Mass statt Hass "Wir wollen eine klare Grenze zwischen Grant und Hetze ziehen"
Auf bairisch ein Statement gegen Ausländerfeindlichkeit setzen – das geht mit den T-Shirts von "Mass statt Hass". Die Riederinger Trachtler Alexander und Georg haben uns mehr über die Geschichte des Projekts erzählt.
PULS: Wie kam’s dazu, dass ihr die T-Shirts macht?
Alexander Dhom: Im Grunde ärgern wir uns immer mehr, wie sich die Rhetorik in der Politik entwickelt und dass ganz viele Elemente aus der bayerischen Kultur Einzug in die Politik erhalten und da mit Rechtspopulismus und immer extremerer Politik verknüpft werden. Deswegen haben wir uns ganz bewusst entschieden, in Tracht auf der #ausgehetzt-Demo in München aufzutreten und da zu signalisieren, dass nicht nur die Geisteswissenschaftler aus München diese Politik kritisch sehen, sondern auch die Trachtler vom Land - zumindest einige. Wir haben dann diese drei Schilder geschrieben und dafür wahnsinniges Feedback bekommen. Das wurde in diversen sozialen Netzwerken geteilt und - diese Öffentlichkeit wollten wir nutzen, um daraus etwas konstruktives Produktives zu machen.
Was ist dann passiert?
Alexander Dhom: Die Königlich Bayerische Antifa hat dann beschlossen, dass sie gerne Buttons mit unseren Sprüchen machen würde. Das haben wir ihnen erlaubt. Die Buttons waren dafür gedacht, sie an Bedienungen auf dem Gäubodenfest, dem Herbstfest in Rosenheim und auf dem Oktoberfest zu verteilen. Das fand die CSU-Stadtrat Fraktion weniger lustig, weil sie sagt, dass die Wiesn ein unpolitischer Ort ist. Wir sind der Meinung, dass unsere Sprüche eigentlich nicht politisch sind. Wir sehen das auch nicht als politische Aktion. Und daraufhin, dass sich die CSU-Stadtrat Fraktion eingeschaltet hat, haben wir entschlossen, wir machen daraus eine unpolitische Wohltätigkeitsaktion zugunsten des Münchner Flüchtlingsrat.
Wir haben dann zusammen mit dem Münchner Grafiker Michael Wiethaus T-Shirts gemacht. Die sind zu 100% aus biologischer Baumwolle und Fairtrade. Auf unserer Homepage mass-statt-hass.de verkaufen wir die T-Shirts für 25 €. Der Reinerlös von 15 € geht direkt an den Münchner Flüchtlingsrat.
Was macht der Münchner Flüchtlingsrat?
Alexander Dhom: Der Münchner Flüchtlingsrat gehört teilweise zu Amnesty International und hat Projekte wie den Info-Bus für Flüchtlinge, der sich zur Aufgabe gesetzt hat, Geflüchtete in und um München über ihre Rechte aufzuklären. Die haben einen kleinen Sprinter und fahren damit zu den Asylbewerberheimen, um dort juristische Aufklärung zu betreiben. Jetzt ist es so, dass dieser Münchner Flüchtlingsrat und auch der Info-Bus, ich sage es mal so, nicht zwingend von der Landesregierung gefördert wird. Seit einem Jahr gibt es einen Rechtsstreit und der Münchner Flüchtlingsrat bekommt keinen Zutritt mehr zu den Asylbewerberheimen. So muss der Info-Bus außerhalb dieser Lager parken. Und auch sonst hat es der Flüchtlingsrat sicherlich nicht ganz leicht unter der Landesregierung - und das wirkt sich langfristig sicherlich auch finanziell aus. Da wollen wir ein bisschen dagegenwirken.
Es gibt von euch drei T-Shirts mit drei Sprüchen. Was steckt denn hinter den Sprüchen?
Georg Staber: Das ist "Mi Heimat es su Heimat", das ist angelehnt an das spanische Sprichwort "Mi casa es su casa". Dann gibt es "Grantl'n ja, Hetz'n nein" und der letzte ist "A Mass statt Hass". Das sagt aus, wofür wir stehen: dass man sich einfach mal gemeinsam hinsetzt und den anderen kennenlernt bei einer Maß Bier, oder Spezi.
Alexander Dhom: Der bayerische Grant ist in unseren Augen eigentlich eine schöne Sache, weil er nicht lange um den heißen Brei herumredet. Jetzt ist es aber so, dass er oft herhalten muss für ausländerfeindliche Sprüche, massive Vorurteile und Ähnliches. Wir wollen, dass da eine klare Grenze gezogen wird, zwischen dem Grant und Hetze oder Hass. Weil wir nicht wollen, dass es irgendwo heißt, dass das typisch bayerisch ist, obwohl es etwas Rassistisches oder Ausländerfeindliches ist. Wir wollen, dass da differenziert wird, rassistisch ist nicht typisch bayerisch.
Beim Heimat-Spruch geht es uns darum, dass der Begriff Heimat wieder positiv besetzt wird - weil wir nicht wollen, dass der Begriff den Rechten überlassen wird. Heimat ist für uns nicht etwas, womit wir uns nach außen hin abgrenzen wollen. Heimat ist ein einladender Begriff für uns.
Habt ihr schon viele T-Shirts verkauft?
Georg Staber: Wir hatten uns ein Ziel gesetzt, wieviel wir in den ersten vier Wochen verkaufen wollen - und dieses Ziel haben wir schon fast in der ersten Woche erreicht. Wir haben also schon viermal so viele T-Shirts verkauft, wie wir gedacht haben. Jetzt werden wir nachbestellen und dann geht es wieder weiter.
Alexander Dhom: Wir liegen schon bei über 100 T-Shirts und können jetzt schon die ersten 2000€ an den Münchner Flüchtlingsrat überweisen. Es läuft gut.
Sind T-Shirts mir neuen Sprüchen geplant?
Georg Staber: Nein, aktuell ist nichts geplant. Letztendlich ist das Ganze wirklich als Spendenaktion zu sehen. Wir wollen nicht irgendwelche Designs verkaufen, sondern Geld für den Flüchtlingsrat sammeln. Wir selber machen das ja ehrenamtlich.
Alexander Dhom: Wir fokussieren uns auf die T-Shirts und wollen auch keine Facebook-Seite oder einen Instagram-Kanal, weil es uns nicht darum geht, uns selber zu profilieren. Wir wollen einfach diese T-Shirts verkaufen, um möglichst viel Geld zu sammeln.
Was wäre das größte, das eure T-Shirts bewirken könnten?
Alexander Dhom: Wir schaffen ein Umdenken in der Politik nur, wenn wir hier vor Ort keine Probleme haben. Nur wenn hier die Integration funktioniert, wenn es hier so gut und ruhig wie möglich abläuft, schaffen wir ein Umdenken und nur dann entspannt sich die ganze Lage. Deswegen unterstützen wir ganz konkret den Münchner Flüchtlingsrat, weil der hier vor Ort die Leute betreut und sich darum kümmert, dass es ihnen gut geht. Unser langfristiges, utopisches Ziel wäre es, dass sich diese Emotion um das Thema Asyl entspannt.
Sendung: Filter, 31.08.2018 - ab 15.00 Uhr