Liebe Tech-Branche, hört auf mit dem Gschmarre The future is when?! And how much?
Seit Jahren heißt es, dass Smart Homes die Zukunft sind - aber PULS Netzredakteurin Schlien Schürmann kann mit ihrem Smart Speaker nicht mal das Licht an machen.
Sie fordert: Liebe Tech-Branche, denkt doch bitte mal was zu Ende!
Von: Schlien Schürmann
Stand: 09.01.2018
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Hallo Tech-Firmen!
Ich bin die Mitte der Gesellschaft und ich hab keine Kohle. Aber ich würd so gern mittanzen, im großen Zukunftsreigen mit sprechenden Kühlschränken, selbstfahrenden Staubsaugern und sich selbst regulierenden Heizungsthermostaten.
Seit Jahren hören und berichten wir hier bei PULS immer wieder von euren tollen Innovationen. Wir sprechen auch über Datenschutz und praktikable Anwendungen. Aber: NUTZEN können wir so gut wie nichts davon, weil alles immernoch so scheißteuer und/oder zu unsicher ist. Und jetzt ist in Las Vegas auch gerade noch diese CES, die Consumer Electronics Show, bei der ihr wieder jede Menge Zeug auf den Markt haut und euch selbst dafür feiert - aber mir saugt keiner mal automatisch die Krümel unterm Tisch weg!
Seit Weihnachten hab ich so nen kleinen Smart Speaker Mini Batzen in meinem Wohnzimmer stehen. Witzige Sache! Für einen Tag. Dann sind seine Funktionen für mich erschöpft. Ich nutze ihn, um mir die Uhrzeit ansagen zu lassen, nen Timer zu stellen, die Fahrzeit zur Arbeit zu berechnen, Musik zu streamen und gelegentlich um mir einen Witz erzählen zu lassen. That’s it.
Ich WÜRDE ihn gern nutzen, um einen Staubsauger zu instruieren, meine Spülmaschine zu starten, das Licht an und aus zu schalten, die Heizung morgens im Bad hochzudrehen, die Kaffeemaschine zu steuern oder den Kühlschrank Milch bestellen zu lassen.
Smart Home Gadgets sind viel zu teuer
Nachdem ich "zwischen den Jahren" in all meiner sorglosen Euphorie dem Batzen erstmal sämtliche Persönlichkeitsrechte übergeben hatte, dachte ich: Da muss doch noch mehr gehen. Ich schaute also nach, was denn zum Beispiel diese "Licht an und aus"-Sache kosten würde. Siehe da: Das Starter-Set mit drei Birnen, der zugehörigen Bridge, nem Dimmschalter und - wie überflüssig - einem Smart Speaker Batzen kostet aktuell gut 190 Euro. Nur: Ich habe mehr als drei Lampen. Zwei smarte Thermostate für die Heizung, inklusive. Bridge, ohne Batzen kosten ebenfalls ca. 190 Euro - und da hat mein Kühlschrank noch nicht mal ne Packung Milch bestellt! Erschwerend hinzu kommt: Ich habe mehr als zwei Heizungen.
Ich habe langsam das Gefühl, dass diese CES eigentlich ein großes ADHSler-Treffen ist. Dauernd wird irgendein anderer Kleinkram präsentiert, den kein Mensch braucht, aber die großen Errungenschaften werden nicht gescheit zu Ende entwickelt. Zumindest nicht so, dass es für die breite Masse erschwinglich wäre. Oder wie kommt es, dass es zwar einen Kopfhörer gibt, der die Stimmung des Trägers neuronal erfassen und dann entspannte Musik spielen kann, aber mein Smart Speaker Batzen nicht imstande ist, sich mit dem Bluetooth Lautsprecher in meinem Bad zu verknüpfen? Warum gibt es Katzentüren, die sich per Halsband automatisch öffnen, aber ich kann nicht mal erschwinglich das Licht im Flur angehen lassen, wenn ich heimkomme?
Also können sich bitte alle kurz mal für dieses Jahr gemeinsam auf die Smart Home Sache konzentrieren, einen vernünftigen Markt aufbauen und alles bezahlbar machen? Dann könnt’s auch klappen mit der Smart Home Revolution. Und später kann ja dann auch ne Katze die Tür mit Alexa aufmachen. Kommt schon, Smartphones habt ihr doch auch irgendwie durchgebracht!
Sendung: Filter am 10.01.2018 ab 15 Uhr