Ruhmeshalle Jeff Buckley - Grace
"Grace" ist das Meisterwerk des viel zu früh verstorbenen Crooners Jeff Buckley mit einer der besten Coverversionen aller Zeiten: Hallelujah!
Dieses seltsame Wort: Anmut - bei Jeff Buckley trifft es ins Schwarze. Auf dem Album "Grace" pendelt der Mann zwischen himmelhoch jauchzender Hoffnung und niederschmetternder Verzweiflung. Klingt nach einer Pathosbombe, die sich mit jedem Mal Hören abnutzt. Aber das Gegenteil ist der Fall.
1994 veröffentlicht Columbia Records das tatsächlich einzige reguläre Studioalbum von Jeff Buckley. Und es scheint komplett aus der Zeit gefallen: Grunge ist in den amerikanischen Vorstädten der Sound der Stunde, in Europa formiert sich gerade die Raving Society. Und dann kommt dieser junge Kerl daher und kocht aus den Oma-Zutaten Jazz, Folk und Rock ein Fünf-Sterne-Menü. Jedes Stück betörend und verstörend zugleich. Der innigste Moment der Platte, vielleicht sogar der ganzen 90er Jahre ist aber endgültig da, wenn sich Jeff Buckley mit Herz, Haut und Haaren in Leonard Cohens "Hallelujah" versenkt - so klingt musikalische Anmut.
Die Ausweglosigkeit einer verzweifelten Liebe
Buckley kann es aber auch selbst. Gleich das erste Stück ist ein Aufschrei, der klar macht, wo es langgehen wird. Beim Hören wird dir immer wieder ein neuer intimer Abgrund vor Augen geführt: der Mann wird sich noch umbringen vor Leidenschaft, die Melancholie wird ihn auffressen.
Jeff Buckley - Grace (Cover)
"Mojo Pin" zum Beispiel spannt den musikalischen Bogen zwischen Beklemmung und Entspannung und setzt die Koordinaten für Buckleys magische Hymnen: ein warmes, sphärisches Hintergrundgeräusch, dazu gezupfte elektrische Gitarre, darüber eine Phrasierung und Buckleys Markenzeichen, die Kopfstimme. "So Real", das fünfte Stück auf "Grace", beginnt mit ermüdend jazzig streichelnden Gitarren, die sich dann noisig auftürmen, abrupt abbrechen und eine beklemmende Pause entstehen lassen. Selten klang die Ausweglosigkeit einer verzweifelten Liebe authentischer.
Der tragische Tod
Während der Aufnahmen zu seinem zweiten Album dann das Ende: Am 29. Mai 1997 springt Buckley aus nicht ganz geklärten Gründen voll bekleidet in den Mississippi und wird von der Bugwelle eines vorbeifahrenden Schiffes in die Tiefen gezogen. Nach seinem Tod werden noch jede Menge Live-Aufnahmen und unfertige Studioskizzen veröffentlicht. Doch nichts von dem besitzt den Zauber von "Grace". Jeff Buckley reiht sich ein in die Ruhmeshalle der viel zu früh verstorbenen Musiklegenden, die nach einer kurzen, exzessiven und leidenschaftlichen Karriere aus dem Leben getreten sind. Und "Grace" das Album, das einen besonderen Platz in meinem Regal hat und das ich immer wieder voller Anmut in den Player lege.