Realität vs. Fiktion Fifty Shades of Grey hat nichts mit SM zu tun
„Fifty Shades of Grey 2“ kommt in die Kinos - die Story vom superreichen Christian, der Jungfrau Anastasia in die düstere SM-Welt schleppt. Sadomasochistin Coco liefert fünf Gründe, warum das nichts mit der Realität zu tun hat.
In "Fifty Shades Of Grey" wird SM für ein Massenpublikum aufbereitet. Aber hat die Beziehung von Christian Grey und Anastasia wirklich etwas mit dem Leben und Alltag von Sadomasochisten zu tun? PULS traf Coco, sie leitet den jungen BDSM-Stammtisch in München.
1. Sadomasochisten hatten keine gestörte Kindheit
Film: Christian Grey wurde als Kind misshandelt und steht deshalb auf Sadomaso.
Realität: Ich hatte eine ganz normale Kindheit und kein traumatisches Erlebnis, von dem man sagen könnte: Das ist der Grund, warum ich jetzt pervers bin. Die meisten SMler sind normale Menschen mit normalen Problemen. Dass jemand eine gestörte Kindheit hatte, ist also die absolute Ausnahme und definitiv nicht die Regel.
2. Niemand wird zu Sadomaso gezwungen
Film: Anastasia hat mit Christian zum ersten Mal in ihrem Leben Sex. Davor hat sie sich noch nie Gedanken darüber gemacht, welche sexuellen Neigungen sie eigentlich hat. SM scheint auf jeden Fall nicht ihr Ding zu sein. Sie lässt sich von Christian nur fesseln und schlagen, weil er es von ihr verlangt.
Realität: Wenn SMler anfangen ihre Neigung auszuleben, haben sie meistens schon lange Fantasien dazu entwickelt. Sie haben vielleicht sogar schon mit ihrem Partner besprochen, was sie wollen.
Ich hatte selbst mal einen Vanilla-Freund, also einen, der nicht auf SM stand. Ich habe ihn nicht dazu gezwungen, mich zu schlagen. Entweder man hat diese Neigung halt oder eben nicht. Und manchmal muss man dann als SMler eben zurückstecken.
3. Zu Sadomaso gehört auch Zärtlichkeit
Film: Anastasia wird nach dem Sex zum Schlafen in ein separates Schlafzimmer verbannt. Gekuschelt wird nicht.
Wirklichkeit: Ohne Nähe und Zärtlichkeit funktioniert SM nicht. Ich behaupte sogar, dass SMler die verkuscheltsten Menschen überhaupt sind. Das Auffangen nach einer SM-Session ist mega wichtig, also, dass man sich danach um den anderen kümmert. Da geht es auch um den Kontrast zwischen der Distanz während und der Nähe nach dem Spiel.
4. Kein Sadomaso ohne Reden
Film: Christian fragt Anastasia nie nach ihren Bedürfnissen und Wünschen.
Wirklichkeit: Reden ist beim SM-Sex total wichtig. Und das muss auch so sein. Wie soll man sonst Vertrauen aufbauen und wissen, was der Partner möchte? Mein Freund und ich geben uns nach einer Session Feedback und manchmal sogar währenddessen. Da wird schon nachgefragt: Passt das so oder ist es jetzt zu hart?
5. Grenzen überschreiten ist ein No-Go
Film: Christian respektiert Anastasias Grenzen nicht. Er überfordert sie körperlich mit zu harten Schlägen. Außerdem stalkt er sie und taucht zum Beispiel einfach in ihrer Wohnung auf.
Wirklichkeit: Wer in der SM-Szene die Grenzen des anderen nicht achtet, ist weg vom Fenster. Da ist die Akzeptanz so gering, dass man fast schon geächtet wird. Grenzen werden eingehalten! Keine Diskussion.
Was ist so geil an einem Fetisch? Wie läuft eigentlich so eine Fessel-Session ab und welche SM-Spielzeuge hat Coco in ihrer Wohnung? Das hat sie unserem „Die Frage“-Reporter Michael Bartlewski gezeigt: