Rassismus in Deutschland #MeTwo gibt dem Alltagsrassismus ein Gesicht

Es ist eine neue #MeToo-Debatte entfacht, aber diesmal geht es statt um Frauenfeindlichkeit um Fremdenfeindlichkeit. Ausgelöst wurde die Debatte durch den Rücktritt von Nationalspieler Mesut Özil.

Von: Malcolm Ohanwe

Stand: 26.07.2018 | Archiv

Illustration: Eine in verschiedenen Farben pigmentierte Hand mit zwei ausgestreckten Fingern | Bild: BR

Seit Mesut Özils Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft wird heftig diskutiert: über Erdogan, Özils sportliche Leistungen, über politische Äußerungen im Sport, aber vor allem ein Thema hat Fahrt aufgenommen: Rassismus in der deutschen Gesellschaft.

Das Thema ist kein neues, und die schmerzlichen Erfahrungen, die Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund machen müssen, sind auch nicht neu. Doch bislang fehlte eine berühmte und erfolgreiche, in der deutschen Gesellschaft angekommene Figur, die klar macht: "Nicht nur euch, auch einem millionenschweren Nationalspieler macht Rassismus ordentlich zu schaffen. Ihr bildet euch das nicht ein!"

Das ist Özil offenbar gelungen: Denn unter dem Hashtag #MeTwo versammeln sich Beiträge zu dieser Diskussion. Das "Two" soll für zwei Identitäten einer Person mit Migrationshintergrund stehen - auch wenn es natürlich Menschen gibt mit mehr als nur einem Migrationshintergrund. Initiiert wurde der Hashtag in einem Video vom Buchautor und Aktivisten Ali Can und dem Online-Magazin Perspective Daily:

"#MeTwo ist der neue Hashtag gegen Diskriminierung von (ethno-kulturellen) Minderheiten. Doch warum zwei? Weil ich mehr bin als nur eine Identität. Ich fühle mich in Deutschland zu Hause, habe hier Freunde, gehe hier arbeiten und gleichzeitig kann ich mich auch zu einer anderen Kultur oder zu einem anderem Land verbunden fühlen. Weil das Land beispielweise mich geprägt hat, meine Eltern dort geboren sind oder ich die Sprache mag: Die zwei Seiten verschmelzen, sie stehen nicht im Widerspruch. Ich bin nicht nur deutsch, weil ich mich an die Regeln halte oder Erfolg habe. Ich bin es immer. Und auch das andere."

Ali Can, Perspective Daily

Musiker, Journalisten und andere Twitter-User jeglicher Herkunft teilen tausendfach ihre #MeTwo-Momente. Das reicht von kleinen Bemerkungen bis hin zu richtig krasser Ausgrenzung und Drohungen. Auch Leute die keine solchen Erfahrungen machen, zeigen sich solidarisch und machen darauf aufmerksam. Derzeit ist der Hashtag Platz zwei in den Deutschland-Trends.


Wie viele Menschen - ob Prominente oder Normalos - sich noch in die #metwo Debatte einklinken und ob sie ähnlich wie #metoo das Bewusstsein verändert und wirklich sensibilisiert für alltäglichen Rassismus im Alltag, das bleibt abzuwarten.

Sendung: Filter vom 26.07.2018 - ab 15.00 Uhr