Forderung der Grünen Warum München einen Nachtbürgermeister braucht
New York, Paris, Amsterdam, London – alles schöne Städte und alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben alle einen Nachtbürgermeister! Den soll es jetzt auf Wunsch der Grünen bald auch in München geben - und das ist gut so!
Füße hoch und Biertrinken - so klingt zumindest der Job des Nachtbürgermeisters. Aber ganz so spaßig ist das dann doch nicht. Eigentlich ist der Nachtbürgermeister eine Schnittstelle zwischen den Clubbetreibern, der Politik und den Feiernden. Er redet mit Leuten, die das Nachtleben gestalten, geht auf Probleme ein, schaut, was verbessert werden kann. Er ist also das Rundum-sorglos-Paket für diejenigen, die zum Beispiel nachts arbeiten müssen. Vor allem geht es darum, dass Kompromisse gefunden werden: Wenn zum Beispiel Anwohner in ihrem Viertel keine Feiern oder Live-Musik haben wollen, gerade da aber eine richtig gute Location ist, dann würde der Nachtbürgermeister vermitteln. Was er nicht tun würde: Persönlich vor dem Club stehen und den Feiernden sagen, dass sie leise sein sollen oder leere Flaschen aufsammeln - und dabei selbst ein Bierchen zischen.
"Es ist wichtig, dass man mit den Bürgerinnen und Bürgern redet - also mit den Feiernden, aber auch mit denen, die ein Problem damit haben, dass gefeiert wird. Ich glaube daran, dass man Kompromisse finden kann, mit denen alle leben können, wenn das Nachtleben durch den Nachtbürgermeister eine größere Bedeutung bekommt."
Julia Viechtl, Fachstelle Pop in München
Die Stadt profitiert
Erstmal klingt das danach, dass man den Feierwütigen einen eigenen Bürgermeister gibt. Aber dabei wird unterschätzt, was ein reiches Nachtleben einer Stadt eigentlich bringt. Es geht darum, dass Menschen, die feiern wollen, die kreativ sein wollen, was gestalten wollen, eine Stimme bekommen - und das Nachtleben dadurch mehr Gewicht. Und das hat Auswirkungen auf die Stadt selbst - auch am Tag! Mehr coole Möglichkeiten wegzugehen und was zu starten heißt auch, dass mehr coole Menschen in die Stadt wollen. Und das ist eine Bereicherung. So ein Nachtbürgermeister ist auch dafür da, eine Bestandsaufnahme zu machen, wie die Szene denn grade so aussieht. Also zum Beispiel, ob es genug Bühnen für Bands gibt.
In den Startlöchern
Die Grünen haben zwar gerade erst die Forderung nach einem Nachtbürgermeister gestellt, aber die Chancen, dass er wirklich kommt, stehen gut. Zum einen wollen es nicht nur Die Grünen, sondern auch andere Parteien, womit es zumindest nicht an den verschiedenen Meinungen der Parteien scheitern kann. Außerdem gibt es in der Stadt München schon ein Projekt, was sehr an die Aufgabe eines Nachtbürgermeisters erinnert: Das AKIM. Das Allparteiliche Konfliktmanagement München kümmert sich um Konflikte auf öffentlichen Plätzen und Straßen - also auch vor den Clubs. Und da das sehr gut angenommen wird, muss die Stadt München rein theoretisch nur noch wenige Maßnahmen ergreifen.
Wann genau der Nachbürgermeister kommen soll, ist noch nicht klar. Was aber klar ist: Der Bedarf und die Nachfrage sind da und den Kreativen, Musikern oder den Menschen, die einfach gerne Feiern gehen eine Stimme zu geben, tut der Stadt München bestimmt ganz gut.
Sendung: Filter, 30. April 2018, ab 15 Uhr