Typologie der Zimmerpflanzenbesitzer Ich pflanze, also bin ich

Kaktus oder Sukkulente? Der eine mag's sporadisch, der andere wild und opulent. Es gibt die verschiedensten Typen unter den Zimmerpflanzenbesitzern. Wir haben fünf für euch rausgesucht, die ihr ganz sicher wiedererkennt.

Von: Alexandra Karg

Stand: 29.09.2016 | Archiv

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Der Fetischist

Ein einfacher Kaktus kommt dem Fetischisten unter den Zimmerpflanzenbesitzern nicht ins Haus! In diesen vier Wänden finden sich nur Besonderheiten: Sukkulenten, Luftpflanzen oder Sauerklee… Ähnlich engagiert wie bei den lateinischen Namen ist der Fetischist auch beim Einkauf: Da gibt's nur den Blumenladen des Vertrauens! Dekoriert wird in Vintage-Taschen, alten Hüten oder in einer Blumenampel, selbstgeknüpft, versteht sich.

Der Schutz seiner Kostbarkeiten geht über alles. Gäbe es eine Impfung für das geliebte Grün, dann würde wohl auch die gekauft werden. Der Fetischist ist selbst eine Rarität – so sehr er sich mit heimischer und ferner Flora auskennt, so selten kommt er selber raus. Denn: Wer würde während seines Urlaubs schon ordentlich auf die Sukkulenten aufpassen?

Der Romantiker

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Da sind ganz viel Liebe und ganz viel Leidenschaft im Spiel. Pflanzen sind Mitbewohner, und die sucht man sich ja schließlich auch nicht einfach so aus. Eine feinfühlige Orchidee oder ein Bonsai-Baum vielleicht. Schließlich gilt: Man muss seinen Pflanzen nur gut zureden. Viel Aufmerksamkeit muss sein – und der Romantiker schwört auf die Sprühflasche!

Für ihn sind Baumarkt oder Möbelhaus natürlich ein No-Go. Nein – persönliche Beratung ist das A und O. Da muss sich jemand Zeit nehmen für die Pflanzen und auch für ihren zukünftigen Besitzer. Denn: In Wirklichkeit ist der Romantiker nämlich selbst ein zart besaiteter Kerl.

Der Pragmatiker

Warum nicht das Schöne mit dem Nützlichen verbinden? Er gibt sich's so richtig und zwar geschmacklich. Die Fensterbänke sind vollgeknallt mit Kräutern. Von A wie Ampfer bis W wie Waldmeister ist da so einiges dabei.

In Wirklichkeit ist der Pragmatiker ja auch ein ziemlicher Schmackofatz, ein Feinschmecker allererster Sahne. Zum Abendessen gibt’s essbare Blüten an Wildkräutersalat, wer braucht da noch Orchideen? Aber er rühmt sich halt nicht nur gern mit seiner Kochkunst, sondern auch mit seinem grünen Daumen.

Aber wenn der Pragmatiker mal ehrlich ist, dann hat der Anbau am Küchenfenster auch seinen Vorteil: Denn sein Gemüse wird von keiner Schnecke angeknabbert.

Der Unerfahrene

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Sein Zuhause besteht aus Klassikern, am besten günstig, denn es ist ja nur Deko. Vom schwedischen Möbelhaus kommt er deshalb mit einer vollen blauen Tasche heim. Jedes Mal.

Hauptsache pflegeleicht lautet seine Devise. Der Unerfahrene braucht nicht den hottesten Shit, sondern einen treuen, grünen Begleiter. Vom "Arrangieren“ der Pflanzen hat er noch nichts gehört. Er stellt seine Pflanzen hin, wie man Pflanzen eben so hinstellt: im Blumentopf vorm Fenster. Auch sonst ist der Unerfahrene eher der praktische Typ. Nach der Arbeit geht er eben lieber zum Sport. Oder in die Kneipe. Oder in den Biergarten. Oder… ach, egal, auf jeden Fall vergisst er spät beim Heimkommen gerne mal das mit der Pflanzenpflege.

Nach dem achten toten Gummibaum ist der Unerfahrene natürlich eigentlich nicht mehr unerfahren. Trotzdem ist die Lebenserwartung von Gummibaum Nummer neun sehr gering.

Der Wilde

Er kann die Betonwüste vor seinem Fenster nicht mehr ertragen. Da braucht es einfach Natur im Zimmer, ein bisschen "tropical feeling". Schreibtisch und Kleiderschrank hat er schon entsorgt. Ein Bett und die Pflanzen um ihn rum, mehr braucht er nicht.

Hauptsache groß, wild und tropisch. Die Dekoration wirkt wahllos und eingekauft wird überall – je größer, desto besser. Manchmal übertreibt er den Urwald im Wohnzimmer aber auch mit der Nähe zur Natur – und der Urban Jungle wird zum Heim für Viecher und Krabbelwesen jeder Art. Nichts für Zimperliche also – denn wer echt wild lebt, der zupft: und zwar Raupen von den Blättern.