Aktion für mehr Transparenz beim Gehalt Na, wie viel verdient ihr?

Unter dem Hashtag #ungleichland twittern Leute, welchen Job sie haben und was sie verdienen. Ausgelöst hat die Aktion ein Video des Projekts "Docupy". Die Macher sagen: Transparenz hilft, um auf Lohnungleichheit aufmerksam machen.

Von: Kevin Ebert

Stand: 10.01.2018 | Archiv

Lasst uns offener über Geld reden! Das ist kurz zusammengefasst das, was uns dieses Video sagen will. Darin spricht einer der gefragtesten deutschen Schauspieler, Lars Eidinger, mit einer Komparsin über das Gehalt, dass die beiden beim Film bekommen - ganz schnörkellos, locker und ehrlich.

"Wenn ich jetzt sage, was ich verdiene, verhandeln alle mit diesem Wissen. Die gehen dann hin und sagen: Wenn der Eidinger so und so viel kriegt, will ich so und so viel. Deswegen behält man das am besten für sich."

Lars Eidinger

Eben. Über Geld spricht man halt nicht in Deutschland.

#ungleichland

Sollte man aber, sagt "Docupy", ein gemeinsames Projekt des WDR und der Bildundtonfabrik. "Docupy" hat das Video diese Woche veröffentlicht und mittlerweile hat es fast 500.000 Aufrufe - und es hat eine Hashtagaktion auf Twitter ausgelöst: Unter dem zum Video gehörenden Hashtag #ungleichland posten Leute ganz offen, welchen Beruf sie haben und was sie verdienen. Ganz nüchtern, ohne große Wertung.

Genau das soll das Projekt erreichen, sagt Nicole Kohnert, die für den WDR bei "Docupy" mitarbeitet.

"Es ist toll zu sehen, wie die Leute eigenständig angefangen haben zu diskutieren. Das wollten wir ja anstoßen: Dass es eine öffentliche Debatte über Lohngleichheit gibt. Das Bedürfnis, darüber zu reden, wie viel man verdient, scheint da zu sein."

Nicole Kohnert

Mehr Transparenz. Auf Ungleichheit aufmerksam machen. Clips, die den Usern das Denken und Werten überlassen - das ist die Herangehensweise von "Docupy". Denn es sei ein großes Problem, dass sich Leute ungleich behandelt fühlen und weniger verdienen als Kollegen. "Je transparenter wir mit dem Thema umgehen, desto mehr kann man vielleicht dagegen tun", sagt Nicole Kohnert.

Neues Gesetz - Problem gelöst?

In Deutschland gilt jetzt das sogenannte Entgelttransparenzgesetz. Wer in einem Betrieb mit mindestens 200 Angestellten arbeitet, hat damit das Recht auf Auskunft, was die Kollegen verdienen - aber auch nur, wenn mindestens sechs Leute des anderen Geschlechts eine ähnliche Position in der Firma haben. Definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, aber für viele noch lange nicht genug. In Island ist es zum Beispiel Pflicht, dass Arbeitgeber ihren Angestellten sagen, was die Kollegen für ein Gehalt bekommen, wenn in dem Unternehmen mindestens 25 Leute arbeiten.

"Gender Pay Gap" vor allem in Deutschland ein Problem

Das Problem mit ungleicher Bezahlung trifft vor allem Frauen. In Deutschland verdienen sie im Schnitt 22 Prozent weniger als Männer – von den 28 EU-Staaten belegt die Bundesrepublik damit den traurigen Platz 26. Aber nicht nur in Deutschland gibt es dieses Ungleichgewicht: Vor kurzem hat die BBC-Journalistin Carrie Gracie ihren Job als China-Korrespondentin gekündigt, weil sie weniger verdient als ihre männlichen Kollegen. Auch wenn es eine radikale Maßnahme ist: Es bleibt ein starkes Zeichen für mehr Lohngerechtigkeit und gegen die "Gender Pay Gap".

Sendung: Filter vom 10.01.2018 - ab 15 Uhr