Kostenlos durch Europa So war die Reise mit dem Free Interrail-Ticket der EU
Einen Monat lang kostenlos durch Europa reisen? 15.000 Interrail-Tickets hat die EU unter 18-Jährigen EU-Bürgern dafür verlost. Miro und Nele haben gewonnen, waren im August unterwegs und haben uns von ihrer Reise berichtet.
Miro, 19 aus Bamberg
Seine Route: Bamberg (Deutschland) - Budapest (Ungarn) - Oradea (Rumänien) - Subotica (Serbien) - Split (Kroatien) - Milano (Italien) - Berlin (Deutschland)
Seine Erfahrungen: "Ich wollte möglichst wenig Geld ausgeben und gleichzeitig so viele landestypische Gerichte probieren, wie nur möglich", sagt Miro. Und das ist ihm gelungen: Er übernachtet oft bei entfernten Bekannten, trifft alte Freunde und kocht mit Einheimischen (Gulasch überm Lagerfeuer – yeah!). Insgesamt gibt er für die Reise weniger als 300 Euro aus. An den etwas in die Jahre gekommenen Bahnhöfen in Serbien fällt ihm auf: "Es gibt überall kostenloses WLAN! Auf jeden Fall besser, als bei der Deutschen Bahn." In Kroatien lernt er eine Designerin aus Südafrika kennen, die beiden verstehen sich mehr als gut - ja, es knistert. Miro trifft auf seiner Reise auch viele andere Interrail-Reisende, aber tatsächlich niemanden mit dem kostenlosen Ticket aus dem Programm "Discover EU". Er unterhält sich teils mehr mit Menschen aus Amerika, Kanada oder Australien, als mit Einheimischen aus Ungarn oder Kroatien. "Viele Europäer waren einfach eher holprig mit dem Englisch", findet er.
Sein Fazit: "Es ist wirklich beeindruckend, wie viele interessante Menschen man kennenlernt", findet Miro. Mitzukriegen, was andere über Deutschland denken, was davon vielleicht sogar falsch sein könnte und was er selbst über andere Länder im Kopf hat "und wie man seine Meinung auch ändert, das ist einfach schön", sagt er. Ziemlich hilfreich sei auch die Abschaffung der Roaming-Gebühren innerhalb der EU. Grundsätzlich empfiehlt Miro: "Wenn ihr andere Interrail-Reisende trefft, sprecht sie einfach an, das geht schnell, wenn man einfach nachfragt, wo sie grade hinfahren."
Nele, 18 aus Nürnberg
Ihre Route: Nürnberg (Deutschland) - Warschau (Polen) - Lodz (Polen) - Krakau (Polen) - Prag (Tschechien) - Bratislava (Slowakei) - Budapest (Ungarn) - Nürnberg (Deutschland)
Ihre Erfahrungen: Eigentlich will Nele durch Frankreich, Spanien und Großbritannien reisen, aber: "Es ist einfach viel zu teuer und in Frankreich muss man für alle Züge eine Reservierungsgebühr zahlen, trotz Interrail Ticket." Deshalb ging's in den Osten, oder wie sie jetzt sagt "nach Zentral-Europa". Nele sucht sich Zimmer über Airbnb, die sind oft billiger als Hostels. Über die offizielle Gruppe des Programms "Discover EU" verabredet sie sich in Warschau mit anderen Interrail-Reisenden. Auf einer Stadtführung trifft sie eine andere Gewinnerin aus Wales: "Wir haben über die walische Sprache, den Brexit oder unsere Schulsysteme gesprochen, das war super interessant!", sagt sie. In Polen gefällt ihr die Studentenstadt Krakau am besten, vor allem die Altstadt und das jüdische Viertel. "Man kann mega viel zu Fuß machen und sehen!" Slowenien und die Slowakei wird Nele jetzt nicht mehr verwechseln. In Budapest besucht sie eines der insgesamt 21 Thermalbäder: "Das sah gar nicht aus wie ein Bad, eher wie eine Kathedrale, total schön."
Ihr Fazit: "Für mich sind das jetzt keine gesichtslosen Länder mehr, sondern ich verbinde was mit jedem dieser Orte", meint Nele. "Discover EU" sei eine super Möglichkeit Europa besser kennenzulernen, denn ohne das kostenlose Ticket hätte sie die Reise nicht gemacht. "Das hätte ich mir nicht leisten können." Neles Vorstellungen von anderen Ländern haben sich teils komplett gewandelt. "Wenn ich an Polen dachte, hatte ich direkt den 2. Weltkrieg und die Nazis im Kopf, das hat sich komplett geändert." Sie findet, dass man die Aktion "Discover EU" auf alle Fälle fortführen sollte und sogar noch ausweiten müsste.
Sendung: Filter vom 04.09.2018 - ab 15 Uhr