low End Theory" darf gerne neben den Beatles-Alben im ewigen Plattenregal parken.