Kommentar zu Inklumoji Emojis mit Behinderung? Her damit!
Die "Aktion Mensch" bringt eine App mit Emojis raus, die Menschen mit Behinderung zeigen. Schon bei Emojis mit verschiedenen Hautfarben wurde diskutiert: Wer darf die überhaupt verwenden?
Die "Aktion Mensch" bringt eine App mit Emojis raus, die Menschen mit Behinderung zeigen. Schon bei Emojis mit verschiedenen Hautfarben wurde diskutiert: Wer darf die überhaupt verwenden?
Was bisher auf meiner sonst so vielfältigen Smartphonetastatur gefehlt hat, waren Emojis von Menschen mit Behinderung. Die Hilfsorganisation "Aktion Mensch" hat jetzt die App "Inklumoji" rausgebracht. Da kann man zwischen 27 inklusiven Emojis auswählen. Zum Beispiel die Frau ohne Arme, die mit dem Mund ein Bild malt. Oder den Mann, der mit den Füßen Schlagzeug spielt. Es gibt sogar vier Emojis, die mit Gebärden die Worte Liebe, Freundschaft, Danke und Freude sagen.
Eigentlich eine super Idee – aber ich frage mich, wer diese Emojis überhaupt verwenden darf. Nur Menschen mit Behinderung? Oder nur wenn es um das Thema Behinderung geht? Da gibt es den coolen Rollstuhlfahrer, aus dessen Reifen Flammen sprühen. Darf ich den auch benutzen, wenn ich sagen will, dass ich ganz schnell wohin cruise? Darf ich das Mädel, das mit einem Bein Breakdance tanzt, gar nicht benutzen, wenn ich zwei Beine habe? Dabei scheint sie auf der Tanzfläche so abzugehen, wie ich es kommendes Wochenende auch endlich mal wieder will. Eigentlich das perfekte Emoji für die Partyplanungsgruppe. Wäre da nicht die Angst, politisch inkorrekt zu sein.
Denn Emojis sind ein Politikum. Angefangen hat es mit der Hautfarbe. Zuerst waren die süßen kleinen Dinger alle simpsonsgelb - was viele als weiß empfanden und farbige Emojis forderten. Sobald wir zwischen blond-bleichen und tiefbraun-brünetten Emojis wählen konnten, ging die Diskussion darüber los, wer welche Hautfarbe verwenden darf. Dürfen Weiße überhaupt dunkle Emojis verwenden?
Das wagte vor kurzem die Schauspielerin Ellen Pompeo auf Twitter – und kassierte sofort einen Shitstorm. Als privilegierte weiße Frau wisse sie nicht, wie das Leben mit dunkler Hautfarbe sei, sagten viele Twitter-User. Deshalb habe sie kein Recht, die dunklen Emojis zu verwenden. Sie verteidigte sich noch: Rassismus sei nicht nur ein Problem für Dunkelhäutige, sondern ginge alle was an. Aber das kam bei den Leuten schon gar nicht mehr an.
Ich als weiße Frau benutze dunkle Emojis. Und ich werde auch die inklusiven Emojis benutzen. Denn sie machen genau das, was ich mir wünsche: Sie machen Dinge normal, die bis jetzt immer noch als anders gelten. Es geht um Inklusion. Inklusion bedeutet, dass wir von unserer Normvorstellung wegkommen – in Deutschland wären das weiße, nicht behinderte Menschen – und auch andere Menschen endlich als normal betrachten. Das kann nur passieren, wenn solche Menschen im Alltag sichtbar sind – so lange, bis sie niemandem mehr als "anders" vorkommen.
Das funktioniert nicht, wenn wir Menschen mit Behinderung oder dunkler Haut zwar in den Medien zeigen, aber immer nur dann, wenn wir ihr Handicap oder ihre Hautfarbe thematisieren. Es funktioniert, wenn wir mit Leuten verschiedener Hautfarben und verschiedenen Fähigkeiten in Berührung sind - ohne daraus einen Big Deal zu machen. Ein erster Schritt wäre: Bei den hundert Nachrichten, die wir pro Tag verschicken, auch mal ein paar Emojis zu benutzen, die ein bisschen anders aussehen als wir. Und das als ganz normal zu betrachten. Ist es ja auch!