Kölner Cannabis-Urteil Dürfen wir bald legal Gras anbauen?

Dürfen wir bald legal zu Hause Marihuana anbauen? Vielleicht. Jedenfalls geht das aktuelle Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts in diese Richtung. Die Richter haben entschieden, dass schwer Kranke ab sofort das Recht haben, Cannabis zu Hause zu züchten. Allerdings unter bestimmten Voraussetzungen:
1. Sie müssen den Wirkstoff THC dringend für ihre Schmerztherapie benötigen
2. Sie müssen beweisen, dass nichts anderes hilft
3. Sie müssen zeigen, dass sie nicht genügend Geld besitzen, um das teure medizinische Gras in der Apotheke zu kaufen.

Prof. Dr. Thomas Feltes, Jurist und Kriminalexperte an der Uni Bochum findet, dass das Urteil nicht weit genug geht. Er gehört zu einer Gruppe von Strafrechtlern und Uniprofessoren, die vor einiger Zeit eine Petition gestartet haben, in der sie den Bundestag auffordern, die Kriminalisierung von Cannabiskonsumenten zu überdenken. Wir haben mit ihm über das aktuelle Urteil gesprochen.

PULS: Marihuana legal anbauen. Herr Prof. Dr. Feltes, geht das aktuelle Urteil zumindest in die richtige Richtung?

Leider nein! Wir müssen doch gucken von wie vielen Leuten wir reden: Momentan haben nur 300 Personen in Deutschland überhaupt die Erlaubnis, Cannabis zu nutzen um ihre Schmerzen und Leiden zu lindern. Nur diese dürften dann Cannabis selbst anbauen, sollten sie nicht genügend Geld haben, um es sich in der Apotheke zu kaufen. Also wir reden hier vielleicht von einer Handvoll Personen.

Sie finden, dass das Urteil zu viele Einschränkungen beinhaltet?

Ja. Bei der Genehmigung für den Anbau stehen total kleinkarierte Dinge im Vordergrund, die Patienten müssen sicherstellen, dass man nicht an die Pflanzen kommen kann, dass ihre Klofenster ordnungsgemäß gesichert sind. Das Wohl des Kranken steht im Grunde genommen ganz hinten an.

Was wäre der nächste Schritt zu einer liberaleren Drogenpolitik?

Wir haben ja noch ein anderes Problem. Die die Meisten nehmen nicht wahr, dass sich der Markt verändert. Der THC-Gehalt des Haschischs oder Cannabis, das illegal vermarktet wird, wird immer stärker. Dadurch haben wir auch inzwischen die ersten tatsächlich körperlich Abhängigen Konsumenten. Das alles hätte vermieden werden können, wenn man das rechtzeitig, vor zehn oder 15 jahren in andere Bahnen gelenkt hätte. Jetzt haben wir die Situation, dass Abhängige an Geld kommen müssen, um sich den Stoff zu besorgen. Das geschieht dann mit Einbrüchen oder Ladendiebstählen, da sie keinen nanderen Weg sehen, um sich Geld für die Droge zu besorgen.

Was würden Sie fordern?

Cannabiskonsumenten werden aus verschiedenen Gründen in die Illegalität getrieben. Sie werden stigmatisiert und laufen Gefahr, vorbestraft zu sein. Dem muss man entgegenwirken. Es gibt Modelle in den USA, die nachgewiesen haben, dass man Cannabis durchaus vernünftig legalisieren kann. Dass Menschen unter bestimmten Bedingungen und unter bestimmter Aufsicht Marihuana nehmen können und dadurch nicht in die Illegalität getrieben werden und es nicht an der Straßenecke kaufen müssen.