Schlechte Situation für LehrerInnen Traumberuf Lehrer?! Eher nicht.
Wir erleben gerade den krassesten Lehrermangel seit 30 Jahren in Grund- und Förderschulen, sagt der Deutsche Lehrerverband. An Gymnasien stehen die LehrerInnen Schlange. Irgendwas läuft hier falsch. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Der Lehrberuf ist eigentlich einer der sichersten Berufe. LehrerInnen werden schließlich immer gebraucht. Es werden immer Kinder geboren, die nach ungefähr sechs bis sieben Jahren in die Schule kommen. Nach dem Studium und dem Referendariat winkt außerdem noch die Verbeamtung. Diese Sicherheit ist angenehm und vor allem für eine stabile Zukunft sehr attraktiv. Deswegen ist es umso krasser, dass es gerade extrem wenige LehrerInnen an Grund- und Förderschulen gibt, sie an den Gymnasien aber Schlange stehen.
Extrem schlechte Kalkulation
Der Grund, warum gerade an der einen Stelle die Lehrer fehlen und an der anderen Stelle zu viele da sind, ist die extrem miese Kalkulation der benötigten Stellen für LehrerInnen, sagt Simone Fleischmann, die Präsidentin des bayerischen Lehrerverbandes.
"Wenn die Schülerprognosen ordentlich runtergerechnet worden wären, dann würden wir immer da passgenau Lehrer haben, wo die Schüler gerade sitzen. Das kann man eigentlich an den Bedarfszahlen gut ablesen, also wie viele Kinder wann geboren wurden und dann in die Schule kommen. Diese Berechnung oder Kalkulation hat man in den letzten Jahren nie richtig hingekriegt."
Simone Fleischmann, die Präsidentin des bayerischen Lehrerverbandes.
Mit "man" meint Simone Fleischmann das Kultusministerium. Das heißt: Als Lehramtstudierender weiß man eigentlich nie, was wann gebraucht wird. Vor ein paar Jahren haben sich einfach zu wenige Leute für das Grund- oder Förderschullehramt entschieden. Aber es geht auch noch um was Anderes: um Geld. Als GymnasiallehrerIn verdient man mehr.
Zu viele GymnasiallehrerInnen, zu wenig Stellen
Matthias aus München ist 30 und gerade in seinem Referendariat als Gymnasiallehrer. Für ihn sieht die Zukunft alles andere als rosig aus, auch wenn er besser verdient, als seine Kollegen in der Grundschule: Es gibt zu viele von seiner Art und zu wenige Stellen, die in Gymnasien besetzt werden können. Auch das ist das Ergebnis von schlechter Planung. Zu Beginn seines Studiums sagt er, habe man ihm gesagt, dass in Gymnasien ganz dringend LehrerInnen gebraucht würden. Verständlich, dass man sich dann für das Fach entscheidet. Ein paar Jahre später und der Schweinezyklus hat wieder zugeschlagen: Es fehlt am komplett anderen Ende. Die Tatsache, dass es einen eigenen Begriff für die ständig schlechte und unübersichtliche Situation in dem Beruf gibt - nämlich den Schweinezyklus - spricht Bände.
"Also wenn mich heute jemand fragen, würde: Würdest du das jetzt nochmal studieren, würde ich ganz klar sagen: nein. Und nicht, weil es mir keinen Spaß gemacht hätte, sondern weil ich es extrem frustrierend finde, wie mit uns umgegangen wird und dass wir letztlich immer auf ein Abstellgleich geschoben werden."
Matthias, Lehramtstudent aus München
Das Ergebnis der ganzen Misskalkulation ist, dass Gymnasiallehrer öfter nicht mehr verbeamtet werden, obwohl sie alle Qualifikationen haben. Es werden nur so viele LehrerInnen verbeamtet, wie es Stellen gibt - die anderen werden zwar eingestellt, bekommen aber nur Zeitverträge. Dass das frustrierend ist, ist klar.
Das Imageproblem des Lehrerberufs
Weder die Situation in den Grundschulen, noch in den Gymnasien macht Lust auf den Job LehrerIn - und das liegt nicht am Unterrichten. Der Beruf hat ein Imageproblem. Wenn sich an der Gesamtsituation etwas ändern soll, dann muss besser geplant und gerechte Löhne bezahlt werden. Laut Markus Söder wäre zumindest in Bayern das Geld dafür vorhanden.
Sendung: Filter vom 21.08.2018 - ab 15 Uhr