Netzlexikon H wie Hackathon
Unter Zeitdruck viel erreichen – das ist das Ziel von Hackathons. Diese kurzlebigen Events wollen vor allem eines: die Welt ein kleines bisschen besser machen. Mit Software.
Wofür steht der Begriff Hackathon?
Hackathon ist eine Wortschöpfung, die sich aus "Hacken" und "Marathon" zusammensetzt. Bei einem Hackathon treffen Programmierer und Designer auf Leute mit einem Spezialwissen. Das Ziel ist es dann, in gemischten Gruppen eine neue Software zu einem bestimmten Anwendungsgebiet zu entwickeln. Zum Beispiel zu neuen Möglichkeiten des Online-Shoppings oder zur Auffindbarkeit von Büchern in einer Bibliothek.
Wie lang dauert so ein Hackathon?
In der Regel zwischen einem und sieben Tagen. Aber ganz egal, wie groß die Zeitspanne auch ist: Im Prinzip funktioniert ein Hackathon immer gleich: Schon vor dem eigentlichen Treffen werden online viele Ideen gesammelt und überlegt, was zum jeweiligen Motto des Hackathons möglich ist. Der Hackathon selbst beginnt dann mit einem motivierenden Vortrag. Danach geht es sofort an die Arbeit.
Und was passiert dann dort genau?
In kleinen Gruppen wird diskutiert, entworfen, programmiert und vor allem viel ausprobiert. Natürlich auch die halbe Nacht, geschlafen wird eher weniger. Am Ende des Hackathons stellen die Gruppen dann ihre Ergebnisse vor. Im Idealfall kann mit der frisch geschriebenen Software auch sofort gearbeitet werden. Sehr zur Freude der User. Die fleißigen Entwicklerteams dürfen sich aber auch freuen: Denn bei vielen Hackathons werden lukrative Preise für die besten Anwendungen vergeben.
Klingt wie ein freiwilliges Bootcamp für Nerds. Aber bringen solche Hackathons denn wirklich was?
Ja. Die Softwareindustrie setzt seit Mitte der 2000er Jahre auf die Methode Hackathon, um eigene Produkte zu verbessern, aber auch um neue Anwendungen auf den Markt zu bringen. Viele gemeinnützige Initiativen setzen ebenfalls auf die magische Formel, nach der unter Zeitdruck oft die besten Ergebnisse zustande kommen. Bei der weltweiten Hackathon-Initiative "Random Hacks of Kindness" etwa, die von Microsoft, Yahoo, Google, der NASA und der Weltbank ins Leben gerufen worden ist, sind schon von viele nützliche Tools entstanden. Zum Beispiel die Kurznachrichten-Anwendung "I'm OK". Mit der können Menschen in Notsituationen ihre Angehörigen benachrichtigen, dass sie noch am Leben sind. Eine Technik, die etwa beim Erdbeben in Tahiti im Jahr 2010 zum Einsatz gekommen ist.
Also eine Art ehrenamtliches Programmieren für eine bessere Welt?
Genau. Noch ein Beispiel: Im Oktober 2015 finden in Wien, Berlin und anderen europäischen Städten sogenannte "Refugee-Hackathons" statt. Ziel des Ganzen: Anwendungen erstellen, die speziell auf Flüchtlinge zugeschnitten sind. Etwa eine App, die Flüchtlinge schnell und unkompliziert mit einem Online-Dolmetscher zusammen bringt, oder eine Software, die geflüchteten Menschen eine besondere "Guided Tour" liefert, mit der man sich schnell und unkompliziert in der neuen Umgebung zurecht finden kann. Egal unter welchem Motto ein Hackathon auch läuft - am Ende soll etwas Neues entstehen, das die Menschen vor den Bildschirmen weiterbringt.
Und sind Hackathons nur was für Leute, die sich mit Programmieren auskennen?
Nicht unbedingt. Die Hauptsache ist, man interessiert sich für ein bestimmtes Themengebiet und kann auch einigermaßen mitreden. Hierzulande gibt es neben klassischen IT-Hackathons auch interessante Veranstaltungen zum Thema Fernsehen, Reisen, Mobilität, Bibliotheken oder Gesundheit. Da ist immer Input gefragt, und es braucht Leute, die sich einbringen wollen und den Programmieren sagen, was gebraucht wird. Und wie beim klassischen Marathon gilt auch bei einem Hackathon eine uralte Läufer-Weisheit: "Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen."