Kommentar Warum #SexyRurik gar nicht klar geht
Der Isländer Rurik Gislason füllt gerade unsere Timelines. Dabei geht es nicht um seine sportliche Leistung bei der WM, sondern um seinen "sexy body" und männlichen Man Bun. Das ist ganz schön sexistisch, findet unsere Autorin.
Die Fußball-WM 2018 hat schon kurz nach dem Eröffnungsspiel ihren Star gefunden: Rurik Gislason. Und wenn seine Fans ins Schwärmen kommen, wird da nicht über Pässe, Grätschen und Laufleistung geredet. Sondern von seinem strohblonden Man Bun, einem wunderschönen Exemplar Mann und natürlich den blauen Augen. Ja, das ist schon echt ein Hottie, so der Tenor der neuen, weiblichen Fans des Isländers.
Im Spiel gegen Argentinien war der eine halbe Stunde auf dem Platz. Davor hatte er 30.000 Follower auf Instagram. Danach: mehr als 700.000. Und die Kommentare auf seinem Profil lesen sich seitdem wirklich wie, ja, ähm … Softpornos.
Man stelle sich jetzt mal den umgekehrten Fall vor: Männer würden so über eine Fußballerin sprechen. Dzsenifer Marozsán zum Beispiel, Kapitänin der deutschen Frauennationalmanschaft. Wenn ein Mann sagen würde: "Kann ich jetzt so nicht beurteilen. Müsste ich nackt gesehen haben." Oder: "Hat schon was ... von der Bettkante würde ich sie nicht schubsen ... eher noch ein Gitter hochziehen …" Dann würde es heißen: #Aufschrei, #metoo, #gehtsnoch! Zurecht.
Die Sexistinnen von der Fußballcouch
Das Sixpack von Cristiano Ronaldo oder das Lächeln von Mats Hummels sind und ja, müssen egal sein. Denn auch bei Fußballern gilt, wie für jeden anderen: Sie rein aufs Äußere zu reduzieren, ist sexistische Kackscheiße. Und ja: Auch Frauen können dafür verantwortlich sein. Und nein: Frausein ist kein Freifahrtschein, genauso wenig wie Chefsein, Notgeilsein, Harvey-Weinstein-Sein und so weiter. Die Bildergalerie im Netz, in der der heißeste Fußballer gekürt werden soll? Auch das ist Sexismus.
Ich will niemandem verbieten, einen Fußballer oder eine Fußballerin hübsch zu finden. Ich hab auch schon gesagt: "Woah! Der Jonas Hector, der ist schon ein Süßer." Aber ich will ihn nicht nackt sehen, oder ins Bett kriegen und nicht mehr rauslassen. Für mich ist Hector ein super Verteidiger. Und sympathisch ist der Mann auch noch, weil er Köln nicht verlässt, obwohl der FC abgestiegen ist und er woanders mehr Kohle verdienen könnte. Dass er dann noch gut aussieht - geschenkt.
Frauen auf der ganzen Welt kämpfen gerade so vehement wie lange nicht darum, nicht mehr auf ihr Aussehen reduziert zu werden. Sich eben nicht mehr Sprüche über ihre Hotness oder Hintern geben zu müssen oder schlimmeres. Wer also vor dem Fernseher oder auf Instagram selbst solche Sprüche von sich gibt, der sollte ab jetzt mal kurz überlegen, wie sie selbst das finden würde.
Rurik Gislason sagt übrigens über die aktuelle Situation: "Das ist absolut verrückt." - Und meint damit nicht den Hype um ihn, sondern dass er mit dem kleinen Island bei einer WM dabei ist.
Sendung: Freundeskreis, 22. Juni 2018 - ab 10 Uhr.