Nachhaltig feiern gehen Wie Clubs die Umwelt schützen wollen
Müll, Klamotten, Lebensmittel: In vielen Bereichen machen wir uns schon Gedanken, wie wir besonders nachhaltig leben können. Wenig Gedanken machen wir uns aber, wie wir grüner tanzen können. Clubs in München zeigen, wie es geht.
Donnerstagnacht – der kleine Freitag, das Wochenende geht so langsam los, auch im Club Harry Klein in der Münchner Innenstadt. Die Tanzfläche ist voll. Im Club ist es verdammt heiß. Die meisten Leute haben einen Drink in der Hand, im Glas schwimmen Eiswürfel und natürlich: der Plastikstrohhalm. Macht sich hier überhaupt jemand Gedanken um die Umwelt? Oder wollen alle nur Spaß haben?
David Süß ist einer von drei Betreibern des Harry Klein. In seinem Büro im Keller des Clubs kriegt man von der Partystimmung oben nichts mit, es ist ruhig und hier geht es nicht nur um Halligalli und die beste Party der Woche, sondern auch mal ums große Ganze, zum Beispiel: Den Umweltschutz in ihrem Club. Der war ihm und seinen Kollegen von Anfang an sehr wichtig: "Ich weiß noch, der Bau hier war extrem teuer und wir hatten damals auch überlegt, zum Beispiel unsere Kühlzüge über eine Kälteanlage laufen zu lassen. Das haben wir dann nicht gemacht, weil wir das Geld zum Bau nicht gehabt haben. Das wären dann noch mal 10.000 Euro mehr gewesen." Heißt: Alle Kühlschränke im Harry Klein sollten zusammengeschlossen werden. Das spart Energie und schont die Umwelt.
Einen Club betreiben oder 283.000 Pizzen backen?
Und Clubs können ganz schöne Klimakiller sein. 120 gibt es zum Beispiel in München. Jeder von denen verursacht im Schnitt 67 Tonnen CO2 pro Jahr. Das sind 20 Flüge nach Tokio und zurück. Man könnte dafür aber auch 283.000 Pizzen backen – pro Club, pro Jahr. Geht das auch grüner? Ja, nur: das wird oft richtig teuer. Aber auch kleine Dinge können einen Club umweltfreundlicher machen, zum Beispiel wenn man Kühlschränke mit Glastüren gegen Kühlschränke mit Metalltüren austauscht, denn die Glastüren lassen viel Energie durch. Auf die muss man nur erst mal kommen, meint auch David Süß vom Harry Klein: "Da sind wir Clubs noch weit hinten dran, weil wir doch Individualisten sind oder Leute, die gar nicht betriebswirtschaftlich an so eine Sache rangehen, sondern einfach Sachen machen, die Bock machen."
Initiative unterstützt Münchner Clubs
Geholfen hat dem Harry Klein eine Energieberatung des Münchner Projekts "Clubmob", das sich darum kümmert, Clubs nachhaltig zu machen. Mehtap von Stietencron ist die Leiterin und erklärt, wie ein Clubmob funktioniert: "Ein Energieberater schaut sich um, welche Verbesserungsmöglichkeiten es gibt, um diesen Laden energieeffizienter zu machen. Dann geht Clubmob München in diesen Laden, feiert eine Feier und der Gewinn des Abends wird dann in diese Energiesparmaßnahmen investiert."
Clubmob gibt es seit 2013 und wurde kurz von der Stadt München mitfinanziert. Gerade ist die Finanzierung in der Schwebe und Clubmob musste die Arbeit arg zurückschrauben. Das Meiste macht Mehtap ehrenamtlich. Trotzdem: Mittlerweile sind sechs Locations in München beim Clubmob dabei, zum Beispiel der Elektro-Club Rote Sonne oder die Milla, ein Liveclub im Glockenbachviertel.
Grün und preisgekrönt
Die Milla ist nach der Enegerieberatung von Clubmob zum Beispiel zu Ökostrom gewechselt und hat ihren Strombedarf um 17 Tonnen CO2 gesenkt. Dafür gabs dann sogar einen Preis: Das Green Club Label, das besonders klimaschonende Clubs für jeweils zwei Jahre bekommen. Es wird von der Green Music Initiative verliehen, einer nationalen Plattform, die die Musik- und Entertainmentbranche klimaverträglicher machen will.
Im Harry Klein hat der Energieberater 2015 unter anderem vorgeschlagen, die Lüftung zu verändern – und die Beleuchtung: Zum Beispiel die alten Neonröhren rausschmeißen. Da gibt’s allein beim Putzlicht 50 bis 60 Stück, schätzt David Süß: "Wir haben insgesamt auf LED umgerüstet. Das ist auch deutlich spürbar. Das Zeug ist auch sehr viel länger haltbar, also das Gerät an sich. Aber du verbrauchst auch weniger Strom." Schlechte Neon-Röhren raus, gute LEDs rein. Und auch an der Bar geht’s grüner. Im Harry Klein gibt es zum Beispiel regionales Bier aus München. Das Mate ist bio und fairtrade.
So könnt ihr nachhaltiger feiern gehen
- In der Stadt: Fahrt mit den Öffis zum Club. Auf dem Land: Bildet Fahrgemeinschaften - natürlich nur, wenn der Fahrer nüchtern bleibt.
- Zigaretten gehören in den Aschenbecher.
- Thema Getränke: Am besten sind Gläser und Glasflaschen. Plastikbecher sind whack. Auch wenn ihr auf Strohhalme verzichtet, helft ihr der Umwelt. Wenn ihr was kauft, ist austrinken natürlich auch besonders nachhaltig, weil ihr so nichts verschwendet.
- Trinkt lieber regionales Bier oder Bio-Limo.
- Fragt bei den Clubs nach: Wie umweltbewusst seid ihr?
Sendung: Filter, 11.04.2018, ab 15 Uhr