Testarmband für GHB Schnelltest für K.o.-Tropfen – echter Schutz oder falsche Sicherheit?
Ein simples Papierarmband namens Xantus soll die K.o.-Tropfen GHB zuverlässig erkennen. Wir haben es getestet und erklären, warum auch ein funktionierender Schnelltest keine hundertprozentige Sicherheit gerantiert.
Filmriss nach dem Clubbesuch, irgendwo aufwachen, schlimmstenfalls nackt oder sogar verletzt – der Albtraum. Genau das ist einer Freundin von Kim Eisenmann passiert. Da war ihr klar: Es muss sich etwas ändern. Zusammen mit einem Freund hat sie das Armband Xantus entwickelt, das GHB in Getränken erkennen soll. GHB ist die bekannteste Sorte von K.o.-Tropfen. Die Wirkung ähnelt der eines starken Alkoholrausches: von leichter Euphorie bis zur Betäubung mit Filmriss. Die Droge ist besonders schwer nachzuweisen, leicht zu bekommen, kaum zu schmecken und sehr günstig. Das Armband soll die Nutzer*innen davor schützen. Zum Testen rührt man sein Getränk um und tupft dann mit dem Finger oder der Serviette ein paar Tropfen auf das Testfeld am Armband. Nach maximal zwei Minuten sieht man ein Ergebnis: Färbt sich das Feld blau, ist GHB im Getränk.
Schnelltest am Arm
Kim hat sich nicht ohne Grund für einen Schnelltest auf einem Armband entschieden. Man kann es immer bei sich tragen und wird daran erinnert, vorsichtig zu sein. "Allein durch das Tragen schrecke ich ja schon Täter im Vorfeld ab, weil die Wahrscheinlichkeit von mir entlarvt zu werden einfach viel zu hoch ist", sagt Kim. Im Netz kursieren viele Gerüchte über Gadgets, mit denen man sein Getränk permanent testen kann, Strohhalme zum Beispiel. Zu kaufen gibt es aber noch keins davon. Das Armband Xantus hingegen ist bei einer großen Drogeriekette im Onlineshop erhältlich. Die Nachfrage ist so groß, dass es immer wieder Lieferengpässe gibt.
K.o.-Tropfen-Test auf dem Prüfstand
Aber funktioniert das Papierarmband auch zuverlässig? Das wollen wir zusammen mit Apotheker Franz Bracher herausfinden. Er ist Professor für Pharmazeutische Chemie an der Universität in München. Für den Test hat er vier verschiedene Getränke vor sich stehen: Bier, Cola, Milch und ein Schnapsgetränk – alle mit so viel GHB versetzt, dass man K.o. geht, wenn man einen Viertelliter davon trinkt. Professor Bracher sagt, damit seien schon die meisten Fälle an der Clubbar abgedeckt, denn die Säure in der Cola, das Fett in der Milch und der hohe Alkoholgehalt sind für solche Instanttests eine Herausforderung. "Wenn der Schnelltest das schafft, ist er schon ziemlich gut", sagt er. Mit dem Finger tupft er einen Tropfen von jedem Getränk auf die Testfelder von vier Xantus-Armbändern. Und tatsächlich: Fast sofort färben sich die Testfelder blau – wesentlich schneller als angegeben. Und das bei allen getesteten Getränken. Im Club würde gelten: Finger weg! In unserem Test ist das ein Erfolg für das Armband.
Falsche Sicherheit?
Professor Bracher ist überzeugt, dass das Armband GHB zuverlässig erkennt. Er sieht aber auch Gefahren: "Das Problem ist, dass es natürlich sehr viele Partydrogen gibt, die mit großer Sicherheit von so einem Test absolut nicht erfasst werden können." Er warnt davor, dass der Schnelltest Nutzer*innen falsche Sicherheit vermitteln könnte und sie dadurch sogar weniger auf ihr Getränk aufpassen.
Auch eine erste Anwendungsstudie des Instituts für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln zeigt, dass man sich nicht zu 100 Prozent auf das Armband verlassen kann. Bei manchen Getränken, zum Beispiel bei Rotwein oder Orangensaft, ist nicht eindeutig zu erkennen, welche Farbe ausschlägt. Außerdem gibt es neben GHB noch eine große Palette an anderen Substanzen, die als K.o.-Tropfen eingesetzt werden können – und die erkennt das Armband nicht.
Armbanderfinderin Kim Eisenmann kennt das Problem. Ihr Test soll aber auch nicht als Wunderwaffe missverstanden werden. Sie appelliert an jeden, Getränke immer im Auge zu behalten, schon beim Barkeeper. Kim sagt: "Das Armband ist nicht dafür gedacht, unbesiegbar zu sein. Man sollte das eher einsetzen wie die Pille danach." Sprich: Wenn man sein Getränk eben doch mal unbeaufsichtigt stehen gelassen hat. An einem Test, der auch andere Sorten von K.o.-Tropfen erkennt, arbeitet Kim derzeit.
Sendung: PULS vom 06.05.2019 ab 15 Uhr