Netzlexikon S wie Smart Rifles
Das Internet der Dinge macht auch vor dem Krieg nicht halt. Und fast alles, was digital ist, kann auch gehackt werden - sogar Gewehre. Unser Netzlexikon klärt auf.
Was sind eigentlich Smart Rifles?
Smart Rifles sind moderne Präzisionsgewehre, die automatisch zielen können und mit dem Internet verbunden sind. Im Werbesprech der Waffenindustrie werden Smart Rifles als "intelligente Waffen" bezeichnet. Quasi die Smartphones unter den Schießprügeln. Nach schlauen Kühlschränken und Steckdosen sind sie vielleicht die logische Fortsetzung des Internet der Dinge. Nur eben das der tötenden Dinge.
Was können Smart Rifles?
So einiges. Der wichtigste Hersteller von Smart Rifles ist die texanische Firma Tracking Point. Für 10.000 US-Dollar aufwärts kann man dort ein Gewehr kaufen, das auf dem Betriebssystem Linux basiert. Das Gewehr hat eine integrierte Kamera und WLAN-Zugang, um sich mit anderen Gewehren zu verbinden. Dann kann man die besten Schüsse als Video verschicken oder ausgewählte Ziele aufs iPad streamen. Social shooting sozusagen.
Wer braucht so was?
Tracking Point richtet sich vor allem an Edel-Hobbyschützen und Jäger, aber auch die US-Army hat schon einige der angeblich smarten Waffen bestellt - zu Testzwecken. Das Besondere an einem Smart Rifle ist nämlich die elektronische Zielerfassung. Wie bei einem Computerspiel kann man damit Ziele auswählen und problemlos auch aus weitesten Entfernungen treffen. Per Software wird so jeder zum Meisterschützen. Mit einem Smart Rifle kann jeder Anfänger theoretisch aus hunderten von Metern einen Menschen töten. Und das ist natürlich auch für das Militär interessant.
Sind Smart Rifles sicher?
Jein. Weil man zum Abfeuern einen PIN-Code braucht, können Smart Rifles theoretisch zwar das Risiko senken, dass jemand unerlaubt die Waffe benutzt. Allerdings: So gut wie alles, was digital ist, kann prinzipiell auch Ziel von Hackerangriffen werden.
Und ist das schon passiert?
Ja. Die Gewehre von Tracking Point wurden schon gehackt. Das Ehepaar Michael Auger und Runa Sandvik, zwei amerikanische Sicherheitsexperten, hat sich per WLAN Zugriff auf ein Gewehr verschafft und konnte dort einige Werte verändern. Das Gewehr feuert dann einige Meter weiter nach rechts oder links. Anstatt genauer zu schießen, schießt es also ungenauer. Tracking Point will zwar ein Softwareupdate rausbringen, aber der Beweis ist erbracht: Die angeblich ach so klugen Waffen lassen sich prinzipiell manipulieren.