Netzlexikon D wie Datr-Cookie

Anbieter von Webseiten sammeln fleißig Informationen über unser Surf-Verhalten in winzigen Dateien. Facebook überwacht sogar User, die gar kein Mitglied bei dem Netzwerk sind. Ein belgisches Gericht lässt das jetzt verbieten.

Von: Frank Seibert

Stand: 11.11.2015 | Archiv

Ein besonders fieser Facebook-Cookie | Bild: BR/Lukas Westner

Was ist eigentlich ein Datr-Cookie?

Ein Datr-Cookie ist eine ziemlich mächtige und gierige Art von Cookie. Facebook benutzt diese hartnäckige Mini-Datei, um Informationen über Surfer zu sammeln. Um zu verstehen, was das Datr-Cookie macht, muss man erst verstehen, was gewöhnliche Cookies tun: Das sind Datenkrümel, also winzige Textdateien, die es Webseiten ermöglichen, einen User wiederzuerkennen, wenn er zum wiederholten Mal auf einer Internetseite vorbeischaut.

Was soll das bringen?

Über Cookies können zum Beispiel Einstellungen übernommen werden, die der Nutzer beim letzten Besuch vorgenommen hat, oder die Webseite merkt sich damit dein Passwort für die Seite. Damit das klappt, legt der Browser die winzige Datei auf der Festplatte des Nutzers ab - und beim nächsten Aufruf der Webseite checkt der Browser einfach, ob zu der Webseite ein Cookie gibt. Wenn ja, liest es die Infos aus.

Ist doch superpraktisch. Gibt es nen Haken?

Cookies machen nicht nur das Surfen leichter. Sie helfen auch den Webseiten-Betreibern – wie zum Beispiel Amazon – zu sehen, was die Nutzer auf ihren Seiten machen, also für welche Inhalte oder Produkte sie sich interessieren. Weil mithilfe der Cookies Informationen über den einzelnen Seitenbesucher nachvollziehbar sind, sind die Dateien zumindest bedenklich. Datenschützer schlagen deshalb regelmäßig Alarm und fordern mehr Transparenz, wann welche Cookies übertragen werden.

Okay, Cookies kenn ich jetzt - aber was sind jetzt diese Datr-Cookie?

Das Datr-Cookie ist ein ziemlich umstrittenes Cookie von Facebook. 2011 ist einem australischen Blogger aufgefallen, dass Facebook schon nach dem allerersten Aufruf seiner Seite ein paar sehr sture Dateien hinterlässt. Egal, ob jemand Mitglied bei dem sozialen Netzwerk wird, oder nicht. Auch, wenn er oder sie sich nicht eingeloggt hat, wird dieses Cookie auf dem Computer abgelegt und verfolgt das Surf-Verhalten des Benutzers. Und zwar nicht nur auf Facebook, sondern durchs ganze Web.

Aber können Cookies nicht nur aktiviert werden, wenn der Browser wieder auf der gleichen Internetseite landet?

Ja, bei normalen Cookies, aber datr ist ein besonderes Cookie. Und Facebook ist heutzutage fast überall im Web. So gut wie auf jeder Internetseite ist ein Like oder Share-Button von Facebook eingebunden. Und immer wenn ein Browser so einen Facebook-Button trifft, wird die Seiteninformation im datr-Cookie abgelegt. Besonders fies: die Datei speichert zwei Jahre lang dieses Verbindungen.

Krass. Und das ist rechtlich okay? Als Facebook-User hat man ja wenigstens - meist ohne sie zu lesen - irgendwelchen Nutzungsbedingungen zugestimmt. Aber was ist mit Leuten, die keinen Account haben?

Facebook sagt, dass sie das Datr-Cookie benutzen, um falsche Profile herauszufiltern und Cyber-Attacken zu verhindern. Aber es gibt auch Gerichte, die sich davon nicht überzeugen lassen und die Facebook diese Praxis verbieten wollen. Wer nicht warten will, bis das juristisch geklärt ist, der sollte seine Cookies regelmäßig löschen, im Browser einstellen, dass Cookies nicht automatisch akzeptiert werden - oder gleich im privaten Modus surfen.

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