Pornokonsum Warum schauen Frauen so häufig Homo-Pornos?
Wenn Frauen im Netz Pornos schauen, sind das meist homosexuelle Pornos, also Lesbenpornos oder "Guy on Guy Porn". Das Ergebnis der Pornhub-Studie klingt zwar komisch, ist aber eigentlich voll logisch.
Von: Linda Becker
Stand: 27.06.2018
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Pornhub sei Dank haben wir mal wieder was fürs Leben gelernt: Laut einer Studie zu weiblichem Pornokonsum haben 2015 weltweit 24 Prozent der Frauen Pornos geschaut. Was das für Pornos sind, hat Pornhub mit Hilfe von Google Analytics auch rausfinden können. Die beiden beliebtesten Kategorien bei Frauen sind "Lesbian" und "Gay" Pornos. Immerhin sind 37 Prozent der Gayporn-User Frauen. Viele Frauen suchen aber auch nach "Straight Guys"-Sex – Pornos, in denen straighte Typen mit anderen Typen Sex haben. Wenn Frauen Pornos schauen, dann sind das also meist gleichgeschlechtliche Pornos – Frauen mit Frauen oder Männer mit Männern.
Ja und – what's the point?
Zunächst mal bedeutet das ja nur, dass Frauen auch Pornos schauen und dass sie dann eben gerne gleichgeschlechtliche Pornos anschauen. Ja und? Das Ergebnis kann man jetzt so stehen lassen – oder man überlegt sich, warum das wohl so ist. Das macht Lucy Neville, sie beschäftigt sich an der University of Leicester mit Sexualverhalten.
Für ihr Buch "Girls Who Like Boys Who Like Boys" hat sie ihre Interviewpartnerinnen gefragt, warum sie sich gerne gleichgeschlechtliche Pornos – im speziellen Guy on Guy Porn – anschauen. Die Antwort: Die meisten Frauen haben in "herkömmlichen" Heteropornos nicht das gefunden, was sie gesucht haben. Heterofrauen wollen in Pornos attraktive Typen sehen und die finden sie meist nicht in Heteropornos. Lucy Neville verwendet dafür den Begriff "the disembodied cock", also herrenloser Penis – zu Recht, denn in den meisten Pornos sieht man zwar viel Frau, aber sehr wenig Mann.
Die meisten Heteropornos zeigen nur weibliche Öffnungen (Mund, Hintern, Vagina), die von herrenlosen Penissen penetriert werden. Das ist ungeil für Frauen, die heiße Typen sehen wollen. Neville’s Interviewpartnerinnen gaben an, dass sie es an Gayporn schätzen, dort auch mal hübsche Ärsche, heiße Oberkörper oder Unterarme sehen zu können.
Heteropornos zeigen oft unnatürlichen, respektlosen Sex
Viele Interviewpartnerinnen hatten auch eine ambivalente Meinung gegenüber durchschnittlichen Heteropornos. Die Frauen fühlten sich vom Pornosex weder angesprochen noch repräsentiert.
Die Kamera zeigt in den meisten Pornos nur die gefickte Frau, ergo passiven Sex. Das ist unnatürlich und in vielen Fällen auch noch erniedrigend. Das scheint in homosexuellen Filmen - also Schwulen- oder Lesbenpornos - anders zu sein. Auch die Darstellung von Frauenkörpern stieß vielen auf. In den meisten Pornos sind Frauen die perfekte Fickmaschine – sie sehen immer "fickbar" aus und lassen passiv alles über sich ergehen. Sie sind nichts anderes als fleischgewordene Taschenmuschis.
Wir brauchen mehr Pornos für Frauen
Frauen scheinen in den meisten Heteropornos also nicht das zu finden, was sie sehen wollen. Da hilft die Pornhub-Kategorie "Frauenfreundlich" auch nichts – denn das klingt nach "Jetzt noch ein bisschen was Romantisches für die Weiber".
Frauen wollen auch Sex konsumieren. Sie wollen roughen Sex, sie wollen attraktive Männer, sie wollen kinky stuff. Und das alles geht auch in Pornos, die Frauen nicht erniedrigen. Die schwedische Pornoproduzentin Erika Lust sagt dazu: "Pornos müssen auch abbilden, wie Frauen befriedigt werden wollen" und setzt das in ihren Pornos direkt um. Wir brauchen mehr Pornos, die auch Frauen sehen wollen.
Sendung: Filter vom 27.06.2018 ab 15 Uhr