Die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters Warum die Pastafari jetzt vor Gericht ziehen
Nur eine Quatsch-Religion? Falsch, denn hinter der Religionsparodie steckt eine humanistische Lehre. Wir wollten von Bruder Spaghettus wissen, warum er und die Pastafari jetzt Verfassungsbeschwerde einlegen.
Die Anhänger des fliegenden Spaghettimonsters, die Pastafari, haben Verfassungsbeschwerde eingereicht: Die 300 Vereins- und 20 000 Facebook-Mitglieder wollen als Weltanschauungsgemeinschaft anerkannt werden. Der Streit begann eigentlich wegen Hinweisschildern zur Nudelmesse der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters in einer Kleinstadt in Brandenburg. Mittlerweile geht es um viel mehr. Wir haben mit dem Gründer Rüdiger Weida alias Bruder Spaghettus gesprochen.
PULS: Warum haben Sie Verfassungsbeschwerde eingelegt?
Rüdiger Weida: Wir möchten als Weltanschauungsgemeinschaft anerkannt werden. Das Oberlandesgericht Brandenburg hat uns diesen Status mit der Begründung aberkannt, dass eine Weltanschauung eine feste geschlossene Ansicht haben muss. Also im Prinzip genauso dogmatisch sein muss wie Religion, obwohl wir genau das nicht wollen.
Ist die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters nicht eh nur eine Parodie auf Religion? Wieso also der Wunsch nach Anerkennung?
Die Parodie ist unser wirksamstes Mittel, um für unsere Weltanschauung zu kämpfen. In unserer Satzung bekennen wir uns aber ausdrücklich zur Weltanschauung des evolutionären Humanismus mit den zehn Angeboten. Auf Erden geht alles natürlich zu, es gibt keine Götter, Geister oder die Zahnfee. Die drei Säulen sind Wissenschaft, Philosophie und Kunst. Unser Spruch ist: Wer diese drei hat, der braucht keine Religion. Wir wollen keine Religion verbieten. Wir wollen allerdings, dass Religion keinen Einfluss mehr auf die Gesellschaft hat, sondern Privatlehre bleibt. Und jeder, der in unserer Satzung guckt, wird diese Weltanschauung sofort erkennen.
Welche Vorteile hätte es, wenn ihr als Weltanschauung anerkannt würdet?
Als Weltanschauungsgemeinschaft sind wir laut unserem Grundgesetz einer Religionsgemeinschaft gleichgestellt. Wir wollen damit Zeichen setzen: Wir kämpfen dafür, dass als religiöse Kopfbedeckung hier in Deutschland ausschließlich die Piratenmontur gilt. Und, dass wir auf den Bildern unserer Ausweise einen Piratenhut tragen dürfen. Das Nudelsieb als Kopfbedeckung ist eine österreichische Erfindung, der wir nicht gefolgt sind.
Wie ist das in anderen Ländern geregelt, gilt da das fliegende Spaghettimonster als Religion?
Es gibt wenige Länder, in denen wir als Religion gelten. In Neuseeland werden von unserer Kirche rechtsgültig Ehen getraut. In Russland gibt es einen komischen Zwischenstatus, sie sind lokal gelegentlich anerkannt. Wir haben uns immer als Weltanschauungsgemeinschaft gesehen und nicht als Religion.
Was passiert, falls die Klage vor dem Bundesverfassungsgericht scheitert?
Die Frage ist, ob dann die Möglichkeit besteht, zum Europäischen Gerichtshof zu gehen. Wir haben eine sehr große Unterstützung innerhalb unserer Community und bisher nie Schwierigkeiten gehabt, die notwendigen Gelder zu bekommen. Wir sind sicher, wenn die Verfassungsbeschwerde angenommen wird, gewinnen wir auch. Das meinen wir wirklich ernst.
Sendung: Filter, 5. September 2017 - ab 15 Uhr