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Ruhmeshalle Modeselektor - Monkeytown

Die Berliner Techno-Atzen von Modeselektor gewinnen mit ihrem dritten Album "Monkeytown" den Echo-Kritikerpreis 2012. Wir sind stolz wie King Kong, gratuliert und lässt die Jungs in die Ruhmeshalle einziehen!

Von: Philipp Laier

Stand: 23.03.2012 | Archiv

Pressebild von Modeselektor 2011 | Bild: KevinLakePhotography

"Modeselektor hat ja so ein Image: die Jungs kommen, machen alles platt, und der Schweiß tropft von der Decke. Das wird sich wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern. Wir haben in Sachen Lautstärke und Bass schon alles gemacht. Ich wüsste nicht, was ich da noch toppen könnte. Uns war es in erster Linie wichtig, ein hörbares Album zu machen - eine Platte zu machen die man gerne hört, die in sich funktioniert, die stimmig ist." erklärt Gernot Bronsert von Modeselektor im breitesten Berliner Dialekt. Klingt erst mal gefährlich nach Klischee, aber irgendwie nimmt man es ihm sofort ab.

Das Bass-Fundament

Modeselektor - Monkeytown (Cover)

Die niederen Frequenzen bestimmen auch auf ihrem dritten Album den Sound der Berliner Techno-Affen. Im Oberstübchen wird aber mit unterschiedlichsten Stilen und Genres experimentiert. Am Ende ist "Monkeytown" vor allem eins: ein in sich schlüssiges Album. Egal, ob da nun Radiohead-Kopf Thom Yorke über einer getragenen Fläche schwebt, Busdriver über Haudrauf-Beats rappt, oder Miss Platnum schmierigsten Mainstream-R'n'B anstimmt. Der Grundgedanke ist immer der gleiche: Bass! Laut Gernot gibt es dafür einen einfach Grund: "Wir können das nicht anders oder besser. Deswegen arbeiten wir aber auch so gerne mit anderen Künstlern, weil dann die Persönlichkeit des anderen Künstlers mit einfließt. Wir können ja auch nur mit Leuten zusammenarbeiten, die wir mögen, die wir kennen, mit denen wir befreundet sind, mit denen der Vibe stimmt."

Planet der Affen

Wieder so ein Klischee, aber tatsächlich spielt der Familiengedanke seit jeher eine große Rolle im Modeselektor-Kosmos. Während die beiden mit dem Debüt "Hello, Mom" (2005) noch ihren Muttis gewunken haben, sind sie beim Nachfolger "Happy Birthday" (2007) bereits selbst stolze Väter. Und jetzt mit "Monkeytown" (2011) - Albumtitel und Name ihres eigenen Labels - Staatsoberhaupt. Einer der definitiv zur großen Modeselektor-Herde gehört ist Silberrücken Thom Yorke. Seine Stimme ist gleich auf zwei Tracks des Albums zu hören, und trotzdem bemüht sich Gernot das alles zu relativieren: "Ich glaube ja, wir kriegen mehr Respekt von Thom Yorke als uns eigentlich lieb ist. Das ist uns schon fast unangenehm, weil der so ein unglaublich genialer Typ ist. Er ist ja auch hergekommen zu uns, und mit ihm haben wir die Songs auch richtig zusammen gemacht. Er meinte dann immer "Nee, der muss noch länger..." Das ist irgendwie fast schon ein bisschen kunstmäßig, wie ein Bild malen."

How low can you go?

Ganz schön tief gestapelt! Aber besser so, als nach einem kurzen Höhenflug und freiem Fall, hart auf dem Boden der Tatsachen aufzuschlagen. Mit "Monkeytown" sind die Techno-Atzen erwachsen und zu Kritikerlieblingen geworden. Zu Kopf ist es ihnen trotzdem nicht gestiegen. So gesteht Gernot "Ich hatte mit Szary am Anfang überhaupt keine Idee wo es hingeht. Aber am Ende ist alles so rausgekommen, wie es rausgekommen ist. Ich bin richtig froh drüber, dass wir es noch mal gebracht haben, Alter. So sieht's mal aus! Weil wir waren richtig am Arsch! Wir waren richtig am Arsch!" Trotzdem: Arschcool den Arsch gerettet! "Monkeytown" ist nämlich ein Album, dem man die eigene Club-Vergangenheit zwar noch anhört, das aber auch in zehn Jahren noch frisch und innovativ klingen wird. Klappe zu – Affe lebt! Und zwar für immer!


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