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#CanHeSayThat Ab wann ist ein Kompliment Sexismus?

"Du siehst wundervoll aus" - so wird die junge Australierin Jodie Fox beim Businessmeeting begrüßt. Sie findet das absolut unangebracht und fragt sich: #CanHeSayThat? Jetzt diskutiert das Netz: Kompliment oder Sexismus?

Von: Christian Orth

Stand: 20.07.2016 | Archiv

Einfach drüber hinweggehen. So hatte Jodie Fox das bisher immer gemacht. Aber diesmal war es ihr zu viel. Bei einem wichtigen Investorengespräch für ihre Modemarke "Shoes of Prey" wurde sie mal wieder mit den Worten "Du siehst wundervoll aus" begrüßt und anschließend ausgiebig von oben bis unten gemustert.

Muss das sein? Jodie war das sehr unangenehm. Er hätte ja auch einfach "Hallo" oder "Schön, dich kennenzulernen" sagen können, findet sie und fragt auf ihrem YouTube-Kanal: "Ist das okay oder reagiere ich einfach über?" Genau darüber wird aktuell unter dem Hashtag #CanHeSayThat diskutiert. Auf Twitter berichten junge Frauen von ihren eigenen sexistischen Erlebnissen im Geschäftsleben. Die Bemerkungen reichen vom platten "Gutes Mädchen" bis zum Aufruf, sich möglichst sexy anzuziehen, wenn am nächsten Tag ein wichtiger Kunde zum Termin vorbeischaut.

Die Diskussion erinnert stark an den Hashtag #aufschrei, unter dem vor mehr als drei Jahren in Deutschland schon einmal über sexistische Erfahrungen gesprochen wurde. #CanHeSayThat überträgt das nun auf die berufliche Ebene. Wo hört ein Kompliment auf und wo beginnt bereits subtiler Sexismus? Der Grat ist hier schmal, die Grenzen fließend. Sollte man deshalb auf Komplimente im Berufsleben gleich ganz verzichten? Für die Australierin ist die Sache klar: "Es sind diese scheinbar harmlosen Kommentare, die die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen erschweren."


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